Test

Teenage Mutant Ninja Turtles: Shredders Revenge

Von Robert Emrich am 12.07.2022

Obwohl die Turtles in den letzten Jahren regelmäßig in Spielen für die unterschiedlichsten Plattformen aufgetaucht sind, liegt ihr (erster?) populärer Hochpunkt bereits ein paar Jahrzehnte zurück. In den frühen 90er Jahren prügelten sich die vier gepanzerten Helden in den von Konami entwickelten Spielen quer über alle gängigen Konsolen, um Shredder und seine Schergen in 8-Bit und 16-Bit Grafik in seine Schranken zu weisen und waren damit durchaus erfolgreich. Jetzt haben die Entwickler des kanadischen Studios Tribute Games dieses Spielgefühl ein weiteres mal wieder aufleben lassen und präsentieren uns mit Teenage Mutant Ninja Turtles: Shredders Revenge eine neue Geschichte im Gewand der guten alten SNES-Ära. Ob der erneute Aufguss Spaß macht oder besser in der Kanalisation untertauchen sollte, erfahrt ihr im folgenden Test.

Hey, jetzt kommen die Hero Turtles…

Eigentlich könnte alles so schön sein, während ihr mit der Familie und Freunden zuhause sitzt und die Sonnenseite des Lebens in Form einer heißen Pizza genießt. Doch natürlich muss wieder einmal etwas dazwischen kommen. Und erneut sind es die Ninjas aus Shredders Foot-Clan, die die Stadt unsicher machen und ihre Taten zusätzlich groß über einen von ihnen eroberten Fernsehsender ankündigen. Dass man in so einer Lage eingreifen muss, ist Schildkröten-Ehrensache und so macht ihr euch gemeinsam auf den Weg, um Shredder und Krang ein weiteres mal aufzuhalten und die Stadt vor ihren bösen Machenschaften zu beschützen.

Viel mehr lässt sich über die Handlung des Titels kaum sagen. Die Geschichte wird, von der Einleitung und dem Ende einmal abgesehen, zwischen den Leveln weitestgehend sprach- und textfrei in Form von einzelnen Bildern weitererzählt und verzichtet dementsprechend auf besondere Wendungen oder Tiefgang. Stattdessen gibt sich das Spiel mit der recht einfachen Handlung wie eine Episode der ersten Animationsserie von 1987. Ein Eindruck, der durch den tollen Vorspann, der im Stil der alten Serie neu aufgelegt wurde, nur noch verstärkt wird und besonders damaligen Fans ein wohliges Gefühl von Nostalgie bescheren dürfte. Lediglich Frank Zanders kratziger Gesang könnte dem einen oder anderen ein wenig fehlen. Am sehr guten ersten Eindruck ändert das aber nichts.

Hüpfen, springen, Waffen schwingen

Nachdem ihr euch früher oder später vom Vorspann losreissen konntet, wird es Zeit sich dem Spiel selber zu widmen, das sich wie ein Vertreter der klassischen Beat-’em-ups der 16-Bit-Ära präsentiert. Zwar sind Grafik und Akustik, dank der nicht mehr vorhandenen technischen Beschränkungen der damaligen Zeit, mittlerweile ein wenig verbessert worden. Doch davon abgesehen bleibt der Titel Vorbildern wie “Double Dragon”, “Streets of Rage” und natürlich auch “Turtles in Time” in vielerlei Hinsicht treu, was natürlich auch auf das Gamedesign selber zutrifft.

In bester Side-Scrolling-Beat-’em-up-Manier bewegt ihr euch alleine oder an der Seite eurer Mitspieler meistens von links nach rechts durch die einzelnen Level und verprügelt Wellen von Gegnern, die sich immer wieder auf euch stürzen. Eine breite Palette von Angriffen, Ausweich-Aktionen und Spezialattacken steht euch dabei fast komplett von Anfang an zur Verfügung und möchte besonders in späteren Leveln auch überlegt eingesetzt werden. Denn der einfache Standardangriff, der am Anfang noch für die meisten Gegner reicht, kann zum Beispiel gegen Schilde nicht allzuviel ausrichten, sodass ihr an solchen Stellen andere Fähigkeiten einsetzen solltet. Das Pauken komplizierter Bewegungsmuster, wie ihr sie etwa in Spielen wie “Street Fighter” benötigt, haben die Entwickler aber dankbarerweise auf ein Minimum reduziert, wodurch ihr schon nach kurzer Zeit problemlos an den meisten Gegnern vorbeikommen solltet. 

Die Level selber wurden allesamt mit viel Liebe und komplett unterschiedlich gestaltet und auch bei den Gegnern wurden in Sachen Unterhaltung keine Mühen gescheut. Bevor sich die Ninjas des Foot-Clans auf euch stürzen, könnt ihr diese, abhängig vom Gebiet, bei allen möglichen Tätigkeiten (inklusive dem Spielen auf dem Game Boy!) beobachten und es wird schnell klar, dass die Entwickler selber Fans der alten Serien und Spiele sind. 

