Soll Bravely Default ein Remaster erhalten?
Zehn Jahre ist es nun her, dass ein kleines Team von SquareEnix rund um Produzenten Tomoya Asano in Zusammenarbeit mit Silicon Studio einen geistigen Nachfolger von Final Fantasy: The 4 Heroes of Light produzierte. Bravely Default erschien 2012 in Japan für den 3DS und mit über einem Jahr Verspätung dann auch im Westen und spaltete die Old-School-JRPG-Fangemeinde. Eine fragwürdige Designentscheidung macht das letzte Drittel des Spiels extrem repetitiv - dafür gibt es als Belohnung fürs Durchhalten ein grandioses, mind-blowing Ende. Dieses haben einige jedoch gar nicht erlebt, da sie das Spiel schon vorher genervt abbrachen.
Für mich zählt Bravely Default zu den besten JRPGs, die ich je spielen durfte, verbindet es doch meisterlich Elemente älterer Final-Fantasy-Titel mit modernen Quality-of-Life-Features, hervorragenden Einsatz der 3DS-Funktionen mit einer unkomplizierten, aber doch sehr cleveren Story. Selbst das schrecklich repetitive letzte Drittel hat einen Sinn in der Story, auch wenn man das zugegebenermaßen vielleicht etwas besser hätte lösen können. Abgerundet wird das Ganze durch wunderschöne handgezeichnete Stadtkulissen, die mit eingeschaltetem 3D-Effekt noch einmal an Glanz gewinnen und einem Soundtrack, der bis heute noch für offene Münder sorgt, weil er selbst unter den JRPG-Kollegen, die nicht selten mit guten Kompositionen aufwarten, hervorsticht.
Anlässlich des 10-jährigen Geburtstags hat SquareEnix einen Livestream ausgestrahlt, in dem die inzwischen dreiteilige Spielereihe gefeiert und auch ein bisschen über die Zukunft des inzwischen viel größeren Team Asano geplaudert wurde. Unter anderem scherzt Asano in diesem Stream, er hätte vermutlich ein Remaster zu Bravely Default ankündigen sollen, fügt aber sofort hinzu, dass diesbezüglich aktuell keine Pläne bestehen. Trotzdem - das klingt doch schon ein wenig nach einem Teaser, oder?
Auf der Nintendo Switch fühlt sich Team Asano aktuell am wohlsten und haut einen Kracher nach dem anderen heraus, sei es Octopath Traveler, Bravely Default II (ja, das ist der 3. Teil der Reihe), Triangle Strategy oder das jüngst erschienene HD-2D Remake von Live A Live. Da liegt doch eigentlich ein Remaster von Bravely Default, einem der in Fankreisen beliebtesten Titel des Teams, auf der Hand? Wäre es nicht schön, das Spiel auf einem TV spielen zu können statt auf dem winzigen 3DS-Screen mit der supergeringen Auflösung? Ist es nicht sowieso viel besser für alle, wenn Videospiele zugänglicher gemacht werden, vor allem jetzt, wo der 3DS-eShop in Bälde abgeschaltet wird und die Gebrauchtpreise ausgewählter 3DS-Titel explodieren?
Wer mich kennt, weiß, dass ich ein begeisterter “Switch-Port-Begger” bin. Zusammen mit Kommentarschreiber Tobsen und Forenuser ProG4m3r flehten wir beispielsweise schon vor vielen Jahren die JRPG-Götter an, uns ein Grandia-Remaster für die Switch zu gewähren - und als es dann endlich angekündigt wurde, waren wir alle aus dem Häuschen und bestellten es sofort. (Zwar hat keiner von uns das Spiel bis jetzt angerührt, aber das ist eine andere Geschichte!)
Beim Gedanken an ein Bravely-Default-Remaster allerdings zögere ich. Natürlich würde ich mich freuen, wenn eines meiner Lieblingsspiele einem größeren Publikum zugänglich gemacht wird. Natürlich würde ich es kaufen und das Spiel auch noch ein zweites Mal komplett durchspielen.
Aber - und das ist ein großes ABER - es würde etwas fehlen. Etwas sehr wichtiges. Mir zumindest, ich weiß nicht, wie andere Bravely-Default-durchgespielt-habende das sehen. Nämlich all die Features des 3DS, die so brilliant eingesetzt und mit der Story verknüpft wurden. Wie man 3DS-Features brilliant mit einer JRPG-Story verknüpft, wollt ihr wissen? Nun, dafür müsste ich ziemlich rabiat einige der heftigsten Plot-Twists von Bravely Default spoilern, daher mache ich folgenden Vorschlag: Ich gehe die Features erst spoilerfrei durch und poste den Spoilerteil auf den Kopf gestellt. Das Handy könnt ihr also einfach umdrehen oder am PC das Bild mit dem Text runterladen und umdrehen oder euch selbst auf den Kopf stellen - so ist jedenfalls gewährleistet, dass alle, die nicht gespoilert werden wollen, auch nicht gespoilert werden (und ich empfehle sehr, dieses Abenteuer spoilerfrei zu erleben!).
