Happy Birthday, Street Fighter

Street Fighter ist mittlerweile mehr als nur ein Videospiel. Der Name steht fast schon für ein eigenes Subgenre unter den Kampfspielen. Über 30 Jahre konnte sich die Serie mittlerweile auf dem Markt bewähren und kam unter verschiedenen Hauptablegern, aber vor allem dank unterschiedlicher Spin-Offs, immer wieder zu den Spielern zurück. Die Street Fighter 30th Anniversary Collection soll nun die Anfänge der Serie neu beleben und mit jeder Menge Fanservice aufwerten. Selbstverständlich handelt es sich bei den meisten enthaltenen Spielen um die größten Fan-Favoriten und als kleines Sahnehäubchen können wir einige davon endlich auch online im Multiplayer spielen. Doch welche Spiele bekommen die Fans aber nun genau geboten?

Gleich zwölf Titel liefert Publisher Capcom in diesem Paket, die wie folgt heißen:

• Street Fighter
• Street Fighter II
• Street Fighter II: Champion Edition
• Street Fighter II: Turbo
• Super Street Fighter II: The New Challengers
• Super Street Fighter II: Turbo
• Street Fighter Alpha
• Street Fighter Alpha 2
• Street Fighter Alpha 3
• Street Fighter III
• Street Fighter III: Second Impact
• Street Fighter III: Third Strike

Was auf den ersten Blick nach einer ganzen Menge Material für jedermann aussieht, entpuppt sich allerdings beim genaueren Betrachten nur für eingefleischte Street-Fighter-Fans als wirklich üppiger Content. Für Spieler, die zwar durchaus Spaß an Kampfspiele haben, jedoch nicht nur Street Fighter in dem Genre kennen und schätzen, sind das nämlich im Prinzip gerade einmal vier unterschiedliche Spiele. Alleine Street Fighter II ist fünfmal in der Collection enthalten - auch wenn in jeder Version einige kleinere Neuerungen enthalten sind. Auch die Street-Fighter-Alpha-Serie bietet insgesamt zu wenig Abwechslung und Neuerungen und man vermag diese kaum voneinander zu unterscheiden. Bei Street Fighter III ändert sich dieser Umstand bei den drei Ablegern im Übrigen auch kaum.

Eine gute Auswahl mit Makeln

Schade ist in jedem Fall, dass Capcom für Fans zwar die unterschiedlichsten Varianten der Teile II, III und Alpha in die Sammlung geholt hat, den vierten Teil, der auch schon ein paar Jahre auf dem Buckel hat, jedoch komplett außer Acht ließ. Dass der relativ aktuelle fünfte Teil nicht bedacht wurde, ist hingegen noch nachvollziehbar. Jedoch hätte gerade Teil IV als schönes Kontrastprogramm zu den alten Klassikern gut getan und als Komplettierung der Box sehr viel Sinn gemacht.

Spielerisch sind die enthaltenen Titel jedoch zeitlos und spielen sich mit einer Ausnahme nach wie vor fantastisch. Das erste Street Fighter, das ursprünglich nur für Spielautomaten konzipiert wurde, ist deutlich in die Jahre gekommen und beinahe unspielbar. Eingefleischte Fans werden jedoch vermutlich auch damit Spaß haben und den Titel womöglich zum ersten Mal überhaupt spielen. Apropos Spielbarkeit: Ein großes Problem in der von uns getesteten Nintendo-Switch-Version sind die Joy-Con. Wegen des fehlenden Steuerkreuzes ist es beinahe nicht möglich in einem vernünftigen Schwierigkeitsgrad Spezialattacken mit den einzelnen Kämpfern auszuführen. Der Pro-Controller ist also Pflicht, ansonsten werdet ihr deutlich weniger Spaß mit dem Spiel auf Nintendos Hybridkonsole haben.

Inhaltlich gibt es vor allem für Fans noch einige nette Zusatzfeatures. Neben einem Trainingsmodus der vier Hauptspiele (Street Fighter II, II Turbo, Alpha 3, III), gibt es auch einen Multiplayer-Modus, der sowohl online  als auch offline bestritten werden kann. Offline freuen sich Switch-Besitzer über die Möglichkeit, an einer Konsole mittels zweier Joy-Con jederzeit zu daddeln, ärgern sich dann allerdings wie bereits erwähnt über die schwammige Steuerung. Hinzu kommt ein Turniermodus, in dem ihr - vier Switch-Konsolen vorausgesetzt - sogar mit bis zu acht Spielern teilnehmen könnt. Online werden die Modi Rang-Match, Online-Arcade und Freundschaftsmatch angeboten. Im Modus Online Arcade kämpft man sich durch die verschiedenen Länder, wie auch schon im Offline-Modus - hier allerdings gegen echte Spieler. Die Mehrspielermodi funktionieren übrigens nicht mit allen Spielen, sondern nur mit den Spielen des bereits erwähnten Trainingsmodus.

Sehr viel Fanservice

Für Fans gibt es dann noch das Museum zu bestaunen. Hier könnt ihr anhand eines Zeitstrangs die genaue Geschichte der Street-Fighter-Serie bewundern. Außerdem könnt ihr euch die unterschiedlichen Charaktere der einzelnen Spiele ansehen und deren Biografien genaustens studieren. Im Musik-Menü lauscht man den Klängen der einzelnen Titel und wählt aus seinen Lieblingsstücken. Zu guter Letzt wartet noch ein aufwendiges „Making-Of“, das Fanherzen garantiert höherschlagen lässt. Alles ganz nette Dreingaben, die echte Street-Fighter-Veteranen durchaus glücklich machen werden.

Auch aus technischer Sicht gibt es wenig zu meckern. Die Spiele laufen sauber und ohne Probleme und werden nur aufgrund ihres Alters sicher nicht mehr jedermanns Sache sein. Zusätzlich dürft ihr die Bildschirmgröße anpassen und auswählen, ob ihr einen Spielhallen-Filter verwenden möchtet und euch auf diese Weise noch ein wenig mehr Nostalgie ins Wohnzimmer holt. Speichern und Laden ist ebenfalls jederzeit möglich und bei jedem Spiel lässt sich der Schwierigkeitsgrad, sowie die Spielgeschwindigkeit, zu Beginn eines Spieldurchgangs anpassen.

Fazit:

Die Street Fighter 30th Anniversary Collection ist Fanservice pur und eine Spielesammlung, die vor allem eingefleischte Fans der Serie gefallen wird. Das vollgepackte Museum mit allerhand Zusatzmaterial ist von Anfang an verfügbar und lädt zum gemütlichen Stöbern in der Serien-Geschichte ein. Ebenfalls gut für Fans: Die vielen unterschiedlichen Editionen des brillanten Street Fighter II, das in nahezu jeder erdenklichen Edition mit an Bord ist. Weniger schön ist hingegen die Tatsache, dass man beispielsweise ein Street Fighter IV gar nicht mit in die Box gepackt hat und stattdessen im Prinzip „nur“ vier Spiele berücksichtigt hat. Außerdem benötigen Nintendo-Switch-Besitzer ganz dringend einen Pro-Controller. Die Joy-Con leisten zwar für schnelle Multiplayer-Kämpfe ihre Dienste, lassen aber an Präzision spürbar vermissen. In höheren Schwierigkeitsgraden merkt man das immens. Am Ende bleibt eine gute Collection für echte Fans, die leider etwas löchrig wirkt und nur Hardcore-Fans wirklich glücklich macht.

Getestet: Nintendo-Switch-Version