Test

VOEZ

Von Andreas Held am 04.03.2017

Beatmania auf dem Touchscreen

VOEZ (das wohl wie das englische Wort "Voice" ausgesprochen werden möchte) machte bei seiner Ankündigung vor allem deshalb auf sich aufmerksam, weil es nur im Handheld-Modus spielbar ist. Dafür gibt es einen ganz einfachen Grund: Die Noten fallen in auf dem Touchscreen eingeblendeten Bahnen zur Bodenlinie, und diese tanzen während eines Liedes kontinuierlich über den Bildschirm, sodass ein simples Mapping der Bahnen auf Tasten eines traditionellen Controllers das Spielgefühl nicht replizieren würde. Da der Titel außerdem eine Multitouch-Funktionalität benötigt, ist Switch die einzige Heimkonsole, auf der VOEZ überhaupt umsetzbar ist - aber selbst hier funktioniert das Spiel eben nur im Handheld-Modus.

Um eine Note zu spielen, solltet ihr sie genau dann antippen, wenn sie die Bodenlinie erreicht. Dazu könnt ihr den Handheld-Teil ganz normal halten und nur mit euren Daumen spielen - allerdings solltet ihr in diesem Fall vorher die Joy-Con entfernen, da die Mitte des Bildschirms sonst selbst mit großen Händen nur schwer erreichbar ist. Auf höheren Schwierigkeitsgraden ist es hingegen zwingend notwendig, den Bildschirm auf eine flache Oberfläche zu legen und wie ein Keyboard zu bedienen. Allgemein lohnt es sich, diese Spielweise von Anfang zu nutzen und einzuüben - schon allein deshalb, weil VOEZ auf diese Weise viel mehr Spaß macht.

Für den durchaus üppigen Kaufpreis erhalten Musikfans eine ebenso üppige Auswahl aus 116 Songs, die sich aus größtenteils instrumentalen Elektropop-Stücken aus der Doujin-Szene zusammensetzt. Wer schon einmal DJ Max Portable gespielt hat, weiß in etwa, was ihn erwartet - alle anderen sollten auf YouTube ein paar Stücke nachschlagen, um abzuschätzen, ob der Soundtrack von VOEZ ihren Geschmack trifft. Ärgerlich ist, dass das Spielen der 116 Lieder auf drei verschiedenen Schwierigkeitsgraden fast alles ist, was euch VOEZ zu bieten hat. Zwar könnt ihr durch gute Leistungen nach und nach verschiedene Kapitel einer Visual Novel freischalten, doch diese ist ungefähr so interessant wie eine Fotostory aus der Bravo. Somit bleibt als einziger Motivator das Ziel, die eigenen Highscores immer weiter zu verbessern. Online-Leaderboards gibt es nicht.

Keine technischen Macken und fast keine Regeln

Wer Bedenken im Hinblick auf die Qualität der Portierung hegt, darf gänzlich beruhigt sein: VOEZ wurde ohne technische Mängel auf Nintendos Gerät portiert. Die Touchscreen-Erkennung funktioniert auch bei hektischen Songs perfekt, während sich die Framerate zu keiner Zeit eine Blöße gibt. Leider kann VOEZ seine Mobile-Wurzeln nicht verbergen: Für Konsolenspieler dürfte vor allem das Zufallsprinzip beim Freischalten der (völlig nutzlosen) Sammelbildchen ein Kritikpunkt sein, da solche "Loot Crates" eigentlich eine Eigenheit des Free2Play-Sektors bleiben sollten. Außerdem wird auch in den verschiedenen Menüs keine Knopfsteuerung unterstützt, obwohl diese gerade bei der Songauswahl etwas komfortabler gewesen wäre.

Wohl ebenfalls mit der Herkunft des Spiels zu begründen ist die fast vollständige Abwesenheit konsequenter Regeln. Es ist nicht möglich, während eines Songs zu scheitern, und das Zeitfenster zum Treffen einer Note ist geradezu lächerlich groß. Da es außerdem nicht bestraft wird, wenn ihr eine Bahn antippt, obwohl sich gar keine Note auf dieser Bahn befindet, könnt ihr generell selbst mit wildem Herumtippen auf dem Touchscreen akzeptable Ergebnisse erzielen oder gar eine Combo halten. Deutlich schwieriger wird es, wenn ihr ein "All Perfect" erspielen oder die theoretische Maximalpunktzahl von einer Million Punkte erreichen wollt, denn hierzu muss euer Timing deutlich besser sitzen. Wer es darauf anlegt wird aber trotzdem Möglichkeiten finden, das Regelwerk zumindest zum Teil auszuhebeln. Der Schwierigkeitsgrad der einzelnen Notencharts reicht von "Fisher-Price-Piano" bis "Crazy Japanese Music Game" - hier sollte unabhängig von Begabung und Erfahrung jeder etwas finden, das zu seinen eigenen Fähigkeiten passt.

Fazit:

VOEZ ist ein Musikspiel, das ursprünglich aus dem Free2Play-Sektor von Mobile-Geräten stammt und nun zu einem recht stolzen Preis für Switch erhältlich ist. Die große Songbibliothek aus 116 Liedern kann diesen Preis weitgehend rechtfertigen, und die drei verschiedenen Schwierigkeitsgrade öffnen den Titel für alle Zielgruppen. Das Gameplay selbst, das den Switch-Bildschirm in eine Art Keyboard verwandelt, ist potentiell sehr spaßig, allerdings öffnet euch das lasche Regelwerk einige Hintertürchen - VOEZ ist nicht sehr erpicht darauf, den Spieler für Fehler zu bestrafen. Ein paar freischaltbare Extras abseits der fast völlig funktionslosen Sammelbildchen wären ebenfalls wünschenswert gewesen.

Wer mit dem Gameplay und dem Soundtrack etwas anfangen und sich auch mit der Aussicht auf neue Highscores motivieren kann, wird mit VOEZ definitiv auf seine Kosten kommen. Einen Pflichtkauf stellt der Titel aber selbst für Genrefans nicht dar.

Unsere Wertung:
7.5
Andreas Held meint: "VOEZ ist ein solides und potentiell sehr spaßiges Musikspiel, aber kein Genre-Primus."
VOEZ erscheint für Nintendo Switch. Wir haben die Version für Nintendo Switch getestet.
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1 Kommentar:
Tobsen)
Tobsen
Am 05.03.2017 um 13:39
Ich warte lieber auf Frau Hatsune und Persona 5 Dancing All Night.
Außerdem nenne ich dieses Spiel bzw. spreche ich es "Wöhz" aus :D.