Test

Uncharted: The Lost Legacy

Von Lars Peterke am 25.08.2017
Und das obwohl NaughtyDog die Serie mit dem vierten Teil doch eigentlich zur Ruhe betten wollte. Offenbar hatte man nun aber doch noch eine Geschichte zu erzählen, weshalb nur etwas mehr als ein Jahr nach dem Release von Uncharted 4 das (jetzt aber wirklich letzte?) Uncharted-Spiel mit dem Titel “The Lost Legacy” erscheint.

Der alte Haudegen Nathan Drake ist hierbei außen vor, der Spieler schlüpft stattdessen in die Haut von Chloe Frazer (bekannt aus Uncharted 2: Among Thieves), die wiederum von Nadine Ross (bekannt aus Uncharted 4: A Thief’s End) begleitet wird. Wir haben uns angesehen, ob das Spiel von der geballten Frauenpower profitiert.

Ein Königreich für einen Stoßzahn

In Indien tobt der Bürgerkrieg. Das hält Hauptfigur Chloe Frazer jedoch nicht davon ab, nach einem sagenumwobenen Artefakt zu suchen: den Stoßzahn der Göttin Ganesha. Dafür nimmt sie sogar die Hilfe der nicht unbedingt vertrauenserweckenden Nadine Ross in Anspruch. Schon bald kreuzen sich die Wege der zwei Protagonistinnen mit denen des Rebellenanführers Asav, der natürlich ebenfalls hinter dem Artefakt her ist und dabei ganz eigene Pläne verfolgt.

So beginnt also das Wettrennen gegen Asav und seine Schergen in gewohnter Serienmanier. Allerdings ist “The Lost Legacy” in seiner Länge nur ein halbes Uncharted 4. Insgesamt neun Kapitel ist die Story lang und kann locker in 7-8 Stunden absolviert werden. Damit ist der Titel verglichen mit den anderen Serienablegern eher ein leckerer Snack für Zwischendurch. Immerhin: Es gibt auch einen Multiplayer-Modus, dieser ist allerdings baugleich zu Uncharted 4 und wurde nur um ein paar neue Inhalte erweitert.

Die Konsequenz: Alles, was Uncharted ausmacht, begegnet euch hier in sehr komprimierter Form. Es gibt weniger Rätsel, weniger Shootouts und weniger Areale, da der Titel eben nur halb so lang ist wie andere Uncharted-Spiele. So spielt sich die Handlung komplett in Indien ab und Ausflüge quer um den Globus gibt es nicht. Demnach besteht ein Großteil des Spiels aus Urwald und Tempelruinen, die man nach insgesamt vier Uncharted-Spielen nun schon zur Genüge kennt. Auch die Rätsel und Spielumgebungen sind zwar immer noch grandios, kommen aber eben nie ganz an die Schauwerte eines Uncharted 4 heran. “The Lost Legacy” ist eben wirklich nur ein Nachschlag. Und kein zweiter Hauptgang.

Abnutzungserscheinungen auf hohem Niveau

Damit ist eines der Hauptprobleme von “The Lost Legacy” identifiziert. Gerade dieses kompaktere Abenteuer macht deutlich, wie sehr sich die Serie inzwischen abgenutzt hat. Während Uncharted 4 nur sehr behutsam neue Gameplay-Mechaniken einführte und sich in erster Linie auf seine Präsentation konzentrierte, gibt es in “The Lost Legacy” nun absolut nichts Neues mehr zu sehen. Laufen, Springen, Klettern, Schwingen, Greifen, Schießen, alles wie gewohnt.

