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The Banner Saga

Von Michael Prammer am 02.06.2018

Das einst mit Hilfe von Kickstarter finanzierte Taktik-Rollenspiel The Banner Saga hat mit seinen Erfolgen den Durchbruch des amerikanischen Entwicklerstudio Stoic aus Austin begünstigt. Mitterweile steht bereits der dritte Teil der Saga in den Startlöchern, doch zuvor werden Besitzer von Nintendos Hybridkonsole zunächst noch mit den beiden Vorgängern bedacht. Dabei handelt es sich um Umsetzungen der damaligen Versionen, die mit nur wenigen neuen Features, wie zum Beispiel einer Touch-Steuerung, aufgewertet wurden. Inhaltlich ist The Banner Saga unverändert beblieben und bietet das gleiche Spielerlebnis, wie im Jahre 2014 - dem ursprünglichen Erscheinungsjahr des ersten Teils. Wir haben un das RPG einmal genauer angesehen.

Fantasy, nordische Sagen und Wikinger

Ein schickes Zeichentrick-Intro entführt uns in eine von nordischen Sagen inspirierte Fantasy-Welt und erzählt eine fiktive Geschichte im Reich der Wikinger. Die Götter scheinen die Menschen im Stich gelassen zu haben und so hat sich ein Bündnis von Menschen und Riesen - im Spiel Varl genannt -  geformt, um gegen eine Invasion von einer golemartigen Bedrohung - der Dredge - zu fliehen. Das Ziel des Bündnisses ist es, die Bedrohung zu überleben und neues Land zu suchen, um dort ein neues Leben zu beginnen. Dies geschieht durch den Zusammenschluss zu einer Karawane, der ein elementarer Bestandteil des Gameplays ist. Die Story, so unspektakulär sie zunächst auch klingen mag, zählt zu den ganz Großen der Videospielwelt. Das liegt vor allem an den dramatischen Handlungssträngen und Entscheidungen, die der Spieler auch hin und wieder selbst treffen muss.

Die Karawane stellt dabei einen der wichtigsten Gameplayelemente dar und beeinflusst die Geschichte zunehmend. Auf unserer Reise und der damit verbundenen Flucht nehmen wir immer wieder Flüchtlinge mit in unsere Karawane auf. Diese benötigen Ressourcen, die aber auch unsere Helden benötigen. Genau hier steht der Spieler vor der moralischen Zwickmühle: Baut man seine Helden weiter auf und verstärkt sie, lässt man dadurch unter Umständen die niedere Gefolgschaft im Stich. Dadurch sinkt die Moral der Karawane, was wiederum Auswirkungen auf die Kampfleistung und die Entwicklung der Helden hat. Allein dieses System ist ziemlich komplex und wird mittels Dialogen und Entscheidungen, die dem Spieler zur Wahl gestellt werden, vorangetrieben.

Mit Schwertern zur rundenbasierten Taktikschlacht

Ein weiterer wichtiger Aspekt, der The Banner Saga auszeichnet, ist das hervorragende Kampfsystem. The Banner Saga setzt auf rundenbasierte Strategie, sodass der Spieler seine Züge nach und nach in aller Ruhe planen und dann auch ausführen kann. Dies geschieht jedoch mit einer Besonderheit. Jeder Held, der auf dem Schlachtfeld zu finden ist und von denen sich im Laufe der Reise immer wieder neue anschließen, hat eine gewisse Anzahl an Angriffs- und Verteidigungspunkten. Die Angriffspunkte stellen gleichzeitig auch die Lebenspunkte des Helden dar. Wenn einer der Gefährten bereits Treffer einstecken musste, so kann er im nächste Zug nicht mehr mit voller Kraft zuschlagen. Ein Beispiel: Der eigene Held hat den Angriffswert 8 und wurde noch nicht attackiert. Dennoch sollte er sich einen Gegner suchen, der einen geringeren Wert als 8 hat. Ansonsten könnte es schnell passieren, dass er diese Attacke aufgrund eines schweren Gegenangriffs im Anschluss nicht überlebt. Auf diese Art und Weise funktioniert auch das Verteidigungssystem. Sind diese Punkte durch feindliche Angriffe aufgebraucht, werden die Lebens- bzw. Angriffspunkte eurer Helden verringert.

