Test

Need for Speed: Hot Pursuit Remastered

Von Jeremiah David am 13.11.2020

Need For Speed Hot Pursuit hält auf Metacritic einen beeindruckenden Wert von 88. Anno 2010 zählte der Arcade-Racer der Burnout-Macher Criterion Games zu den besten Rennspielen überhaupt. Seitdem sind zehn Jahre vergangen und EA und Stellar Entertainment wollen dem Klassiker neues Leben einhauchen. Ob das gelungen ist, verrät euch unser Kurztest.

Das Original

Wenn ihr Need For Speed Hot Pursuit noch nie gespielt habt, dann solltet ihr drei Dinge über das Spiel wissen.

Erstens: Hot Pursuit wurde und wird zwar als ein Teil der Need-For-Speed-Serie vermarktet, hat aber viel mehr mit der Burnout-Reihe gemeinsam als mit anderen, vor allem neueren Ablegern der Serie. Es gibt in Hot Pursuit keine filmreifen Cut-Scenes mit irgendwelchen pseudo-coolen Hiphop-Gangstern, die auf den Straßen einer stereotypischen Großstadt Street-Credit gewinnen wollen. Die Rennautos sehen auch nicht aus als wären sie aus Versehen über Nacht vor dem Zuhause eines mehr oder weniger talentierten Graffitikünstlers abgestellt worden, und es gibt keine offene Welt mit übertrieben grellen Neonlichtern und Tuning-Garagen im GTA-Stil. Stattdessen klappern wir in Need for Speed: Hot Pursuit auf relativ altmodische Art und Weise verschiedene Events ab, um Gold-, Silber- oder Bronzemedaillen, neue Strecken und neue Fahrzeuge freizuspielen. Die Events bestehen in der Regel aus ganz normalen Rennen, Zeitrennen und Duellen. Darüber hinaus gibt es aber noch brachiale Verfolgungsjagden, die erst mit einem völlig demolierten Fahrzeug – einem sogenannten Takedown – enden. Während diesen namensgebenden Hot Pursuits werden wir entweder wie in anderen Need-for-Speed-Teilen in unserem schnittigen Sportwagen von wild gewordenen Cops in nicht weniger schnittigen Polizeiautos verfolgt, oder aber wir drehen den Spieß um, schlüpfen in die Rolle eines Gesetzeshüters und jagen selber hinter den Geschwindigkeitsverbrechern her. Während diesen Jagden dürfen wir sogar EMPs oder Krähenfüße einsetzen, um uns einen Vorteil zu verschaffen.

Zweitens: Hot Pursuit ist ein Arcade-Rennspiel, das absolut null Interesse an Realismus hat. Sollten es die obigen Zeilen nicht schon deutlich gemacht haben, wollen wir an dieser Stelle noch einmal betonen, dass es sich hier absolut nicht um eine Rennspielsimulation handelt. Hot Pursuit ist selbst im Vergleich mit anderen Need-For-Speed-Spielen arcade-lastig und unrealistisch. Fast wie in Mario Kart können wir enge Biegungen meistern, indem wir die Handbremse anziehen, um mit einem aberwitzigen Drift in die Kurve zu schlittern. Den Drift beenden wir dann mit einem Turbo-Boost, der uns in letzter Sekunde vor einem Rendezvous mit der Leitplanke bewahrt – oder aber wir schrammen mit aufsprühenden Funken einfach an dieser Entlang. Unzählige Abkürzungen warten zudem darauf entdeckt zu werden, durch viele Hindernisse können wir ungebremst hindurchbrettern. Die oben erwähnten EMPs und Krähenfüße lassen sich außerdem fast wie Items in einem Funracer einsetzen.

Drittens: Hot Pursuit macht verdammt viel Spaß. Das Spiel bietet ein wahnsinnig gutes Geschwindigkeitsgefühl, und die unterschiedlichen Strecken von Seacrest County sind mit verregneten Wäldern, trockenen Wüsten und idyllischen Küstenlandstrichen schön abwechslungsreich und laden auch zur Nutzung des Photo-Modes mit unterschiedlichen Filtern ein. Der lizenzierte Soundtrack mit Titeln wie Edge of the Earth von 30 Seconds to Mars oder Ruling Me von Weezer wird nicht jedermanns Geschmack treffen, aber die fetzigen, meist beat-lastigen Stücke passen objektiv gesehen ebenso wie die Motorengeräusche stets wunderbar zum Geschehen.

