Splatter - Zombiecalypse Now
2014 gewann die deutsche Nationalmannschaft die Fußballweltmeisterschaft in Brasilien, in Russland fanden die olympischen Winterspiele statt, Lettland trat der Eurozone bei, TikTok wurde in China gegründet. Außerdem: Auf Steam erschien ein kleiner Indie-Titel mit dem Namen "Splatter - Zombiecalypse Now". Satte acht Jahre später hat es das Spiel nun auch auf Nintendos Hybridkonsole geschafft und wir haben uns durch unzählige Zombies geballert, um euch diesen Test liefern zu können.
Ein Splatterfest mit Zombies
Splatter - Zombiecalypse Now ist wenig überraschend genau das, wonach es klingt: Ein spielerisch seichtes Actionfest mit massig Zombies und noch mehr Pixelblut. In der Rolle des einsamen Helden Max, der sich nicht nur den Vornamen mit Remedys depressiv-zynischen Actionhelden Max Payne teilt, kämpfen wir uns durch insgesamt 16 Hauptlevel und einige Sublevel, um irgendwie in der von Untoten überrannten Welt des Spiels zu überleben. Die Story ist B-Movie-Trash und genretypisch mehr Mittel zum Zweck, ist sich dessen aber jederzeit bewusst und punktet mit sarkastischen Sprüchen und abgefahrenen Charakteren.
Präsentiert wird uns das Ganze als ein Top-Down-Shooter mit Retro-Optik und zahlreichen Splattereffekten, die den Bildschirm fast völlig rot färben können. Allein diesen Splattereffekten hat das Spiel wohl seine 18er-Wertung zu verdanken, dabei ist die Action so überdreht und die Kamera so weit vom Geschehen entfernt, dass Splatter - Zombiecalypse Now nie wirklich gruselig oder übertrieben ekelig wird.
Zwischen den einzelnen Storykapiteln beglückt uns Splatter - Zombiecalypse Now mit spärlich animierten Cut-Scenes, die eine Film-Noir-Optik á la Sin City oder den ersten beiden Teilen von Max Payne an den Tag legen. Die Sprachausgabe ist Englisch, die Untertitel sind dagegen auf deutsch gehalten.
Ballern bis der (Zombie-)Arzt kommt
Das Gameplay ist denkbar einfach, wobei sich die Entwickler dennoch Mühe gegeben haben, um zumindest ein klein wenig Abwechslung in Max' blutroten Alltag zu bringen.
Mit dem linken Analogstick bewegen wir unseren Hauptprotagonisten, mit dem rechten zielen wir auf zerstörbare Gegenstände oder verschiedene untote Gegner. Das sind zumeist unterschiedlich große Zombies, aber auch andere blutrünstige Zeitgenossen wie mutierte Frösche, feuerspuckende Käfer oder riesige silberne Würmer. Geschossen wird mit dem rechten Trigger, wobei uns Splatter ein kleines aber feines Arsenal bestehend aus verschiedenen, klassischen Schusswaffen wie eine Schrotflinte, einem Maschinengewehr oder aber auch einem Granatwerfer bietet. Die Standardpistole, mit der wir das Spiel starten, besitzt einen unendlichen Vorrat an Kugeln, andere Waffen müssen dagegen regelmäßig mit Munition versorgt werden. An Werkbänken dürfen wir alle Waffenarten - genügend Geld vorausgesetzt - verbessern. Das dazu benötigte Kleingeld sammeln wir in der Form leuchtender Münzen in der Spielewelt auf. Nicht nur deshalb lohnt es sich, Holzkisten und andere Container zu zerschießen und nach versteckten Gebieten zu suchen.
Nicht zu verachten ist darüber hinaus die Wirkung von Leuchtfackeln, die wir mit der linken Schultertaste werfen dürfen. Abgesehen davon, dass uns die Fackeln in der grundsätzlich sehr düsteren Spielewelt Licht spenden, reagieren die meisten Zombies (und andere Monster) allergisch auf deren Leuchten. Im Lichtradius sind wir also zumindest vorübergehend sicher.
Damit das Zombie-Geballer nicht zu eintönig wird, haben sich die Entwickler ein paar Dinge einfallen lassen: Benzinfässer und Autos explodieren, wenn wir auf sie schießen, und können, ähnlich wie die Leuchtfackeln, stellenweise taktisch eingesetzt werden. Hin und wieder sind Orte mit Gas geflutet und erfordern, dass wir zwischen blau markierten "Luftlöchern" hin und her sprinten. An manchen Stellen im Spiel bekommen wir außerdem eine Begleitung zur Seite gestellt, die uns entweder als schießwütiger Söldner unterstützt oder aber sich hinter das Lenkrad eines Fahrzeugs klemmt und für uns den Cheuffeur spielt, damit wir uns wie in einem On-Rails-Shooter voll auf die Vernichtung der Gegnerhorden konzentrieren können. Bosskämpfe und ein paar optionale Quests runden das Geschehen ab.
Wer nach vier bis fünf Stunden Spielzeit die Hauptstory beendet hat, kann dann im Überlebensmodus um Bestpunktzahlen kämpfen oder mit bis zu vier Freunden im lokalen Multiplayer-Modus zocken. Einen Online-Modus suchen Spieler vergeblich.
Sowohl die Hauptkampagne als auch der Überlebensmodus machen in Maßen Spaß, Splatter - Zombiecalypse Now ist aber mitnichten ein perfektes Spiel. Das simple Spielprinzip und das Leveldesign waren vor acht Jahren schon nicht mehr zeitgemäß und sind es heute natürlich umso weniger. Trotz der oben beschriebenen Gameplaykniffe fehlt es dem Titel an Abwechslung, wodurch er für längere Sessions nur bedingt geeignet ist. Es sollte zudem erwähnt werden, dass die spezielle Optik des Spiels vor allem auf dem kleinen Bildschirm der Switch für Frust sorgen kann. Max ist nämlich so klein, dass er bisweilen nur am Leuchten seiner Taschenlampe und dem Mündungsfeuer seiner Waffe zu erkennen ist. Spätestens wenn dutzende Gegner gleichzeitig auf Max zustürmen, geht im Handheldmodus schnell die Übersicht flöten - ein Umstand, der noch nerviger wird, wenn Max an irgendwelchen Gegenständen oder Büschen im Terrain hängen bleibt. Wer an einem größeren Fernseher spielt, hat zumindest ersteres Problem nicht, dort sieht Splatter - Zombiecalypse Now aber etwas verwaschen und unscharf aus.
Fazit:
Angesichts des sehr niedrigen Preises (4,99€ bis 5. November, dann 7,99€) können Freunde zombiereicher Action mit Splatter - Zombiecalypse Now sicher nicht viel verkehrt machen. Ihnen sollte aber vor dem Kauf klar sein, dass das Gameplay ziemlich altbacken daherkommt und sowohl die Präsentation als auch die Steuerung nicht mehr als zweckmäßig sind. Unabhängig davon ist die blutige Action jedoch durchaus kurzweilig und der lokale Multiplayer-Modus, bei dem ihr entweder gegeneinander oder miteinander antreten könnt, heutzutage fast so etwas wie eine Seltenheit.