Da ihr im Kampf stets mit mehreren Helden gleichzeitig unterwegs seid (meistens zu sechst), ist es auch wichtig die Zugreihenfolge von Gegner und den eigenen Gefährten stets im Blick zu behalten. Dadurch könnt ihr euch einen taktischen Vorteil verschaffen und gezielt einzelne Gegner mit bestimmten Helden bekämpfen. Das Kampfsystem ist jedoch noch eine Spur komplexer und so dürft ihr den Gegner sogar provozieren. Dies geschieht mittels einem Stern, der über dem eigenen Held aktiviert wird und diesem dadurch einen gewissen Vorteil verschafft. Unbegrenzt einsetzbar ist diese taktische Finesse allerdings nicht und so sollte man sich diese für besonders schwere Brocken aufsparen. Nach etwa 15 Stunden hat man mit der Karawane das recht offene Ende erreicht und kann dank der vielen Entscheidungsmöglichkeiten innerhalb der Story ruhigen Gewissens noch einen zweiten Durchgang wagen. Für genügend Abwechslung und Spielspaß ist also gesorgt.

Technisch präsentiert sich The Banner Saga in einer ordentlichen Comik-Optik, die sich keine groben Patzer erlaubt. Die Geschichte, Dialoge und Zwischensequenzen werden meist in wenigen Standbildern erzählt und fortgeführt; in einigen Fällen wird die Story auch mit kleinen Filmchen aufgelockert. Das eigentliche Kampfgeschehen läuft stets flüssig und ohne technische Scharmützel ab und funktioniert jederzeit tadellos. Freundlicherweise bekam die Nintendo-Switch-Version deutsche Bildschirmtexte spendiert, was vor einigen Jahren bei anderen Konsolen noch nicht der Fall war und gerade angesichts der Fülle an Dialogen gute Englischkenntnisse voraussetzte. Die Vertonung bleibt jedoch, wie schon beim Original, in englischer Sprache, ist jedoch hervorragend gelungen. Die Steuerung mit den Joy-Con oder dem Pro-Controller klappt recht gut, kann allerdings keine Maus ersetzen, die bei solchen Spielen die erste Wahl darstellt. An dieser Stelle ist jedoch die optionale Touch-Steuerung eine willkommene Neuerung, die wunderbar von der Hand geht.

Fazit:

The Banner Saga war zu seiner Zeit ein echter Überraschungshit und zählt heute noch zu den besten Taktik-Strategiespielen, die es aktuell zu erwerben gibt. Das tolle Kampfsystem gepaart mit dem taktischen Karawanen-Geplänkel ist einzigartig und fordert nicht nur Hirnschmalz, sondern auch immer wieder moralische Bedenken. Die überragende Geschichte, die nie langweilt, trägt ihr Übriges dazu bei. Dazu kommt, dass The Banner Saga zwar schon vier Jahre auf dem Buckel hat, aber immer noch toll anzusehen ist und auf Nintendo Switch bestens funktioniert. Ob das alles jedoch eine Anschaffung zum Preis von knapp 20 Euro rechtfertigt, wenn Versionen auf anderen Systemen günstiger zu bekommen sind? Das muss wohl jeder für sich selbst entscheiden, doch das Spiel ist und bleibt auch heute noch ein toller Taktik-RPG-Titel. Die Mobilität und die Touchsteuerung bleiben auf Nintendos Hybrid-Konsole zudem exklusiv und als Einstimmung für Teile zwei und drei, welche uns in den nächsten Monaten erwarten, wurde hier ein wunderbarer Einstieg geschaffen.

Unsere Wertung:
8.5
Michael Prammer meint: "The Banner Saga ist auch heute noch eines der besten Taktik-Strategie-Spiele auf dem Markt."
The Banner Saga erscheint für PC und PlayStation 4 und Nintendo Switch und XBox One. Wir haben die Version für Nintendo Switch getestet.
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1 Kommentar:
GF0P)
GF0P
Am 03.06.2018 um 11:58
Habt Ihr eine Info, ob die Banner Saga Trilogy als Retail auch für derdiedas Switch erscheint?
michi1894)
michi1894
Am 03.06.2018 um 18:04
Ne wissen wir leider nicht. Ich würde es aber begrüßen.