Das Remaster

Diejenigen unter euch, die das Original 2010 schon gespielt haben, wissen all das aber schon. Wie sieht es also mit den Verbesserungen der Remastered-Version von 2020 aus? Nun, kurz gesagt: Sie halten sich in Grenzen, beziehungsweise sind nicht wirklich relevant.

Need for Speed: Hot Pursuit Remastered bietet Spielern alle Inhalte der 2010er-Version sowie alle damals erschienenen DLCs, die das Hauptspiel um fünf bis sechs Stunden und mehr als 30 Herausforderungen erweitern. Die Neuauflage hat zudem noch eine Handvoll Neuerungen spendiert bekommen, diese sind aber größtenteils kaum der Rede wert. So dürfte es beispielsweise nur wenigen Spielern überhaupt auffallen, dass sämtliche Menüs und das HUD überarbeitet wurden. Am Streckenrand sind jetzt außerdem mehr Umgebungsobjekte zu finden. Die Texturen kommen auf der PlayStation 4 Pro und Xbox One X in schickem 4K daher, die Grafik wirkt aber dennoch altbacken. Besonders anhand der stellenweise etwas grob modellierten Landschaften und Bäume merkt man dem Titel sein Alter an. Das soll nicht heißen, dass Hot Pursuit schlecht aussieht, aber das Spiel ist definitiv nicht auf dem Niveau neuerer Produktionen. Es ist ein Spiel der Xbox-360- und PS3-Ära und das sieht man. Immerhin läuft alles erwartungsgemäß ruckelfrei mit stabilen 60 FPS. Im nachfolgenden Bild (Quelle: EA) könnt ihr die 2010er-Version (links) mit der Neuauflage (rechts) vergleichen:

Online dürfen bis zu acht Spieler gegeneinander antreten. Neu ist hier jetzt Cross-Play zwischen unterschiedlichen Plattformen, sodass Spieler auf PS4, Xbox One, PC und Nintendo Switch gegeneinander fahren können, sofern sie dies zulassen. Die Cross-Play-Funktion kann beim ersten Spielstart an- oder ausgeschalten werden. Nicht optional ist dagegen das Autolog-Feature, das ständig Daten an EAs Server schickt und so zwar verschiedene Statistiken und dynamische Herausforderungen ermöglicht, zugleich aber auch das Akzeptieren einer erschreckend langen Datenschutzerklärung nötig macht.

Fazit:

Need for Speed: Hot Pursuit war 2010 ein sehr gutes Rennspiel und ist es spielerisch auch heute noch. Die letzten zehn Jahre sind allerdings nicht spurlos an dem Titel vorübergegangen. EA präsentiert uns eben nur eine Remastered-Fassung, kein Remake. Wer das Original aus dem Jahre 2010 bereits gespielt hat und vielleicht sogar noch besitzt, der wird hier keine nennenswerten Neuerungen vorfinden, die einen Neukauf rechtfertigen. Alle anderen können jedoch bedenkenlos zugreifen, sofern ihnen der Preis von 40€ für ein zehn Jahre altes Spiel nicht etwas zu hoch ist.

Von uns getestet: PlayStation-4-Version

Unsere Wertung:
7.5
Jeremiah David meint: "Need for Speed Hot Pursuit war 2010 genial und ist es auch heute noch. Die Verbesserungen halten sich aber sehr in Grenzen."
Need for Speed: Hot Pursuit Remastered erscheint für PlayStation 4 und Nintendo Switch und XBox One. Wir haben die Version für Nintendo Switch getestet.
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1 Kommentar:
GF0P)
GF0P
Am 15.11.2020 um 20:18
Moment mal! 2010 war Hot Pursuit (dass die Autokorrektur hier vehement Pussy draus machen will, gibt mit zu denken!
GF0P)
GF0P
Am 15.11.2020 um 22:02
bereits ein Reboot / Remake des 1998 erschienenen NFS 3: Hot Pursuit. Das 2010 erschienene von Criterion entwickelte Spiel kann also nicht als #Original# bezeichnet werden. NFS3 ist der beste Teil der ganzen Serie in meinen Augen. Die MOD-Community hat unzählige Fahrzeuge und Tools bereitgestellt und mit einem simplen Hex-Editor konnten bereits die Werte der Karren geändert werden.
Ich erinnere mich an einen SLK, der versehentlich im Rückwärtsgang in 2 Sekunden auf Lichtgeschwindigkeit beschleunigte.
Jerry)
Jerry
Am 16.11.2020 um 20:21
Klar, das stimmt schon, aber geremastered wurde definitiv die 2010er-Version^^