Test

Dillon’s Dead-Heat Breakers

Von Jeremiah David am 25.05.2018

Link aus The Legend of Zelda kennt jeder, fast ebenso bekannt sind Samus, Kirby und andere Nintendocharaktere. Mario brauch ich gar nicht erst zu erwähnen. Aber wer ist Dillon?

Ich muss gestehen, dass mir der Name bis vor kurzem noch fremd war, dabei hat Nintendo mit Dillon’s Dead-Heat Breakers nach Dillon's Rolling Western und The Last Ranger für den Nintendo 3DS nun bereits das dritte Spiel rund um das wortkarge Gürteltier veröffentlicht. Auch in Super Smash Bros. hatte Dillon schon einen Auftritt, wenn auch nur als Trophäe. Nintendo scheint den Charakter langfristig etablieren zu wollen und spendiert dem gepanzerten Tierchen nun sogar erstmals einen Retail-Release.

Der verschlossene, stets grimmig dreinblickende Dillon und sein sympathischer Eichhörnchen-Freund Russ leben in einer kargen Welt, die von sprechenden Tieren bevölkert wird. Dieses postapokalyptische Ödland besteht aus mehreren Wüsten und Ortschaften, die wir von seltsamen Steinmonstern, sogenannten Grocks, beschützen müssen. Steuern tun wir je nach Aufgabe Dillon oder unseren Mii-Charakter, welcher der Spielewelt entsprechend als „Amiimal“ dargestellt wird. Praktisch bedeutet Letzteres, dass unsere selbst gestaltete Mii-Figur mit einer Tierschnauze, die leider ein wenig an einen billigen Snap-Chat-Filter erinnert, herumläuft. Wieso die längst aus der Mode gekommenen Miis unbedingt so in das Spiel integriert werden mussten, erschließt sich mir nicht. Auch dass sämtliche Charaktere nur eine Fantasiesprache beherrschen und die „Sprachausgabe“ deshalb ausschließlich aus gebrabbelten, mit der Zeit absolut nervtötenden Lauten besteht, ist ebenso wie die Tatsache, dass der stumme Dillon die Ausstrahlung eines eiskalten Felsens besitzt mehr als schade.

Unabhängig davon legt Dillon’s Dead-Heat Breakers aber gleich von Anfang an ein ordentliches Tempo an den Start und beweist früh, dass es trotz dieser Kritikpunkte nicht nur Spaß machen, sondern auch gekonnt mehrere Genres miteinander vereinen kann.

Nach einem kurzen Introvideo sitzt unser Amiimal am Steuer eines Lasters und brettert über eine Staubpiste, während schlecht gelaunte Grocks wie Asteroiden vom Himmel fallen und den LKW angreifen. Russ beobachtet das Ganze aus sicherer Distanz und schickt Dillon, um gegen die Monster vorzugehen. Das tut dieser, indem er sich wie ein Gorone aus den Zelda-Spielen zusammenrollt und sich ohne Rücksicht auf das eigene Wohlergehen auf die Piste stürzt. Mit wahnwitziger Geschwindigkeit zerschmettert er dort und auf ähnlichen Kampf- beziehungsweise Rennstrecken die Grocks. Zunächst geht Dillon solo vor, doch später rückt er den Steinmonstern mit Hilfe angeheuerter Kämpfer auf den nicht vorhandenen Pelz. Das Spiel wird dadurch zu einer mehr oder minder strategischen Tower-Defence-Action, darüber hinaus setzt es aber auch auf klassische RPG- und Adventure-Elemente, denn in Fort Major, der Hauptstadt des Ödlands, können wir in unserer tierischen Mii-Form herumlaufen, mit NPCs quatschen, Söldner rekrutieren oder anderen Beschäftigungen nachgehen.

Das eigentliche Ziel des Spiels ist es, möglichst viele Ortschaften von den Grocks zu befreien, um dadurch verschiedene Ressourcen zu sammeln, damit Russ – der Daniel Düsentrieb des Ödlands – eine Superwaffe gegen die steinigen Invasoren bauen kann. Die Waffe muss in der Lage sein, eine rot leuchtende Kuppel zu zerstören, die von den Grocks über dem Heimatdorf unseres Amiimals gespannt wurde. Wie oben bereits angedeutet, spielt sich Dillon’s Dead-Heat Breakers dabei in einem sich stets wiederholenden Rhythmus mit drei Phasen ab. Die Schlachten gegen die Grocks in den Dörfern außerhalb Fort Majors müssen stets erst finanziert, dann vorbereitet und schließlich ausgeführt werden. Bereits gewonnene Kämpfe können über ein Terminal in Russ‘ Garage zur Verbesserung des High-Scores oder zum Freischalten von Extras wiederholt werden. Minen bieten optionale, besonders herausfordernde Schlachten.

