Yooka-Laylee
Chamäleon und Fledermaus statt Bär und Vogel
Es ist knapp zwei Jahre her, da trat das frisch gegründete Indie-Studio Playtonic Games mit ihrer Idee eines spirituellen Nachfolgers zu Banjo & Kazooie an die Spielerschaft auf Kickstarter heran. Das N64-Original hat inzwischen fast 20 Jahre auf dem Buckel und wurde nach der 64-Bit-Ära nie mit einem wirklich guten Nachfolger bedacht. Also nahmen es einige ehemalige Rare-Mitarbeiter nun selbst in die Hand und entwarfen ein Spiel, welches sich zu einhundert Prozent an der Formel des Hüpf-Klassikers aus dem Jahre 1998 orientieren sollte.
Die Handlung ist schnell erklärt. Der böse Capital B und Dr. Quack wollen mit dem Novellisator 64 alle Bücher vernichten. Blöderweise ruft dies aber das dynamische Duo Yooka und Laylee auf den Plan. Während das Chamäleon Yooka eher der behutsame Typ ist, nimmt die Fledermausdame Laylee kein Blatt vor den Mund. Blatt ist übrigens das Stichwort, denn beim Bücher-Diebstahl kommen auch die Seiten eines besonders wertvollen Buches mit magischen Kräften abhanden. Sie nennen sich Pagies und wollen von Yooka und Laylee nun in den verschiedenen Welten eingesammelt werden.
Schon schnell wird klar, dass der 3D-Platformer von Playtonic Games eine vollkommen offensichtliche Kopie des Rare-Klassikers vom N64 geworden ist. Tatsächlich könnte man meinen, dass Game Design Dokument wurde einmal durch den Kopierer gejagt und alle Begriffe mit Markenschutz durch ein adäquates Ersatzstück getauscht. Gruntilda’s Höhle wird durch die Hivory Towers als Hubwelt ersetzt. Der Dealer des Vertrauens für Spezialfähigkeiten aller Art ist nicht der Maulwurf Bottles, sondern die Schlange Trowser. Und die ikonischen Spezial-Verwandlungen gibt es nicht mehr in Mumbo Jumbos Hütte, sondern bei der Forscherin Dr. Puzz.
Sammelspaß der alten Schule
Bereits recht früh im Spiel bekommen Yooka und Laylee ihre ersten Spezialfähigkeiten spendiert. Dann kann man mit Yooka steilere Aufgänge hinaufrollen, Totems mit Laylees Sonar aktivieren oder dank ihrer Flügel länger in der Luft flattern. Bestimmte Aktionen verbrauchen allerdings die Ausdauer des Duos und man muss im Anschluss eine Weile warten. Gegner lassen sich recht zuverlässig mit einem Rundumschlag beseitigen. Falls ihr doch mal einen Treffer abgekommt, kann Yooka mit seiner Zunge einfach einen umherfliegenden Schmetterling verspeisen und so seine Lebensenergie auffüllen.
Nachdem ihr im Spielverlauf die ersten Pagies in den Hivory Towers gesammelt habt, geht es direkt in die erste Welt. Hier beginnt der Sammelspaß erst so richtig und es gilt durch das Absolvieren von kleineren Puzzles, Sammel- oder Hüpfaktionen an die Pagies zu kommen. Diese können im Anschluss dazu genutzt werden, um neue Dinge freizuschalten. Darüber hinaus können in jedem Level Federn gesammelt werden. Sie sind die eigentliche Währung des Spiels und werden dazu verwendet, um Trowser im jeweiligen Level Spezialfähigkeiten abzukaufen. Dementsprechend beginnt der Ausflug in eine neue Welt oft mit der Feder-Suche. Das hat aber den netten Nebeneffekt, dass man die Welt zunächst ein wenig kennenlernt.
Zusätzlich gibt es noch ein paar besondere Collectibles. So wird für die Verwandlung durch Dr. Puzz zunächst ein besonderes Molekül benötigt. Außerdem ist in jeder Welt ein Retro-Spielautomat platziert. Bevor der Dino Rextro Yooka und Laylee an das Gerät lässt, muss die dazugehörige Automaten-Münze gesammelt werden. Im Anschluss kann man durch die Absolvierung des oftmals spaßig-kurzweiligen Minigames an weitere Pagies gelangen. Alle Minispiele sind übrigens auf vier Spieler ausgelegt und können abseits des Hauptspiels auch separat im Multiplayer gedaddelt werden.
Tolles Flair trotz wenigen Welten
Yooka-Laylee will ein spiritueller Nachfolger von Banjo & Kazooie sein und lässt keine Gelegenheit aus, um Anspruch auf diesen Thron anzumelden. Das merkt man insbesondere an den Dialogen, bei denen sich der besonnene Yooka und die geldgeile Laylee gegenseitig die Klinke in die Hand geben. Das Charakter-Design ist exzellent und man trifft lauter kreative Weltenbewohner. Viel Liebe wurde außerdem in die Animationen gesteckt. Es macht einen Heidenspaß mit Yooka und Laylee durch die Welten zu hüpfen, während der gelungene Soundtrack von Grant Kirkhope und Dave Wise erklingt. Wer dabei allerdings nicht aufpasst, hat spätestens in den Hivory Towers das Nachsehen, wenn Dr. Quack im Quizduell zur Leistungskontrolle bittet.
