
Daemon X Machina
Der Counter zeigt noch 15 verbleibende Ziele an, dann sollte das Missionsziel erreicht sein. Mit etwas Boost nehmen wir die Verfolgung in unserem Arsenal auf, einem bemannten und bis unter die Zähne bewaffneten Hightechroboter, um den AI's, feindlich gesinnte Einheiten, den Garaus zu machen. Zwei sind direkt vor der Flinte und werden mit zielsuchenden Raketen ausgeschaltet. Der rechte Waffenarm, auf der unser Arsenal eine Bazooka installiert hat, zeigt ein leeres Munitionsmagazin. Nicht schlimm, wir wechseln zu einer Schnellfeuerwaffe, die wir auf dem Rücken unseres Arsenals tragen. Schnell wie der Wind heften wir uns an die nächste Gruppe von Gegnern und schalten auch diese rasch aus. Die letzten drei verbliebenen Feinde sind kein Problem mehr und die Belohnung scheint zum Greifen nah. Doch was ist das? Eine Zwischensequenz flackert über den Schirm und kündigt Unheil in Form eines großen Bossgegners an. Mist, kaum noch Munition, auch der Energiehaushalt könnte besser sein und jetzt das. Hilft nichts, ran da!
Eine düstere Zukunft
Die Einleitung zeigt einen typischen Missionsverlauf von Daemon X Machina. Wie unterschiedlich diese sein können, dazu kommen wir später im Test. Zunächst einmal hat der Action-Titel aus dem Hause Marvelous eine Hintergrundgeschichte, die zwar relativ belanglos ist, allerdings doch kurz angeschnitten werden sollte: Nach dem sogenannten Mondfall setzt die Menschheit alles daran, die Erde wieder in ihren ursprünglichen Zustand zu versetzen. Dieses Unterfangen erweist sich allerdings als schwierig, da die Katastrophe neben der globalen Zerstörung auch weiteres Unheil in Form von sogenannten Immortals, eine bösartig gesinnte Maschinenrasse, mit auf die Erde brachte. Die Menschheit hat nur eine Chance und setzt auf künstliche Intelligenz, um die Bedrohung abzuwenden. Als Zusammenschluss nennt sich die Truppe Reclaimers und setzt auf Söldner, welche Outers genannt werden. Diese sind in der Lage mächtige Kampfroboter, die Arsenals, einzusetzen, um den Widersachern entgegentreten zu können. Der Spieler startet als frisch gebackener Rekrut in die Söldnertruppe.
Zunächst beginnt das Spiel mit einer relativ ausführlichen Charaktererstellung. Es lässt sich sehr viel an seinem Helden personalisieren, was etwas unnötig wirkt, da man diesen in 70% des Abenteuers gar nicht zu Gesicht bekommt. Der Großteil von Daemon X Machina spielt sich in den bereits erwähnten Arsenals ab, nur selten ist der Protagonist zu Fuß unterwegs.Ausgangspunkt des gesamten Titels ist der Hangar. Hier gibt es nicht viel zu sehen, der wichtigste Punkt ist die KI-Einheit „Four“. Von hier aus erledigt man alle wichtigen Dinge im Spiel. Wir haben es nämlich nicht mit einem „Open-World-Titel“ zu tun, sondern die Missionen sind alle fein säuberlich voneinander getrennt. Vom Hangar aus beginnt der Spieler die Missionen, rüstet seinen Arsenal weiter aus oder verbessert diesen, entwickelt neue Waffensysteme oder tritt Mehrspielergefechten bei. Letztere konnten wir allerdings leider nicht testen, da der Onlinemodus zum Testzeitraum noch nicht freigeschaltet war.
Ab in den Arsenal
Der frisch gebackene Rekrut beginnt bei Outer-Rang „E“ und arbeitet sich nach und nach im Ranking nach oben. Dies geschieht im Geschichtsverlauf automatisch, wobei dieser durch einen bestimmten Missionstyp vorangetrieben wird. Es gibt zum einen vorgegebene Missionen, die nicht nur Credits (die Ingamewährung) mit sich bringen, sondern auch die Story mit stimmungsvollen Zwischensequenzen weiterführen. Zum anderen sind stets optionale Missionen anwählbar. Die Missionstypen unterscheiden sich sehr und sorgen so für reichlich Abwechslung: Da wären zum Beispiel die plumpen „schieße alles vom Himmel“-Missionen, die eine bestimmte Anzahl an Gegnern auf der Karte anzeigen und uns dann fröhlich ballern lassen. Aber schon diese denkbar einfachen Aufgaben können sich als tückisch erweisen - siehe Einleitung! Dann gibt es Kämpfe gegen andere Arsenals, welche eine ganz andere Herangehensweise benötigen. Diese Widersacher kämpfen mit ähnlichen Mitteln wie wir selbst, sind flink und halten deutlich mehr aus, als das allgemeine „Kanonenfutter“. Außerdem gibt es noch Beschützer-Aufgaben, bei denen Fahrzeuge oder Gebäude vor anstürmenden Feindestruppen gerettet werden müssen. Und zu guter Letzt wären da noch ein paar wenige Missionen, die der Spieler ohne Arsenal zu Fuß erledigen muss. Eine solche Mission erfordert beispielsweise einen Arsenal aus einer Basis zu stehlen.
