Test

Rocket League für Nintendo Switch

Von Michael Prammer am 18.11.2017

Stefan Raab hat es vor einigen Jahren schon erkannt; mit dem Auto gegen einen überdimensional großen Ball zu fahren, um diesen in einem Tor zu versenken, kann jede Menge Spaß bereiten. Kein Wunder also, dass der Entertainer seinerzeit daraus mehrere sogenannte Autoball-Turniere ins Leben gerufen hat, die im Fernsehen für gute Quoten gesorgt haben. Ob dies nun Anreiz für die Entwickler war, im Jahr 2015 das Spiel Rocket League auf die Beine zu stellen, bleibt reine Spekulation. Eine schlechte Idee war's jedenfalls nicht.

Rennspiel trifft Fußball

Das Spielprinzip der Autofußball-Simulation, wenn man es denn so nennen mag, ist leicht erklärt. Ihr steuert ein Vehikel aus einer selbst wählbaren Perspektive in einer abgesteckten Arena. In dieser versucht ihr, je nach Spielmodus, alleine oder mit bis zu sieben Mitstreitern, einen übergroßen Ball im gegnerischen Tor zu versenken. Nach Ablauf einer bestimmten Zeit ist das Team siegreich, das die meisten Treffer gelandet hat. Dazu gesellen sich einige Spaßfaktoren wie Boosts, die in den Arenen verteilt sind und dem Spieler auf Knopfdruck Geschwindigkeitsvorteile verschaffen können.

In der Praxis sieht das dann so aus, dass der Ball zu Beginn jedes Spiels und nach jedem Tor in der Mitte der Arena liegt und die Teams versuchen müssen, zuerst an das Spielgerät zu kommen. Dieses wird dann mit dem Fahrzeug angestoßen, wobei hier der richtige Winkel, die Geschwindigkeit und die Richtung für die Flugkurve des Balls ausschlaggebend sind. Ein großes Plus: Die Ballphysik in Rocket League ist wirklich sehr gut und nachvollziehbar. Dennoch heißt das für Neulinge zunächst: üben, üben, üben. Die Lernkurve ist steil, doch schon nach wenigen Spielen habt ihr den Dreh raus und vollführt kunstvolle Spielzüge. Diese lassen sich durch Sprünge und Salti, die mittels Knopfdruck auszulösen sind, sogar noch perfektionieren. Und so werdet ihr nach einigen Spielstunden zu einem wahren Meister des Fachs.

Die volle Packung Multiplayer-Spaß

Rocket League ist in erster Linie auf Mehrspielerspaß ausgelegt. Folglich werden Solisten schnell die Lust am Spiel verlieren. Zum Üben und Verbessern der eigenen Fähigkeiten taugen die Spielmodi im Singleplayer-Modus jedoch allemal. Neben einem Übungsmodus, bei dem ihr eure Autoball-Skills in unterschiedlichen Disziplinen schleifen könnt, steht ein Saison-Modus gegen Bots in unterschiedlichen Schwierigkeitsgraden zur Auswahl. Das ist im Grunde ganz nett, verliert aber recht schnell an Reiz. Denn erst mit anderen menschlichen Mitspielern und der Möglichkeit der Kommunikation entfaltet das Spielprinzip sein volles Potential. Spielt ihr also an einer Konsole oder trefft euch mit mehreren Switch-Besitzern zu einer flotten Mehrspielersession in einem Raum, dann kommt einfach mächtig Freude auf. Richtig gut: Ihr könnt jederzeit mit jeweils einem Joy Con ein flottes 1-gegen-1 auf's Parkett zaubern. Sitzt ihr allerdings alleine zu Hause, spielt mit anderen Spielern online und könnt mit diesen nicht kommunizieren, geht jede Menge Spaßpotential verloren. Es gibt einfach nichts Schöneres als sich gegenseitiges Versagen zu attestieren.