Blöderweise haben sich die Entwickler - vermutlich aus Kostengründen - zu einer Design-Entscheidung hinreißen lassen, die Yooka-Laylee dann doch klar von seinem Vorfahren abgrenzt. Während das Hüpfabenteuer von Bär und Vogel auf insgesamt neun Welten kommt, sind es bei Yooka-Laylee nur fünf. Hat man nun genug Pagies gesammelt, stellt einen das Spiel vor die Wahl. Entweder kann man die Pagies dazu nutzen, um in den Hivory Towers weiter voranzuschreiten, oder man erweitert eine bestehende Welt. Dies ist mit jeder Welt einmal möglich und erweitert diese dann um viele neue Herausforderungen. Insgesamt sind immer 25 Pagies in jeder Welt platziert.
Schaut man sich heute die Welten aus Banjo & Kazooie an, ist man überrascht, wie klein diese doch eigentlich sind. Dieser Umstand wird durch die etwas langsamere Spielgeschwindigkeit aber recht clever kompensiert. Yooka-Laylee ist allerdings ein flotteres Spiel. Dadurch sind die Welten etwas zu groß geraten und fühlen sich recht aufgeblasen an. Wenn man dann auch noch eine Welt erweitert, wird alles ein wenig zu groß und die Laufwege sind zu mühsam. Darüber hinaus sorgt dieser Umstand dafür, dass sich die Welten gar nicht in einem Zug komplettieren lassen, selbst wenn man es denn wollen würde.
So fühlt sich Yooka-Laylee einfach nicht so abwechslungsreich an wie ein Banjo & Kazooie, gerade auch weil die späteren Welten in Yooka-Laylee nicht ganz das zunächst recht hohe Qualitätsniveau halten können. Außerdem gibt es hin und wieder Momente, in denen die Kamera ein paar Probleme mit der Spielgeschwindigkeit hat. Ansonsten ist diese genauso wie die Spielsteuerung sehr gelungen. Ebenfalls sehr ansehnlich ist die Grafik, die ironischerweise fast schon etwas zu gut gelungen ist. Die Spieloptik macht nämlich nicht immer klar, welche Weltenbausteine für eine Hüpfpassage nun relevant sind. Gelegentlich kommt es daher vor, dass man sich auf der Suche nach Pagies in komischen Ecken der Welten verzettelt und sogar mal den Freitod wählen muss.
Fazit:
Yooka-Laylee ist sicherlich kein Meilenstein des Genres, allerdings war dies auch nie die Intention der Entwickler. Ziel war ein Hüpfabenteuer der alten Schule mit dem Trademark-Design von Rare. Und in dieser Aufgabe brilliert Yooka-Laylee an allen Ecken und Enden mit toller Präsentation, überspitztem Humor und sehr guter Spielbarkeit. Die Gameplay-Formel zündet auch heute noch und Fans von N64-Hüpfern werden viele schöne Stunden mit diesem Titel verbringen, der sich keinesfalls so altbacken spielt wie von einigen befürchtet. Für ein Indie-Spiel dieser Größenordnung ist der Grad an Feintung gehoben und die etwas längere Wartezeit hat sich definitiv gelohnt. Mit einem schlankeren Welten-Design, mehr Umfang und etwas mehr Abwechslung hätte Yooka-Laylee ohne Probleme auch noch in weit höhere Wertungsregionen vorstoßen können. So ist “nur” ein guter Hüpfer entstanden, der sich keinesfalls gänzlich vor seinen N64-Vorfahren verstecken muss.
Keine Ahnung was die Tester überall für Ansprüche haben, während jedes noch so lasche Mario die Topwertung hinterher geschmissen bekommt. Auch Rayman Legends als JnR-Beispiel kann da nicht mithalten.
Haufenweise durchdachte Geschicklichkeitsprüfungen, abwechslungsreiche Aufgaben, super sympathische Charaktere, top Grafik, lustige Sprüche, hier stimmt wirklich fast alles. Da ich es schon durch habe weiß ich wovon ich rede.
An sich klingt es genau nach meinem Geschmack. Man muss ja nicht immer direkt mit der Zeit gehen. "Neu" muss ja nicht immer "gut" heißen. *hust* Nuts'N'Bolts *hust*
MarioKart auf dem N64 spiele ich immer noch sehr gerne. Bei SuperMario64 habe ich schon so meine Probleme und lege es schnell wieder weg.
Ich denke, dass der Test mit der Wertung schon klar gehen wird (ich habe es nicht gespielt).
Mir ist nur wichtig, dass das Flair von den guten alten N64 spielen wieder kommt. Mit ein paar Macken kann ich gut leben. Die Kamera war auf dem N64 auch oft ein Problem.....was mich damals wenig gestört hat.
Das ist ein Spiel, welches ich mir auch nie auf der PS4 holen möchte, solange ich es auch auf einer Nintendokonsole spielen kann......
Die Wertung kann ich so zwar Unterschreiben, ABER: Wenn man an das Spiel mit der Erwartung an an Banjo Threeie rangeht, wird man weiß Gott nicht enttäuscht. Das Spiel liefert in meinen Augen genau das ab, was es verspricht, aber es ist definitiv Luft nach oben.
Unter realistischen, aktuellen Messpunkten ist da allerhöchstens eine 8,0 möglich, wenn man ein paar Schwerpunkte anders bewertet. Aber es sind wirklich sehr gute 7,5 die man hier vorgesetzt bekommt.
Wer BK will Wirt hier voll auf seine Kosten kommen! :)
Banjo-Kazooie