Grundsätzlich unterscheiden sich auch die Missionsgebiete etwas voneinander. Die meisten Areale wirken auf den ersten Blick sehr weitläufig, haben allerdings eine Barriere, die den Spieler am Verlassen des Missionsbereichs hindert. Dies erfolgt in zwei Schritten. Schritt eins warnt mit einem 20-Sekunden-Counter und stellt die gelbe Zone dar. Hier bleibt noch etwas Luft, falls die „Arena“ nur versehentlich verlassen wurde. Gerät man allerdings in die rote Zone, sinkt die Energie auf Null und die Mission ist beendet. Andere Missionen spielen sich in großen Gebäuden ab. Hier sind Barrieren natürlich hinfällig. Alle Missionen, egal wie sie aufgebaut sind, verfolgen jedoch immer ein Hauptziel. Ab und zu gibt es noch ein paar Nebenziele. Diese reichen von einer bestimmten Prozentzahl der eigenen Energie, bis hin zu einem versteckten Feind, der bezwungen werden soll. Am Ende dienen die Nebenziele hauptsächlich dazu, das eigene Konto aufzubessern. Übrigens: ein abgeschossenes Arsenal-Wrack sollte man keinesfalls links liegen lassen. Denn pro Wrack gibt es ein neues Teil für den eigenen Arsenal.
Roboter fit machen und weiter geht's
Nach der Mission ist vor der Mission, und hier liegt ein großer Reiz von Daemon X Machina. Hat man sich mit unzähligen Feinden oder überdimensionalen Immortals erfolgreich auseinandergesetzt, wartet bereits die nächste Aufgabe, die gut vorbereitet werden will. Wurde in der vorherigen Mission ein Arsenal erlegt, liegt vielleicht schon ein neues Rüstungsteil oder eine neue Waffe bereit, welche rasch an das eigene Vehikel angebracht werden will. Wenn nicht, dann steht die Fabrik zur Verfügung, mit der sich vorhandene Waffen aufbessern können. Diese können dann allerdings erst in der übernächsten Mission eingesetzt werden.Apropos Waffen ausbessern: Der Arsenal darf in vielerlei Hinsichten aufgemotzt werden. Kopf, Körper, linker und rechter Arm, Füße, Schulter-Waffen, jeweils eine Arm-Waffe und eine Reserve-Waffe pro Arm-Seite – mit all diesen Teilen darf herumexperimentiert werden, bis der perfekte Mech gebaut ist. Darüber hinaus werden je nach Missionsfortschritt unzählige Lackierungen, Aufkleber und so weiter freigeschaltet, Bastler dürfen sich also wirklich nach Herzenslust austoben.
Eine weitere Möglichkeit, seine hart verdienten Credits los zu werden, ist das Labor. Der eigene Charakter kann hier nach Lust und Laune modifiziert werden, wodurch bestimmte Statuseigenschaften dauerhaft verbessert werden. Der Spieler hat dabei die Wahl, ob sich das unmittelbar auf den Arsenal auswirkt, oder ob der Spieler selbst davon profitiert. Letzteres ist dann von Vorteil, wenn der Arsenal im Kampf geschrottet wird, und der Held zu Fuß weiterkämpfen muss. Dann sind körperliche Vorteile, wie ein Doppelsprung oder eine bessere Hitzeresistenz vielleicht das Zünglein an der Waage, um einer sicheren Niederlage doch noch zu entgehen. Ein weiteres Nebengebäude ist die Eisdiele. Sie dient als lustiges Schmankerl und bietet je nach Kombination der Sorten kurzfristige Effekte für die nachfolgende Mission, welche auch mal zum Sieg beisteuern können.
