Kommentar: Deswegen behalte ich meine Playstation VR-Brille
Jedes Mal, wenn mal wieder Freunde bei mir zu Hause Playstation VR ausprobieren, kann ich ein immer wiederkehrendes Phänomen beobachteten. Nahezu jeder, der das VR-Headset testet, verbringt in der Spielesammlung VR Worlds erstaunlich viel Zeit im Hauptmenü. Da köpft der eine die von der Decke herunterregnenden Patronenhülsen mit dem Kopf weg, ein anderer schlägt mit dem Controller per Bewegungssteuerung und Vibrationsfeedback einen vor sich schwebenden kleinen Kometen durch die Gegend oder bestaunt einfach nur das Lichterspiel, das über jeden Spieler hereinbricht, ehe der Spieltitel auftaucht.
Ich bin jedes Mal aufs Neue verblüfft, dass bereits ein Hauptmenü dazu in der Lage ist, eine solch kindliche Begeisterung zu entfachen, noch bevor das eigentliche Spiel überhaupt beginnt. Denn VR schafft etwas, was der Videospielindustrie seit sehr langer Zeit nicht mehr gelungen ist: die Begeisterung - und vor allem - die Faszination für das Einfache!
Sogar besser als erwartet
Dies merkte ich ganz besonders auf der letztjährigen gamescom bei dem Titel The Climb für Oculus Rift; ein VR-Spiel, das später zu meinem persönlichen Messehighlight werden sollte. Für mich ziemlich überraschend, denn letztendlich tut man nichts anderes als zu klettern und bergzusteigen. Was also allenfalls ein kleines Feature aus einer Fülle an Möglichkeiten eines klassischen Open World-Titels wäre, ist in The Climb die Haupt- und gleichzeitig auch die einzige Aufgabe. Schnell wurde mir klar: Virtual Reality sei Dank, können unaufgeregte Konzepte wieder zum Spiele-Highlight werden. Ähnlich wie damals Wii Sports (vor allem Bowling) mithilfe der Bewegungssteuerung. Einmal angetestet, erreicht VR allerdings eine weitaus größere Dimension der Begeisterung als damals noch die Wii.
Aus diesem Grund glaube ich auch nicht an ein rasches Verschwinden; an den befürchteten Eyetoy-, Kinect- oder MotionPlus-Effekt. VR funktioniert bereits jetzt wesentlich besser als von vielen erwartet und spielt hinsichtlich der Faszination in einer völlig anderen, höheren Liga als die genannten Zubehörteile. Zudem sind VR-Brillen auch für viele andere Bereiche außerhalb der Spielesparte interessant. Dennoch wird es mit dem Einzug in die meisten Haushalte wohl nicht so schnell etwas werden. Doch das sehe ich nicht als Scheitern von VR an; ich finde es nur logisch. Viele Hersteller kalkulieren das in ihre Pläne ein, steht man doch gerade erst am Anfang mit der Virtuellen Realität für Jedermann.
Zugegeben, ich war schon immer jemand, der sehr angetan von neuer Hardware war, die zur Steigerung der Immersion beitragen konnte. 1997 war es das Rumble Pack des N64 Controllers. 2006 die Wii-Remote (später Wii-Remote Plus) und 2011 dann der 3D-Effekt des Nintendo 3DS. Mit Playstation VR habe ich mir letztes Jahr aber die ultimative Immersionsmaschine nach Hause geholt. Es ist nicht einfach nur die Rundumsicht, die begeistert. Vielmehr ist es das Zusammenspiel mit dem verdammt guten 3D-Effekt, das für ein nie dagewesenes Mittendrin-Gefühl sorgt. Noch besser wird es, wenn zusätzlich die Bewegungssteuerung und die Rumblefunktion der Movecontroller zum Einsatz kommen. Und auch der 3D-Sound des Headsets leistet tolle Arbeit. Das Argument, man müsse es selbst einfach mal ausprobiert haben, mag an dieser Stelle abgedroschen klingen, doch selten hat es so gut gepasst.
VR als Spielspaßmultiplikator
Unter den 26 Personen, die in den letzten Monaten bei mir ihre ersten VR-Erfahrungen gemacht haben, gab es viele Neugierige, aber auch einige Skeptiker. Nach dem Anspielen war das Ergebnis aber immer dasselbe: Begeisterung und Faszination bei jedem Einzelnen. Kaum ist die Brille abgenommen, werden die Eindrücke des eben Erlebten genau geschildert. Mit Funkeln in den Augen und mit Lust auf das nächste VR-Abenteuer. Selten... nein, nie zuvor habe ich einstimmig so euphorische Reaktionen erlebt. Von so vielen Menschen zu ein und demselben Produkt aus der Sparte Computer- und Videospiele.
Während ein gutes Softwarelineup normalerweise der ausschlaggebende Faktor ist, der mich über Kauf oder Nichtkauf einer Spieleplattform entscheiden lässt, verhielt es sich bei der Playstation VR genau andersherum. Die Erlebnisse, die ich mit VR auf der gamescom 2015 und 2016 hatte, gefielen mir auf Anhieb so gut, dass ich mir das Headset gekauft habe, ohne so recht zu wissen, welches Spiel ich mir eigentlich dafür zulegen soll. Genre und Production-Value sind mir fast egal. In der virtuellen Realität - so scheint es - spiele ich einfach fast alles gerne. So zum Beispiel Until Dawn – Rush of Blood, einen Railshooter. Normalerweise ist das ein Genre, das mich nicht besonders interessiert. Die VR-Brille in Kombination mit Movecontrollern zieht den Titel aber derart durch den Spielspaßmultiplikator, dass sie ihn zu einem äußerst launigen und fesselnden Horror-Abenteuer-Erlebnis macht.