Der 3D-Effekt ist zwar, besonders bei den wunderschön handgezeichneten Stadt-Hintergründen, echt cool, aber er ist tatsächlich nicht für die Story relevant. Anders sieht es beim StreetPass-Feature aus. Wer sich nicht dran erinnert: Im Stand-By-Modus können 3DSe unterwegs Daten mit anderen 3DSen austauschen. Das Heimatdorf von Protagonist Tiz in Bravely Default wird zu Beginn des Abenteuers zerstört (super innovativer JRPG-Plot-Point, ich weiß^^), und kann optional im Laufe eines sich durch das ganze Spiel ziehenden Management-Mini-Spiels stückweise wieder aufgebaut werden. Dafür werden Arbeiter benötigt, die ihr über Streetpass-Begegnungen rekrutieren könnt. In wiederaufgebauten Shops könnt ihr euch dann Items und Ausrüstung kaufen und gelegentlich bekommt ihr auch Krimskrams geschenkt. Zusätzlich könnt ihr die Parties von gestreetpassten Kollegen im Kampf für eine Superattacke beschwören und euch deren Partyzusammensetzungen ansehen, um Inspirationen für eure eigene Mannschaft zu bekommen. Ohne StreetPass müsst ihr auf diese Features zwar nicht verzichten, da ihr gelegentlich auch NPC-Arbeiter über den “Adventurer” bekommt und Freunde fürs Beschwören auch einmalig pro Tag durch eine Verbindung mit einem Square-Enix-Server registrieren könnt, aber natürlich ist das StreetPassen schon die coolere Variante, da ihr euch viel verbundener mit den random Leuten fühlt, die so ihrer Wege gehen mit ihrem 3DS in der Tasche. A propos Stand-By-Modus: Während der rundenbasierten Kämpfe könnt ihr in brenzligen Situationen (auch während der Gegner am Zug ist) das Spielgeschehen anhalten und bis zu drei Moves raushauen, um das Blatt zu wenden - das sogenannte Bravely Second. Dafür benötigt ihr allerdings SP (Sleep Points), die ihr aufladen könnt, indem ihr den 3DS zusammengeklappt mit eingeschaltetem Bravely Default mit euch herumtragt. Dass der “Bravely Second”-Move irgendwie mit der Story verknüpft sein könnte, wird denke ich schon dadurch deutlich, dass der Nachfolger Bravely Second heißt :D.
Okay, also es gibt StreetPass, die Sleep-Funktion und die Kamera. Oh ja, die Kamera. Was hat die für eine Funktion? Das erfahrt ihr im Spoiler-Teil (oder besser, wenn ihr es selbst spielt/gespielt habt)! Und zu dem gehen wir jetzt über. Also noch ein letztes Mal: Bitte nur lesen, wenn ihr es schon kennt oder euch Spoiler wirklich komplett egal sind!
Yo. Und genau deswegen, weil das alles so cool ist und nicht ganz so gut auf der Switch funktionieren würde, wäre es ein bisschen schade, wenn jemand nur das vielleicht kommende Remaster spielen würde, in dem diese Dinge eben irgendwie anders geregelt werden müssen. Aber das heißt nicht, dass ich komplett gegen ein Remaster bin.
Hat von euch jemand Bravely Default (und Second) durchgespielt und kann verstehen, warum ich so geflasht von diesem JRPG bin? Oder wartet und hofft ihr (trotzdem) noch auf ein Remaster für aktuelle Konsolen? Habt ihr vielleicht mit Bravely Default II den Einstieg in die Reihe gefunden? Lasst es mich in den Kommentaren wissen und freut euch schon jetzt auf die nächste Episode des regelmäßig erscheinenden Grinder’s Guide. Tschö und viel Spaß beim Grinden!
Hat wohl mit Tales of Symphonia zu tun.
In Bravely Default war das Kampfsystem dennoch unterhaltsam genug und well balanced, sodass man kleine Mobs Turn One weghauen konnte und bei Bossen taktische Tiefe hatte. Der im
SPOILER
genannte letzte Boss war mir allerdings zu heftig wiederum.
SPOILER
Ich kann auch heute das Original noch empfehlen. Am 3DS wahrscheinlich wirklich besser als anders, aber besser ist es zu erleben als nicht zu erleben. Bravely Second habe ich noch herumliegen, aber nach diesem Text gehe ich das Game vielleicht im November an, da ich da nach Studienabschluss und Jobwechsel sowieso Urlaub und ZA abbaue. :D