Gelungene Technik
Daemon X Machina steuert sich fantastisch, allerdings bedarf es ein wenig an Eingewöhnung. Im Prinzip hat man zwei Möglichkeiten, sein Gefährt zu bewegen. Entweder ihr steuert euren Arsenal über den Boden oder bewegt ihn durch die Lüfte, was in den meisten Fällen der Missionen notwendig ist. Die Bewegungen laufen schnörkellos ab und natürlich spielt es auch eine Rolle, wie gute der Arsenal ausgerüstet ist. Hier sind je nach Ausrüstung schon Unterschiede festzustellen und so muss doch darauf geachtet werden, welche Elemente der Mech gerade inne hat. Gegner werden nicht manuell anvisiert, sondern automatisch, was wohl die größte Schwierigkeit zu Beginn darstellen dürfte. Kleinere Feinde werden in ein Quadrat gepackt, wenn man das Fadenkreuz auf diese ausrichtet. Dann ist der Treffer relativ sicher, es sei denn, es handelt sich um einen flinken Widersacher. Größere Feinde Liefern mehrere Quadrate oder Hitboxen und diese springen auch gerne hin und her, je nach dem, wie schnell sich diese bewegen oder wie gut sich der eigene Arsenal auf den Feind zubewegt. Dieses System zu durchschauen dauert ein paar Missionen und stellt in den meisten Fällen kaum ein Problem dar. Etwas kritisch wird es allerdings bei den „Beschützer-Missionen“, bei denen Präzision an erster Stelle steht. Wird ein wichtiges Ziel angegriffen und der Angreifer muss dringend erlegt werden, kann es schon mal vorkommen, dass die Hitbox sich vertut und einen anderen Feind ins Visier nimmt. Manuell lässt sich das Ziel nicht wechseln und so muss dieses über das Zielvisier selbst vorgenommen werden, was zu Frust führen kann.
Überhaupt ist der Schwierigkeitsgrad teilweise etwas schlecht ausbalanciert. Auf richtig schwierige Missionen folgen manchmal Aufgaben, die sind so dermaßen einfach, dass man sich fragt, wofür überhaupt die Credits gerade verdient wurden. Der Schwierigkeitsgrad selbst darf nicht angepasst werden, was etwas schade ist. Das soll nicht heißen, dass der Titel zu einfach oder zu schwierig ist. Jede Mission, die zu Beginn schwer wirkt, hat meistens einen gewissen Kniff, mit der man diese relativ locker bewältigt. Für Hardcore-Spieler könnte jedoch gerade zu Beginn des Abenteuers die Herausforderung fehlen und da wären einstellbare Schwierigkeitsgrade von Vorteil gewesen.Technisch ist Daemon X Machina eine runde Sache mit lediglich kleineren Schwächen. Die Cel-Shading-Optik passt sehr gut und bietet vor allem tolle Licht- und Explosionseffekte. Auch die Charaktermodelle sind sehr gut gelungen. Bei den Umgebungen und Hintergründen herrscht dagegen Licht und Schatten. Einige Areale wurden wirklich schön designt und zeigen nette Details, während andere Gegenden etwas kahl wirken. Aufgrund der flotten Action hat die Hybrid-Konsole hier und da außerdem mit der Framerate zu kämpfen. Je nach Gegner-Aufkommen und Explosionen ruckelt das Geschehen doch merklich. Den Spaß trübt das allerdings zum Glück nicht wirklich. Musikalisch ist der Titel zudem richtig toll. Die rockige Untermalung passt perfekt zum Kampfgeschehen und schafft eine absichtlich hektische Atmosphäre.
Fazit:
Daemon X Machina ist in meinen Augen ein echter Überraschungserfolg geworden und ich bin froh, dass die Entwickler die erste Demo schon so früh in den eShop brachten. Seitdem wurde eine Menge gearbeitet und auf die Fans gehört. Sicherlich ist das Abenteuer kein Mainstream-Spiel, aber als neue IP sehr interessant. Das Spiel sieht toll aus und spielt sich absolut fantastisch. Kleinere Mängel sind dabei zu verzeihen, einzig der schwankende Schwierigkeitsgrad stört. Wer auf der Suche nach schnörkelloser Action ist, gerne herumexperimentiert und womöglich sogar Zukunftsvisionen mit Kampfrobotern mag, der kommt um Daemon X Machina nicht herum.

Die CE ist jedenfalls vorbestellt - auch wenn der Medallienspiegel ja recht durchwachsen ist. Aber Mechs und Metal - count me in!
Wenns irgendwann nen Zwanziger kostet, schlage ich aber zu und hoffe, etwas Zeit dafür zu finden^^