Oder Danger Ball: Könnte locker als ödes Handyspielchen durchgehen, ich ertappe mich aber dabei, wie ich den futuristischen Kopfballtitel immer wieder für eine Runde einlege. Oder Farpoint, einer der umfangreichsten VR-Titel: eigentlich ein ziemlich mäßiger Ego-Shooter, der durch das Spielen in VR und mit dem tollen Aim-Controller zu etwas Besonderem wird. Und sogar das bloße Sitzen im Cockpit eines X-Wing zu Anfang der VR-Mission von Star Wars Battlefront begeistert mich. Es ist schon verrückt, wie stark das Mittendringefühl ist, dass ich sogar ein extrem gutes Gefühl dafür bekomme, aus welchen Materialien das Raumschiff und Armatur zusammengesetzt sein könnten. Allein da geht dem Fan in mir schon das Herz auf. Und das bereits, ehe ich überhaupt losgeflogen bin! Was glaubt ihr, wie es mir geht, wenn ich mir später Dog-Fights mit TIE-Fightern liefere, während ich an einem Sternenzerstörer vorbeiziehe, der mich mit seinen gewaltigen Antriebsdüsen audiovisuell wegbläst?! Ich wiederhole mich gern: Man muss es mal erlebt haben! Und so wundert es mich nicht, dass ich auf einmal sogar Resident Evil 7 leidenschaftlich zocke, obwohl ich mich in den letzten Jahren von dieser Art des knallharten Horrors distanziert habe. Oder ich mir mal eben für über 100€ Farpoint inkl. Aimcontroller zugelegt habe. Das Erlebnis in der Virtuellen Realität ist einfach klasse!
Und trotzdem ist noch längst nicht alles perfekt. Die Playstation VR ist zwar durchaus angenehm zu tragen und sie ist leichter, als sie aussieht. Der Kabelsalat, der die Hardware zum Laufen bringt, ist aber kein Spaß. Vor allem dann nicht, wenn man das Headset mit zu einem Freund nehmen möchte. Zudem schreckt der Preis noch etwas ab, auch wenn mittlerweile VR-Headset und Zubehör deutlich günstiger zu haben sind. Zudem konnte ich das Problem mit der Übelkeit auch bei mir und bei anderen Spielern beobachten. So schlimm wie Tim ergeht es mir aber längst nicht. Zudem habe ich mich an die Spiele, die auf den Magen schlagen, erstaunlich gut gewöhnen können. Star Wars – Battlefront VR Mission und Driveclub VR kann ich mittlerweile komplett ohne Probleme zocken. Die Übung macht's. Sogar Titel wie Valkyrie, Rigs und Scavenger's Odyssey, also Spiele, die nicht gerade mit schwindelerregenden Rotationen geizen. Zwar habe ich dort ab und zu noch ein flaues Gefühl im Magen, aber das nehme ich in Kauf. Tue ich schließlich ja auch dann, wenn ich mich dazu entschließe, in eine echte Achter- oder Loopingbahn zu steigen. Trotzdem: Motion Sickness ist etwas, für das man weiter an Lösungen arbeiten sollte und muss. Denn nicht jeder verträgt die Bewegung in der virtuellen Realität so gut und ist bereit, sich eine gewisse Resistenz „anzutrainieren“.
Klasse Ergänzung zum Etablierten
Und sprechen wir noch über das Spieleangebot. Was Hochkaräter angeht, da gebe ich Tim Recht, ist noch Luft nach oben. Aber seien wir mal ehrlich: Welche neue Konsole hat denn schon zum Start einen Knallertitel nach dem anderen vorzuweisen? Darüber hinaus ist VR frisch auf dem Computer- und Videospielemarkt. Es gilt also noch herauszufinden, wie man die Technik optimal nutzt und welche Software dafür am sinnvollsten ist. Trotzdem kann keine Rede davon sein, dass es kaum Nachschub an Spielen gibt. Allein Ende 2017/Anfang 2018 sollen 60 VR-Titel erscheinen. Was mich angeht: Ich werde mit Skyrim und Doom in nächster Zeit genug VR-Futter haben. Ja, nicht alle angekündigten Titel sind Blockbuster mit klassischen Spielkonzepten. Aber genau darin liegt doch die große Chance für Entwickler neue Wege einzuschlagen. Fernab des Etablierten, des oft Dagewesenen. Denn mit VR ist es wieder leichter geworden, mit Computer- und Videospielen zu faszinieren. Somit sehe ich VR als eine Plattform, die sich noch entwickelt und ein ungeheures Potenzial mit sich bringt.
Bei all der Lobhudelei für VR möchte ich nicht vergessen zu betonen, dass ich klassisches Gaming nach wie vor liebe. Von daher würden mir VR-Spiele allein aktuell nicht ausreichen. Als Ergänzung allerdings und als „Zweitkonsole“ zu meiner PS4 kann ich auf meine PS VR aber definitiv nicht mehr verzichten.
Die PS4pro bietet hier halt Vorteile wie ein schärferes Bild in den Randbereichen.
Aber du kauf dir erst einmal eine PlayStation 4, bevor du dir über PSVR Gedanken machst :P
Frage: Weil darauf eigentlich keiner wirklich eingeht, es für mich aber der eine riesige Grund ist PSVR doch noch in dieser Generation zu kaufen...muss Rigs nicht einfach verdammt geil sein? Ich meine, für mich persönlich, ist das einfach DER Titel schlechthin und DAS richtige Konzept für VR (ausgenommen riesige MMORPGs, die wohl erst in Jahrzehnten WIRKLICH zu erwarten sind).