Für Langzeitmotivation sorgen die Personalisierungen in Rocket Legaue, die für verschiedene Aktivitäten freigeschaltet werden. Und da soll es laut Hersteller so viele geben, dass es über 10 Milliarden Möglichkeiten der eigenen Gestaltung seines Fahrzeugs gibt. Weil das nicht ausreicht schiebt Nintendo extra für die Switch-Version noch eigene Erweiterungen mit ins Spiel. Ob Reifen, Antennen, Auspuffabgase oder Bodykits – es gibt unzählige freischaltbare Extras, die im Spiel zu finden sind. Diese lassen sich sowohl online als auch offline freischalten.

Was macht die Technik?

Tests zu Umsetzungen auf Nintendos aktueller Konsole zielen zwangsläufig auf die Optik und die technischen Fähigkeiten ab. Dass es die Switch-Fassung in punkto Detailgrad, Texturen und Gesamterscheinung nicht mit der PS4-Fassung aufnehmen kann, sollte jedem Spieler von Anfang an bewusst gewesen sein. Wer nur die Switch-Fassung spielt und keinen Vergleich hat, wird sich auch kaum weitere Gedanken darüber machen, weil das Spiel auch auf der Switch prinzipiell ordentlich aussieht. Wer Rocket League allerdings schon auf der PS4 gespielt hat, dürfte den Unterschied recht schnell erkennen: Einige Texturen wirken recht verwaschen, die Hintergründe sind detailarmer. Im Handheldmodus kann man dies problemlos verschmerzen, im Dock-Modus auf dem Fernseher fällt der grafische Unterschied aber schon deutlicher auf. Dafür klappt alles andere absolut reibungslos. Technische Fehler wie Bildrateneinbrüche oder Kantenflimmern konnten wir im Test nicht wahrnehmen. Die Steuerung funktioniert ebenfalls hervorragend und lässt keine Wünsche offen.

Auch beim Online-Modus gab es während unseres Tests nichts zu beanstanden. Dank Nintendos offener Politik dürfen Besitzer der Switch-Version via Crossplay auch gegen Spieler auf dem PC oder der Xbox One antreten. Die Server sind demnach prall gefüllt und wir hatten während des Matchmakings keine längeren Wartezeiten zu verkraften. In den Matches selbst lief das Spiel stets flüssig und ohne Ruckler. Verbindungsschwierigkeiten gab es während unseres Härtetests nur genau ein einziges Mal. Hier muss aber fairerweise dazugesagt werden, dass die PlayStation 4 parallel damit beschäftigt war einen 56GB großen Spiele-Download abzuschließen und Netflix zeitgleich auf dem Apple TV im Wohnzimmer lief. Kommt die Verbindung ins Stocken, wird dies durch ein Symbol im Spiel klar deutlich gemacht. Ohne unser stark ausgelastetes Netzwerk lief Rocket League stets einwandfrei.

Fazit:

Rocket League rockt auch auf Nintendo Switch. Das Spiel wurde sehr ordentlich portiert und bietet den gleichen Spielspaß, wie die „großen“ Ableger und hat als Bonbon die immer wieder zitierte Mobilität inne. Dazu klappt der Onlinemodus überraschend gut, weder beim Matchmaking noch beim Spiel selbst haben wir im Testzeitraum mit Problemen zu kämpfen gehabt. Den größten Spielspaß liefert Rocket League dabei mit mehreren Spielern in einem Raum. Egal ob über WLAN mit mehreren Konsolen oder an einem Gerät via Splitscreen; mit Freunden blüht Rocket League erst so richtig auf. Leider hat die Switch-Fassung dann doch kleinere Einschränkungen. Die Technik zollt ihren Tribut und lässt das Spiel verwaschener aussehen als auf den anderen Konsolen, was allerdings nur im Dock-Modus negativ auffällt. Zudem fehlen auf der Switch die Kommunikationsmöglichkeiten in den Online-Spielen. Nichtsdestotrotz ist Rocket League für Nintendo Switch - insbesondere auch wegen seiner Mobilität - für ein flottes Spielchen zwischendurch immer gut und kann vor allem mit Freunden zum richtigen Partykracher werden.

