Dark Souls Remastered
Das besondere Action-RPG
In einer ursprünglich von Drachen regierten Welt spielt ihr einen Untoten, der dem Asylum entkommt und nach Lordran reist. Dort hat Lord Gwyn vor langer Zeit mit dem Aufbegehren gegen die Drachen das Zeitalter der Flamme eingeläutet. Eure Aufgabe ist es nun die erste Flamme erneut zu entfachen. Bis auf eine dünne Intro-Sequenz, kargen Dialogen mit NPCs und kryptischen Item-Beschreibungen, muss man sich als Spieler die Handlung im Detail selbst zusammenreimen. Aber darum geht es nicht, der Weg ist das Ziel. Und der ist kein leichter, da hatte Aluhut-Xavier ausnahmsweise mal recht. Ihr werdet sterben. Oft. Manchmal an der immer gleichen Stelle. Und wenn ihr es dann irgendwann doch schafft, gibt es kaum einen Vergleich, der an dieses befriedigende Gefühl des Erfolgs heranreicht.
Der Kern von Dark Souls ist das langsame und detaillierte Kampfsystem. Jeder Angriff will gut pariert sein, ansonsten bedeutet es oft den direkten Tod. Dann startet ihr jeweils am letzten besuchten Leuchtfeuer. Sie sind die einzigen Ruhepunkte des Spiels. Hier füllt ihr etwa die Estus-Tränke wieder auf; sie sind der einzige Energiespender abseits dieser Raststätten und damit unerlässlich. Natürlich kann die Spielfigur jederzeit und beliebig oft am Leuchtfeuer rasten, allerdings werden mit dieser Aktion automatisch alle Gegner der Spielwelt wieder zum Leben erweckt. Keine gute Idee, also.
Als weitere Sonderregel bedeutet das Ableben im Spiel den Verlust aller gesammelten Seelen. Sie sind die Währung des Spiels und werden für Level-Ups oder den Erwerb von Gegenständen benötigt. Sterbt ihr, verbleiben sie am Ort eures Ablebens und ihr habt genau eine Chance die Seelen zurückzuerhalten. Sterbt ihr bei diesem Unterfangen erneut, sind sie für immer verloren.
Eine der fabelhaftesten Welten eines Videospiels
Dark Souls ist nicht so verzeihlich wie andere Vertreter seines Genres, was für viele Spieler wohl auch den Reiz ausmacht. Doch vielmehr ist es dieses im Dunkeln tappen, die Ungewissheit, was hinter der nächsten Ecke lauert und natürlich die vielen Geheimnisse, die es zu entdecken gibt. Dark Souls lässt den Spieler ganz bewusst im Unklaren. Schon zu Spielbeginn gibt es mehrere Richtungen, in die der Spieler laufen kann. Welche davon die Sinnvollste ist, dass muss der Spieler schon selbst rausbekommen.
Dark Souls erinnert damit etwas unfreiwillig an Spiele wie das NES-Zelda. In diesem Adventure war man damals ähnlich aufgeschmissen, wenn einem die Originalverpackung mit dem erklärenden Handbuch und der beiliegenden Oberweltkarte gefehlt hat. Doch erst sowas macht es dem Spieler erst möglich wirklich tief in die Spielwelt abzutauchen. Die ist übrigens extra groß, denn die Remastered-Version von Dark Souls enthält bereit den DLC „Artorias of the Abyss“, der das Spiel um einige Gebiete und Bosse erweitert.
Ein weiteres großes Plus ist das phänomenale Leveldesign. Es strotzt nicht nur vor Gefahren, sondern ist durchzogen mit verwinkelten Korridoren, Gassen, Geheimtüren und Abkürzungen. Ständig erlebt der Spieler einen Aha-Moment nach dem anderen und lernt dabei das in sich verworrene Lordran mit all seinen fantasievollen Gebieten und Bossgegnern kennen. Diesen Pluspunkt kann insbesondere die Switch-Version für sich verbuchen. Sicherlich gibt es auf Nintendos neuester Konsole Genrevertreter die mehr zu bieten haben, doch es fühlt sich einfach gut und richtig an, dass nun auch die Spielwelt dieses Klassikers unterwegs und überall erlebt werden kann. Sei es eingerollt in die Bettdecke oder während einer mehrstündigen Zugfahrt.
