Test

Absolum

Von Michael Prammer am 20.10.2025

Spiele wie Streets of Rage oder Double Dragon bildeten einst ein eigenes, sehr beliebtes Sub-Genre. Doch mittlerweile galten sie als fast gänzlich von der Bildfläche verschwunden. Absolum versucht sich nun jedoch an einer Mischung aus eben einem solchen Beat’em’Up und Rogue-lite. Ob diese Kombination überzeugt, zeigt unser Test.

Absolum ist ein Spiel ohne bekannte Lizenz, das somit seine ganz eigene Welt und Mythologie erschafft. Trotzdem könnte das Spiel ein ganz großer Titel dieses Kalenderjahres werden. Wie funktioniert das? Nun ja, ein großartiger Cartoon-Stil, ein dynamisches und äußerst genaues Kampfsystem, verzweigte Progression durch eine Reihe von Screens auf vier verschiedenen Inseln sowie raffinierte Roguelite-Elemente, die eure Stärke rasant anwachsen lassen. Das alles vereint sich in einem großartigen Paket, das sehr viel Spaß bereitet und von dem man sich nur schwer trennen kann. Das alles wäre natürlich nicht halb so gut, wenn das Kampfsystem nicht so wahnsinnig präzise wäre. Wie bei einem richtig guten Turnierprügler werden Eingaben blitzschnell und ohne Verzögerungen in Angriffe umgesetzt. Schon wenige Sekunden nach dem ersten Tastendruck kann man im Grunde gar nicht anders, als es den Titel zu lieben. Großartig!

Der Mix macht's

Ausweichen, Parieren (indem man in einen Angriff ausweicht) und an die Issen-Konter aus Onimusha erinnernde „Clashes“-Treffer, die erfolgen, bevor der Gegner einen Schlag ausführen kann, sorgen bereits im einfach gestalteten Basis-Gameplay aus leichten und schweren Attacken für ein rundes Sielgefühl. Die Rituale – damit sind die aktiven und passiven Upgrades gemeint – verleihen dem Ganzen noch eine gewisse Würze, die auf ganz verschiedene Art und Weise wirken. Wie wäre es, wenn ein Dodge zur rechten Zeit ein Skelett erscheinen lässt, das an eurer Seite kämpft? Wie wäre es mit einem Doppelsprung, der die Gegner in einen Tornado einwickelt? Oder pulsierende Monsterpflanzen, die nach einem geglückten Clash tödliche Nadeln auf Gegner abfeuern? Und natürlich türmen sich derartige Verbesserungen, ganz im besten Roguelite-Stil, immer weiter auf und werden mit weiterem Fortschritt noch exotischer.

Die Skelette verursachen immer mehr Schäden, hinterlassen nach ihrem Ableben Knochen, die als Wurfgeschosse dienen können, oder explodieren sogar. Der Doppelsprung verwandelt sich in einen Dreifach- oder Vierfach-Sprung, sodass die Gegner überhaupt nicht mehr den Boden berühren. Und so weiter. Wenn ihr im Koop (zwei Spieler, lokal oder online) mit jemandem spielt, der seine Buffs auf Luftschläge oder Kollisionen konzentriert, entstehen flüssige Kombinationen, bei denen man fast Mitleid mit den bunten Monstern hat, die sich euch immer wieder in den Weg stellen. Das soll jedoch nicht bedeuten, dass Absolum nicht trotzdem extrem herausfordernd sein kann. Anstatt wie in klassischen Arcade-Beat’em-Ups einfach weiterzuspielen, wenn man besiegt wurde, beendet Absolum den aktuellen Versuch und schickt die Spielenden zurück in den Hub.

Im Hub sprecht ihr mit den NPCs, um mehr über sie und die Welt zu lernen. Zudem könnt ihr hier an neue Quests kommen und kauft mit den im Spielverlauf gesammelten Kristallen eure Upgrades. Zudem könnt ihr euer Repertoire an Superattacken erweitern oder auf einen anderen der unterschiedlichen Charaktere umsteigen. Und wenn euch Absolum doch zu schwer ist, dürft ihr erhaltenen und ausgeteilten Schaden in acht Stufen (von 0 bis 200 Prozent) getrennt für jeden Spielenden rauf- und runterregeln. Sogar während eines aktiven Runs. So sieht wirklich jeder das Ende.

Immer wieder ein Genuss, technisch top

Der Spielablauf von Absolum gestaltet sich insgesamt sehr motivierend, und selbst nach einem Bildschirmtod entsteht meist der Wunsch, direkt einen weiteren Versuch zu starten – denn vielleicht erscheinen beim nächsten Mal ja bessere Rituale? Auch im Einzelspielermodus bietet Absolum fast ebenso viel Unterhaltung wie im Koop. Das liegt vermutlich daran, dass die farbenfrohe, dynamisch animierte Comic-Grafik je nach Kombination von Effekten und Gegnergruppen gelegentlich etwas unübersichtlich werden kann. Situationen, in denen man jedoch vollständig den Überblick verliert, bleiben wrklich die Ausnahme und sind kaum der Rede wert.

Auch technisch läuft Absolum absolut flott. Unsere getestete Nintendo Switch-Version muss sich nichts vorwerfen lassen, die Kämpfe laufen butterweich, Ruckler und Bildrateneinbrüche sind, wenn überhaupt, nur ganz minimal und dann auch nur am Rande zu verzeichnen. Die Comik-Grafik ist wunderschön, die Effekte überzeugen und die Hintergründe runden das Gesamtbild ab. Der Sound und die musikalische Untermalung sind nochmal ein Highlight für sich. Hier hauen die Entwickler nochmal ordentlich einen raus und bringen audiovisuell eines der besten Indie-Spiele des Jahres auf den Markt.

FAZIT:

Absolum ist wirklich ein echtes Highlight geworden! Wer Spiele wie Streets of Rage mag, wird hier sofort glücklich. Wer Rogue-lite-Games liebt, wird Absolum ebenfalls sofort ins Herz schließen. Alle anderen werden wohl zunächst denken: Schon wieder ein Spiel, in dem man ständig stirbt. Doch gerade hier bietet das Spiel tatsächlich etwas Neues: Die Verbindung von Beat’em’up-Mechaniken und Roguelite-Elementen funktioniert einfach richtig gut, der anpassbare Schwierigkeitsgrad ermöglicht einen breiten Zugang und der Grafikstil hinterlässt einen durchweg positiven Eindruck. Dazu kommt noch die unglaubliche Musik, die wirklich teilweise zum Besten zählt, was es dieses Jahr in Videospielen auf die Ohren gab. Absolum kratzt an der Perfektion, macht eigentlich so gut wie alles richtig und sollte unbedingt die Beachtung erhalten, die es absolut verdient hat.

Unsere Wertung:
9.5
Michael Prammer meint: "Absolum zählt zu den absoluten Indie-Highlights des Jahres"
Absolum von Guard Crush erscheint am 09.10.2025 für PC und PlayStation 4 und PlayStation 5 und Nintendo Switch. Wir haben die Version für Nintendo Switch getestet. Für diesen Test wurde uns ein Rezensionsexemplar von DotEmu zur Verfügung gestellt.
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