Test

Another World

Von Michael Prammer am 03.08.2018

Im Jahr 1991 erschien das Action-Adventure Another World erstmals auf dem Amiga. Dabei galt das Spiel seinerzeit als kleine Revolution, immerhin war es eines der ersten Videospiele, das über vollanimierte Zwischensequenzen und ein Intro verfügte. Auch die vektorbasierte Spielgrafik, die auch heute noch ein Gefühl von räumlicher Tiefe vermittelt, war für damalige Verhältnisse bahnbrechend. 15 Jahre später erschien eine optisch aufpolierte Neufassung des Titels, während nach fünf weiteren Jahren 2011 unter dem Beinamen "20th Anniversary Edition" eine weitere Version veröffentlicht wurde. Neben einer abermals überarbeiteten Grafik- und Soundkulisse wurden jedoch auch noch einige zusätzliche Features eingebaut, die im Originalspiel noch nicht enthalten waren. Eben diese Fassung wurde nun auch im eShop der Switch veröffentlicht, sodass wir kurzerhand eine Zeitreise zu den Anfängen des Adventure-Genres gewagt haben.

Willkommen in einer neuen Welt
Lester Knight Chaykin ist ein brillanter Wissenschaftler und gleichzeitig der Protagonist des Spiels. Eines Nachts wagt er in seinem Labor ein Experiment mit Antimaterie, doch unglücklicherweise schlägt ein Blitz in seinen Teilchenbeschleuniger ein. Als Lester wieder zu Bewusstsein kommt, befindet er sich in einer Parallelwelt, die von merkwürdigen Monstern heimgesucht wird. Nachdem Lester von einem löwenartigen Biest angegriffen wird und nur mit großer Mühe entkommen kann, findet er sich kurzerhand in einem Gefängnis wieder. Die dort eingesetzten Wachen sind mit Laserwaffen ausgestattet und verfügen trotz ihres zurückgebliebenen Verhaltens über fortschrittliches Wissen. Das Ziel des Spielers ist es fortan nicht nur aus dem Gefängnis zu entkommen, sondern auch wieder in die eigene Welt zurückzukehren.

Das Spielgeschehen basiert dabei auf einem einfachen Prinzip. Man findet keinen selbst scrollenden Level vor sich, sondern läuft praktisch gesehen von Spielausschnitt zu Spielausschnitt. Gesteuert wird das Action-Adventure ansonsten sehr simpel mit Analogstick, einer Taste zum Springen und einer Taste zum Schießen einer Laserwaffe, die man schon sehr früh im Spiel findet. Es gilt fortan Gegner auszuschalten, Hindernisse geschickt zu überwinden, Fallen zu umgehen und neue Wege mittels Mechanismen freizuräumen. Das klingt recht einfach, ist in der Praxis jedoch gar nicht so leicht. Es gibt im Spiel nämlich keinerlei Anhaltspunkte darüber, was man als Nächstes zu tun hat und welcher Weg der Richtige ist. Oftmals müssen bestimmte Spielabschnitte daher mehrmals durchlaufen und gründlich abgesucht werden, um weiter voranzukommen. Trial & Error lässt grüßen und ist ein ständiger Begleiter des gesamten Spiels. Ein HUD für eine Lebens- oder Energieanzeige gibt es ebenfalls nicht, zudem segnet euer Protagonist bereits nach nur einem Treffer das Zeitliche. Tod für Tod kommt ihr der Lösung jedoch immer näher. Dennoch sollte eine gewisse Frustresistenz mitgebarcht werden, wenn man Another World durchspielen möchte. Dafür verfügt Lester grundsätzlich über unendlich viele Leben und auch die Rücksetzpunkte wurden relativ fair gewählt. Aufgrund des fehlenden HUDs werden zudem alle nötigen Informationen direkt durch die Spielewelt vermittelt: So signalisiert ein roter Leuchtpunkt auf der Waffe, wenn deren Energie erschöpft ist. Durch Barrieren, die in der Spielwelt eingesammelt werden können, lässt sich dies verhindern.

Ein echtes Kind der 90er
Another World ist ein echter Spieleklassiker. Das betrifft nicht nur die herrlich altmodische Steuerung und das Verhalten des Protagonisten, sondern auch den Stil der Grafik und den fetzige Sound. Zwar wurde sowohl die Optik als auch der Sound ordentlich aufpoliert, doch für den Flair aus vergangener Zeit lässt sich per Tastendruck zwischen der neuen HD-Optik und der Originalgrafik umschalten, sodass man die Zeitreise in die frühen 90er in vollen Zügen genießen kann. Des Weiteren gibt es in der 20th Anniversary Edition insgesamt drei Schwierigkeitsgrade, bei denen der mittlere dem Original entspricht und die anderen auch Einsteiger und Profis bedienen. Technisch und spielerisch ist aus dem Klassiker also alles, was man sich wünschen kann, herausgeholt worden.

Leider ist das Vergnügen jedoch sehr schnell wieder vorbei. Nach etwa zwei bis drei Stunden endet die Zeitreise bereits. Wer das Spiel dann ein zweites Mal durchspielt, kann es dank seiner neugewonnenen Kenntnis sogar in knapp einer Stunde bewältigen, da die größte Herausforderung zweifelsfrei die bereits angesprochenen Trial & Error-Passagen darstellen. Aus technischer Sicht kann man der Switch-Version hingegen nichts vorwerfen, sie läuft stabil wie auf allen anderen Plattformen.

FAZIT:
Another World ist ein echter Klassiker. Zeitgleich aber auch ein sehr spezielles Adventure, mit dem heute sicherlich nicht mehr jeder seine Freude haben wird. Denn selbst auf dem einfachsten Schwierigkeitsgrad sollte man über eine gewisse Frustresistenz verfügen, zudem werden auch die zahlreichen Trial & Error-Passagen nicht jedem gefallen. Wer jedoch über all das hinwegsehen kann und zudem bereit ist, für drei bis maximal vier Stunden knapp 10 zu investieren, wird in dieser Zeit jedoch wirklich ordentlich unterhalten. Und ein kleines Stück Videospielgeschichte nimmt man ebenfalls mit.


Unsere Wertung:
7.0
Michael Prammer meint: "Denkwürdige, aber auch sehr spezielle Zeitreise, die heute nicht mehr jeden begeistern wird und leider auch sehr kurz ist."
Another World erscheint für Nintendo Switch. Wir haben die Version für Nintendo Switch getestet.
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