Wie in diesen Spielen üblich, erwartet euch am Ende jedes Gebietes außerdem ein Endgegner, der eure Fähigkeiten noch einmal richtig auf die Probe stellt und oft auch gutes Timing erfordert. Einige der Bosse, bei denen sich das Spiel aus der breiten Palette der Bösewichte aus der Animationsserie bedient, sind dabei ein gutes Stück schwerer als andere, was dazu führen kann, dass ihr im Kampf all eure Leben verliert und den Level noch einmal durchspielen müsst. Wirklich unfair wird das Spiel aber nie, sodass jeder der Oberschurken eher früher als später auf der Matte liegt. Damit ihr das Spiel so fordernd oder entspannt wie gewünscht erleben könnt, gibt es mehrere Schwierigkeitsgrade, die allerdings mit Vorsicht genossen werden wollen, da die Lernkurve zwischen den einzelnen Graden spürbar ansteigt. Zusätzlich zum regulären Storymodus, in dem ihr nach dem Verlust aller Leben nur den aktuellen Level neu durchspielen müsst, bietet das Spiel Freunden der alten Schule auch noch den Arcade-Modus in dem nach dem Verlust aller Leben und Continues endgültig Schluss ist und ganz von vorne begonnen werden muss. Letzterer überträgt euren erreichten Punktestand außerdem in eine Online-Bestenliste, sodass euer größter erreichter Erfolg für alle sichtbar ist.

Mehr spielen und mit Mehreren spielen

Bei der Spieldauer setzen die Entwickler von Tribute Games eindeutig mehr auf Wiederspielbarkeit als auf Umfang. Wer sich nur für die Handlung interessiert, das Spiel zügig durchspielt und nicht allzu oft scheitert, kann den Abspann schon nach zwei Stunden sehen und den Titel dann zur Seite legen. Um alle sammelbaren Gegenstände zu finden und alle sieben spielbaren Charaktere auf die höchste Stufe zu spielen, braucht es aber eindeutig mehr Zeit und den wiederholten Besuch der einzelnen Level, wodurch sich die Spielzeit deutlich verlängert. Die vergleichsweise kurze Spieldauer bietet euch außerdem die Möglichkeit, das Spiel mit Freunden gemeinsam an einem Abend entspannt durchzuspielen, ohne dabei langatmig oder öde zu werden. Wahlweise könnt ihr das Abenteuer lokal oder online gemeinsam bestreiten und neben Freunden auch einfach mit unbekannten anderen Spielern zusammen losziehen.

Heißer als eine frische Pizza

Technisch gibt es an dem neuen Abenteuer der Turtles auch bei der Switch-Version erwartungsgemäß nichts zu beanstanden und Nintendos Hybridkonsole präsentiert euch die geballte Turtle-Power so sauber, als wäre der Titel eigens für sie gemacht worden. Tatsächlich ist die Konsole anderen Plattformen gegenüber sogar leicht im Vorteil, da das Spiel neben dem Steuerkreuz nur sechs Tasten benötigt, sodass ihr das Spiel bereits mit den mitgelieferten Joycons mit einem Freund zusammen spielen könnt. Neben der tollen Grafik verdienen auch Soundtrack und Steuerung großes Lob und auch die Ladezeiten sowie die Online-Funktionalität machten keine Probleme.

Fazit:

Obwohl die Endnote schon vor dem Abspann beinahe klar war, macht einem Teenage Mutant Ninja Turtles: Shredders Revenge die Bewertung nicht ganz einfach. Zum einen, weil man es unbewusst immer wieder mit dem sehr guten “Turtles in Time” vergleicht und zum anderen, weil es viele Dinge so gut macht, dass man leicht in Versuchung geraten kann, sich darüber zu beschweren, dass das Spiel nicht in jeder Hinsicht noch mehr zu bieten hat. Ein Zeichen für die Qualität und die Hingabe mit der die Menschen bei Tribute Games diesen Titel als Hommage an die 90er Jahre gestaltet haben. Alles wirkt sauber und wie aus einem Guss und vermittelt dabei ein Gefühl der guten Laune, gepaart mit kurzweiligem Spielspaß, der technisch auch makellos präsentiert wird. Dass der Titel bei all dem Lob und trotz seiner hohen Wiederspielbarkeit nur vergleichsweise wenig Handlung und Umfang bietet, soll dabei aber nicht unberücksichtigt bleiben und wer auf solche Dinge gesteigerten Wert legt, könnte von dem Spiel mittelfristig enttäuscht werden. Dennoch ist Shredders Revenge ein würdiger Nachfolger der alten Spiele und wenn ihr ein Fan der vier Kröten oder auf der Suche nach einem guten Koop-Spiel seid, sollte sich auch dieses Abenteuer früher oder später in eurer Spielesammlung einfinden.

Unsere Wertung:
8.0
Robert Emrich meint: "Nachdem die Turtles in den 90er Jahren durch die Zeit reisten, werden in diesem Teil die Spieler auf eine umgekehrte und sehr spaßige Zeitreise geschickt."
Teenage Mutant Ninja Turtles: Shredders Revenge von Tribute Games erscheint am 16.06.2022 für PC und PlayStation 4 und Nintendo Switch und XBox One. Wir haben die Version für Nintendo Switch getestet. Für diesen Test wurde uns ein Rezensionsexemplar von DotEmu zur Verfügung gestellt.
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