Ein guter, aber kein perfekter Port
Dark Souls war seinerzeit auf der PS3 und Xbox 360 kein besonders rühmliches Spiel, wenn es um die Technik ging. An vielen Stellen hatte das Spiel mit Frame-Drops zu kämpfen, die irgendwann für viele zum festen Bestandteil des Spielerlebnisses mit all seinen Ecken und Kanten wurden. Doch gewollt waren diese technischen Schnitzer nicht, soviel ist klar. Für die neue Remastered-Version von Dark Souls kündigte man umfassende Verbesserungen an. Ärgerlicherweise wurde der Release der Switch-Version dann um gut ein halbes Jahr verschoben, was natürlich Fragen aufwirft.
Jetzt zum Release ist aber klar: Die Wartezeit hat sich gelohnt und Dark Souls läuft fast in allen Bereichen des Spiels butterweich auf Nintendos neuer Konsole. Im Handheld-Mode werden 720p erreicht, während das Spiel auf dem TV in Full HD läuft. Einziger Unterschied zu den Versionen für PS4 und Xbox One: Statt 60 Frames pro Sekunde ist die Switch auf nur 30 Frames pro Sekunde getaktet. Auch grafisch gibt es einige Unterschiede, die aber nur bei einem direkten Vergleich der Versionen auffallen. So wurden die neuen Beleuchtungseffekte und überarbeiteten Texturen weggelassen. Ironischerweise ist der Switch-Port optisch damit wesentlich näher am Original, was je nach persönlichem Geschmack sogar das gewünschte Endresultat sein könnte. Auch beim aufgemotzten Online-Part von Dark Souls profitiert die Switch von allen Änderungen. In ihm können nun bis zu sechs Spieler (statt ehemals 4) in PvP-Duellen partizipieren und die Matches werden nun auf dedizierten Servern und nicht länger im Peer-to-Peer ausgetragen. Unsere Kollegen von DigitalFoundry haben ein umfassendes Video gemacht und alle Unterschiede dokumentiert:
Bei der Steuerung läuft hingegen nicht alles glatt, woran gewissermaßen die Nintendo Switch selbst die Schuld trägt. Das Spielen mit den Joy-Con etwa ist gerade im Handheld-Modus gelinde gesagt anspruchsvoller. In Dark Souls kommt es im Kampf oft auf den perfekten Stand und gute Reaktionsgabe an. In einem Spiel, bei dem jeder Zentimeter zählt, sind die kleinen knubbeligen Joysticks nicht unbedingt das Mittel der Wahl. Dieses Spiel schreit nach einem Pro Controller.
Doch selbst wenn man sich diesen GamePad-Luxus gönnt, wird der Spielspaß durch einen zweiten "Schnitzer" geschmälert. In Dark Souls wird nämlich mit dem B-Knopf bestätigt. Das ist in sofern sinnig, weil es dem einheitlichen Button-Layout von Dark Souls entspricht. Für Besitzer einer PS4 und Xbox One ist das kein Problem, sie bestätigen bestätigen immer mit dem Knopf an dieser Position. Nintendo-Spieler bestätigen ihre Eingaben jedoch mit dem etwas weiter rechts angeordneten A-Knopf. Dieser Umstand hielt die Portierer des Studios Virtuos (sie sind auch für die Switch-Fassung von Starlink verantwortlich) aber nicht davon ab, beide Aktionen unvertauscht zu lassen und das klassische Button-Layout von Dark Souls beizubehalten. Das macht die Menünavigation in den ersten Spielstunden zu einer wahren Tortur, an die man sich nur schwer gewöhnt.
Fazit:
Mit Dark Souls Remastered findet ein weiterer zeitloser Klassiker seinen Weg auf die Nintendo Switch und kann nun zum ersten Mal auch unterwegs gespielt werden. Allein das ist schon ein Kaufgrund für Fans. Für all diejenigen, die noch nie einen Titel der Souls-Reihe gespielt haben, gilt aber unverändert: Dark Souls ist extrem schwer und fordernd, bis man seine Formel irgendwann geknackt hat und fortan etwas leichtfüßiger durch Lordran marschiert. Wer hierfür genug Biss mitbringt, wird dafür aber mehr als entlohnt. Dark Souls ist auch auf Nintendo Switch ein packendes und immersives Spielerlebnis, wie es heute nur noch wenige Spiele schaffen.
Schöner Test btw, der nochmal wachruft, weshalb DS eigentlich das ist, was es heutzutage ist; nämlich ein eigenes Sub-Genre.
Wirklich überragend sind hingegen Spielwelt und Atmosphäre. Es hat eine schwer zu beschreibende Mischung aus Trostlosigkeit und subtiler Schönheit, die ich noch nie erlebt habe (gelobt sei die Sonne!). Und die Story finde ich äußerst spannend, gerade weil sie sich (bis jetzt zumindest) nicht wirklich zeigt. Es ist auf jeden Fall ein Spiel das die ihm zugetragene Aufmerksamkeit völlig verdient.