Zweite Meinung von Ramy:

Es gibt Spiele, die kommen und gehen. Bei Rocket League aber gehört das "Gehen" offensichtlich nicht zum Programm. Denn seitdem ich den Titel 2015 im Rahmen des PS-Plus-Spieleangebots kostenlos heruntergeladen konnte, hat er die Festplatte meiner PS4 nicht mehr verlassen. Was mich über einen so langen Zeitraum an dieses Spiel bindet? Es wirkt wie ein locker-leichter Arcade-Spaß, tatsächlich bietet Rocket League aber wesentlich mehr Tiefe als man im ersten Moment vielleicht glauben mag. Auch nach zwei Jahren fallen noch immer Tore, die mein Staunen hervorrufen. Es geschehen noch immer Rettungsaktionen und Kuriositäten, die für lautes Geschrei und Partystimmung sorgen. Und ich erlebe noch immer Spielverläufe, die derart verrückt sind, dass sie so in keinem Drehbuch stehen könnten. Und obwohl sich die Art und Weise, wie ich Rocket League zocke, im Vergleich zu der von 2015 stark verändert hat, sehe ich die Weiterentwicklung noch nicht als abgeschlossen. Das Zusammenspiel aus Timing, Übersicht, Antizipation und natürlich die Beherrschung der Fahrzeuge birgt so viel spielerisches Potenzial, dass ich den Start-Button dieses Titels nur zu gerne drücke. Für Switch-Besitzer, die noch nicht in den Genuss gekommen sind, also absolut empfehlenswert.

Unsere Wertung:
8.0
Michael Prammer meint: "Technisch mit kleinen Einschränkungen, dafür dank Mobilität mit Freunden ein echter Partykracher."
Rocket League für Nintendo Switch erscheint für PC und PlayStation 4 und Nintendo Switch und XBox One. Wir haben die Version für Nintendo Switch getestet.
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3 Kommentare:
Dr_Lobster)
Dr_Lobster
Am 18.11.2017 um 16:54
Gibt es irgendeine Einbindung der Gyrosensoren?
michi1894)
michi1894
Am 20.11.2017 um 19:14
Nein gibt es nicht. Hab ich zumindest nicht raus gefunden.
Falco)
Falco
Am 19.11.2017 um 15:20
Kann man auf einer Switch auch mit zwei Spielern online gehen? Hab ich jetzt nicht so ganz verstanden :>
Und gibt es nicht mal die Quick Chats á la guter Schuss?

michi1894)
michi1894
Am 20.11.2017 um 19:16
Müsste eigentlich gehen. Probiert habe ich das selbst nicht aber es gibt viele Möglichkeiten im mehrspielerbereich auch mit je einem joycon. Kurzbefehle sind drin und lassen sich glaube sogar bearbeiten.
wimmi)
wimmi
Am 21.11.2017 um 12:19
1) Ja das funktioniert ohne Probleme. Ich glaube im Moment gibt es noch den "Bug", dass der zweite Spieler ein Profil auf der Switch braucht, das wird aber gepatched und dann kann es ein einfacher "Gast" ohne Profil sein.
2) Gibt es, wie auf den anderen Konsolen werden die über das Steuerkreuz aufgerufen. In den Optionen kannst du die Kombinationen nach Wunsch konfigurieren.
actioneichhorn)
actioneichhorn
Am 26.11.2017 um 11:45
Die online kommunikationsmöglichkeiten fehlen auf der switch? Das macht aus der switchversion Müll. Auf den anderen Konsolen ein tolles spiel
Falco)
Falco
Am 27.11.2017 um 12:35
Die gibt es, habe das Spiel mittlerweile ;)