Lawn Mowing Simulator
Das Videospiel Lawn Mowing Simulator lässt mich eine Art Traum erleben. Und ja, ich gehöre zu den Menschen, die ihren Rasen gerne trimmen, was wohl daran liegen mag, dass es sich um eine relativ kleine und ebene Fläche vor meinem Heim handelt. Die Entspannung und vor allem der Geruch des frisch gemähten Rasens sind das, was mir die Freude an dieser Arbeit bereitet. Es gibt genügend Simulationen und im Grunde ist der Versuch, sich an einen derartigen Ableger zu wagen, gar nicht so weit hergeholt. Jetzt müsste man das Ganze nur noch richtig umsetzen.
Das "Mäh-Imperium"
Am Anfang des Spiels müsst ihr zunächst eure eigene Firma gründen, indem ihr einen Firmennamen samt Logo festlegt und einen notwendigen Avatar erstellt. Dann müsst ihr euch bereits entscheiden, welche Art von Rasenmäher ihr euch zuerst anschaffen wollt. Anfänger können hier schon in den ersten Fallstrick geraten: Denn wer sich ahnungslos für die preiswerteste Option entscheidet, nur um dann festzustellen, dass der Rasenmäher, der gekauft wurde, das gemähte Gras nicht in einem Behälter sammelt, sondern es wieder auf den Rasen ausspuckt, wird spätestens beim ersten Auftrag dumm aus der Wäsche gucken. Obwohl das Spiel auf Wunsch einige wirklich hilfreiche Tipps bietet, kann jemand, der seine Wahl nicht gut durchdenkt, schon hier einiges falsch machen. Neben dem eigentlichen Hauptgefährt wählt der Hobby-Trimmer noch einen kleinen Handschneider, um sein Equipment zu vervollständigen.
Es ist unwahrscheinlich, dass das Spielprinzip des Lawn Mowing Simulators überrascht. Nach den Wünschen des Auftraggebers sollt ihr den (meist hoffnungslos überwucherten) Garten eines Hauses, eines Anwesens oder eines öffentlichen Platzes mähen. Je nach Umgebung werden dabei Anweisungen erstellt, welche die gewünschte Rasenmäher-Art, die Grashöhe und weitere Angaben umfassen. Außerdem ist es wichtig, dass ihr nicht versehentlich Blumen absäbelt oder eure Reifen in der Erde Fahrspuren hinterlassen. Wenn Hindernisse, die die Klingen eures Rasenmähers beschädigen könnten, im Weg stehen, dürft ihr zudem das Gebiet vor dem eigentlichen Mähen betreten, um zum Beispiel herumstehende Gartenzwerge zu beseitigen.
Sobald alles bereit ist, könnt ihr euch auf euer Gefährt schwingen, die Klingenhöhe richtig anpassen und los mähen. Obwohl das Drehen auf dem englischen Rasen fast schon eine meditative Wirkung entfaltet, zieht man während des Spielens seine Kreise immer enger und sieht dabei zu, wie das hohe Gras immer weniger wird. Spannend ist das natürlich nicht. Darüber hinaus verlangen euch sogar die ersten Grundstücke ohne einen guten Plan schon eine Bearbeitungszeit von mehr als einer halben Stunde ab. Leider gibt es dabei keine Unterbrechung; Um eine Pause einzulegen, müsst ihr entweder in das Home-Menü der Nintendo Switch gehen oder den Auftrag abbrechen und gegebenenfalls neu starten. Zwischendurch Speichern wäre hier mehr als hilfreich. Wenn ihr die gewünschte Menge an Gras gestutzt habt, habt ihr die Möglichkeit, weitere Grasflecken zu beseitigen, beschädigte Blumenbeete neu zu arrangieren und eure Arbeit zu bewundern. Bevor der Rasenmäher wieder auf euren LKW gefahren wird, dürft ihr das Areal verlassen. Danach wird eine Abrechnung durchgeführt und ihr bekommt euer Gehalt, welches am Anfang ziemlich gering ist - was ein ganz großes Problem des Spiels ist.
Langweilige Aufträge - mäßige Technik
Nachdem ihr eure ersten Missionen erhalten habt, schaltet ihr allmählich weitere Gärten frei, die ihr mähen dürft. Außerdem gibt es diverse Campingplätze, die ihr zusätzlich reinigen könnt, indem ihr über ein abgestecktes Areal stürmt und mehrere Gegenstände sucht und aufsammelt, was die Angelegenheit insgesamt ziemlich einfach macht. Zuerst ist das alles auch noch unterhaltsam, aber im Laufe der Zeit wiederholt sich das Prozedere zu häufig. Außerdem wirft es nicht viel Geld ab – nur ein paar Rufpunkte für eure Firma. Letztere braucht ihr, um euer Unternehmen in großem Stil zu vergrößern, neues Personal einzustellen, mehr Rasenmäher zu kaufen oder um Darlehen aufzunehmen. Was also mit den Campingplätzen anfangen - mitnehmen oder links liegen lassen? Da viele der neu freigeschalteten Gärten Öko-Mäher erfordern, die ihr euch mit eurem ersten, sauer verdienten Geld noch nicht leisten könnt, entsteht ein gewisser Grind in Form von Campingplätzen und Gärten, die sich anfangs alle doch ziemlich ähneln. Hier erfordert das Spiel eine menge Geduld und Hingabe vom Spieler, da hier die Motivation sehr schnell flöten gehen kann.
Wenig motivationsfördernd ist auch, dass das Spiel auf der Nintendo Switch nicht wirklich gut aussieht. Die Ladezeiten sich außerdem nicht besonders schnell und die Umgebungen, die Avatare und sonstige Details lassen an Feinschliff vermissen. Allgemein wirkt das Spiel recht düster und die Atmosphäre des idyllischen Gartens will einfach nicht so richtig rüber kommen. Die Steuerung ist zudem gewöhnungsbedürftig. Das Umstellen der Kamera erweist sich als mühsam, klappt auch nicht immer wie gewünscht und erschwert die ohnehin schon fummelige Kontrolle des Geschehens zusätzlich. Immerhin kann der Titel in Sachen Sprache punkten. Das Spiel wurde positiverweise vollständig ins Deutsche übersetzt, was zwar nicht immer funktioniert, aber der gute Wille zählt auch (ein wenig).
Fazit:
Ich würde den Lawn Mowing Simulator echt gerne mögen. Rasenmähen ist im Prinzip eine entspannende Arbeit und kann, je nachdem welches Terrain man sein Eigen nennt, zum Wohlbefinden beitragen. Dieses Spiel tut es nicht. Der Titel zeigt zwar einige interessante Ansätze, diese werden dann aber leider entweder spielerisch oder technisch im Keim erstickt. Der Aufbau eines eigenen "Rasenmäher-Imperiums" mag motivierend klingen, der Weg dorthin über viele, zu ähnliche und kaum abwechslungsreiche Aufträge ist es aber nicht. Die Steuerung ist dabei auch nicht besonders hilfreich und erfordert Eingewöhnungszeit. Auch haben es die Entwickler nicht geschafft, eine Idylle zu schaffen, in der man sich beim Spielen verlieren könnte. Stattdessen bietet das Spiel mittelmäßige, zweckmäßige Grafiken. So bleibt hier leider eine Simulation, die man meiden sollte. Gerade jetzt im Frühling bietet die echte Natur eine unschlagbare Alternative.