Überhaupt sind große Teile des Spiels aus bekannten Versatzstücken konstruiert. So ist in der ersten Spielhälfte ein sehr großes und offenes Areal der Dreh- und Angelpunkt des Spiels. Genau wie Madagaskar in Uncharted 4 erkundet ihr das Gebiet frei mit einem Jeep und fahrt diverse Tempelstätten an, um den Weg ins nächste Gebiet freizuschalten. Dabei kommen dem Spieler natürlich Asavs Schergen in den Weg, was unter anderem in eine Fluchtsequenz mündet, bei der ihr unter Dauerbeschuss von einem panzerähnlichen Gefährt steht. Auch das kennen wir bereits von Uncharted 4.

Bei aller Redundanz vermisst man dann schon den alten Sprücheklopfer Nate, der die Gameplay-Passagen in der Vergangenheit stets süffisant kommentierte. In “The Lost Legacy” kann ihm das Zweigespann Chloe und Nadine leider nicht das Wasser reichen. Das Spiel macht spielerisch und erzählerisch zu wenig aus dem Frauen-Duo, es hebt sich in keiner Weise von anderen Titeln der Reihe ab. Dass sowas auch ganz anders geht, hat Naughty Dog schon selbst unter Beweis gestellt, nämlich mit dem “Left Behind”-DLC für The Last Of Us. Wieso die Entwickler hier also permanent mit leicht angezogener Handbremse fahren, ist nicht ganz klar.

Zumindest im letzten Kapitel zündet Naughty Dog dann aber doch noch ein beeindruckendes Feuerwerk. Auch wenn die finale Spielsequenz auch nur ein spielerisches Recycling aus Uncharted 2 darstellt, schaffen es die Macher, die Varianz und Intensität ins schier Unermessliche zu steigern. Das gelingt sogar so gut, dass wir das Finale von “The Lost Legacy” definitiv zur besten Action-Sequenz in einem Videospiel in 2017 küren würden. Ein besseres Kompliment kann man dem Spiel eigentlich nicht machen.

Fazit:

“Uncharted: The Lost Legacy” ist erneut ein Action-Abenteuer auf inszenatorisch höchstem Niveau. Spielerisch lassen sich die Abnutzungserscheinungen der Reihe aber nicht mehr verstecken. Das fällt insbesondere bei der recht kurzen Spiellänge und den dadurch sehr komprimiert eingesetzten Spielelementen auf. Natürlich tut das dem Spielspaß aber keinen Abbruch. Auch “The Lost Legacy” unterhält zu jeder Minute bestens und macht einen Heidenspaß. Für Fans der Reihe also ein gelungener Nachschlag.

Unsere Wertung:
8.5
Lars Peterke meint: "Eher Nachschlag als Hauptgericht: gewohnt hochklassiger Uncharted-Spaß ohne frische Ideen."
Uncharted: The Lost Legacy erscheint für PlayStation 4. Wir haben die Version für PlayStation 4 getestet.
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3 Kommentare:
Venne)
Venne
Am 25.08.2017 um 11:52
Hab Kapitel 4 nun abgeschlossen. Einfach wieder sehr gelungen das Spiel. Macht Spaß
Hakuo)
Hakuo
Am 25.08.2017 um 12:45
Schöner Test, deckt sich in etwa mit meiner Meinung bisher, bin auch in Kapitel 4 momentan.

Allerdings zu der Meldung "letztes Uncharted":
Soweit ich weiß hat ND nicht Uncharted per Se als beendet erklärt, sondern viel mehr die Geschichte von Nathan Drake.
Wäre auch dumm, jetzt zu sagen dass nie wieder ein Uncharted kommt, nachdem das Ende von U4 so eine gute Vorlage für eine neue Reihe liefert.

Etwas Pause tut dem Ganzen aber sicherlich gut, jetzt sollen sie sich erst mal auf TLoU 2 konzentrieren, Uncharted erwarte ich aber spätestens auf PS5 zurück mit neuer Protagonistin :)
SantiagoWinehouse)
SantiagoWinehouse
Am 26.08.2017 um 06:41
Danke für den Test! Bin gerade bei Uncharted 4; werde das erstmal fertig spielen. Freue mich auch auf diesen Titel!