Geld verdienen, Geld ausgeben, Gegner vermöbeln

Vor jedem Scharmützel gegen die Grocks laufen wir als Amiimal durch Fort Major und spielen Minispiele, um Geld zu verdienen. Die Qualität der überschaubaren Anzahl an Minispielen schwankt leider gewaltig. In einer großen Arena können wir an Zeitrennen teilnehmen und für eine Platzierung auf dem Treppchen ordentlich Kohle gewinnen. Sanduhren, die über die Strecke verteilt sind, verschaffen uns einen Zeitbonus. Anderswo können wir beim Hyper-Arcade, einer Art Virtual-Reality-Arena, digitale Grocks abballern. Beide Spielchen und die damit verbundene High-Score-Jagd machen Laune. Dem gegenüber stehen allerdings langweilige Aufgaben, wie das Recyceln von Abfall, das Befüllen von Regalen im lokalen Supermarkt oder das dortige Eintippen und Zusammenrechnen verschiedener Preise mit einem eingeblendeten Taschenrechner. Diese Aktivitäten sind im Spiel genauso unspannend wie im echten Leben.

Mit unserem mehr oder weniger mühsam verdienten Geld heuern wir am Ende jeden Tages Kämpfer für die nächste Schlacht an. Die fantasievoll gestalteten Söldner tummeln sich abends in der Lobby des örtlichen Hotels und besitzen jeweils unterschiedliche Angriffswerte und Waffen. Bessere Kämpfer wollen natürlich auch besser bezahlt werden. Wenn wir regelmäßig mit denselben Burschen arbeiten, können wir deren Attribute allerdings bei gleichbleibenden Preisen verbessern. Angeheuerte Söldner dürfen wir wahlweise manuell oder automatisch an strategisch günstigen Plätzen rund um das Areal des bevorstehenden Gemetzels aufstellen. Diese Arenen bestehen anfangs nur aus einem Plateau mit mehreren einfachen Verteidigungstürmen und einer Ringstraße, werden mit der Zeit aber immer komplexer. Als Dillon sammeln wir dort noch wertvolle Materialien und laden die Batterien unterschiedlicher Verteidigungsanlagen, bevor wir durch Gedrückthalten des Start-Knopfs den eigentlichen Kampf beginnen. Geht die Schlacht dann erst einmal los, rollen wir von einem Grock zum nächsten, um diese durch einfaches Rammen oder mit Hilfe von Spezialattacken ins Jenseits zu befördern. Die Steinmonster, von denen es mehrere unterschiedlich starke Varianten gibt, tauchen an verschiedenen Stellen auf und werden uns auf einer Karte am Touch-Bildschirm angezeigt. Wie bei einem rundenbasierten RPG wechselt das Geschehen automatisch in eine nähere Ansicht, wenn wir auf einen Grock treffen. Die Tastenbelegung ist speziell bei diesen Kämpfen enorm eintönig, denn es wird fast ausschließlich der A-Knopf verwendet. Richtiges Timing und das frühzeitige Auffinden neuer Gegner sind deshalb der Schlüssel zum Erfolg. 

Jede Schlacht endet damit, dass sich die noch vorhandenen Grocks verwandeln und plötzlich dicke Reifen bekommen, mit denen sie unsere Gefechtsstationen umkurven. Dann gilt es wie in einem Rennspiel hinter den Monstern herzufahren, um sie nach und nach endgültig aus dem Verkehr zu ziehen.

Technisch zeigt sich Dillon’s Dead-Heat Breakers grundsolide. Vor allem Fort Major kann mit einigen netten Details und einem Tag- und Nachtwechsel überzeugen. Die Strecken außerhalb der Hauptstadt sind weniger interessant gestaltet, aber aufgrund der rasanten Action müssen sie das auch nicht sein. Wichtiger ist hier, dass alles schnell und jederzeit ruckelfrei läuft, und das tut es. Die vielen netten Charaktere wissen abgesehen von den Amiimals zu überzeugen, leiden jedoch unter einer etwas zu starren Mimik und der bereits erwähnten, zum Teil sehr blechern klingenden Fantasyspache. Akustisch bietet das Spiel darüber hinaus Standardkost mit unauffälligen Musikstücken, die stets gut zum Geschehen passen.

Fazit:

Dillon's Dead-Heat Breakers spielt sich rasant und setzt sich spielerisch von anderen Nintendoserien ab, aber die belanglose Story ist nicht mehr als Mittel zum Zweck, und die sich wiederholenden Arbeitsabläufe werden mit der Zeit eintönig. Das gilt sowohl für die Gefechte gegen die Grocks als auch für die Minispiele in Fort Major. Zumindest die ersten Stunden machen ungeachtet dessen viel Spaß und jüngeren Spielern ist Dillons bunter Genre-Mix so durchaus zu empfehlen.

Unsere Wertung:
7.5
Jeremiah David meint: "Rasanter Genre-Mix, der auf Dauer jedoch etwas eintönig wird."
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