Test

Ever Oasis

Von Deniz Üresin am 23.06.2017

Vom Winde verweht

Nach einigen Ports (Zelda: Ocarina of Time 3D und Majoras Mask 3D) und Aushilfsarbeiten darf das Team um Secret-of-Mana-Schöpfer Koichi Ishii endlich selbst ans Werk und ein eigenes Spiel kreieren. In Ever Oasis schlüpft ihr in die Rolle eines kleinen, putzigen Sprösslings, dessen großer Bruder Häuptling einer blühenden Oasengemeinschaft in der Wüste ist. Die Oasen, die je von einem auserwählten Sprössling, einem sogenannten „Kind des großen Baumes“, und einem Wassergeist geschaffen und geführt werden, bieten den Bewohnern der Wüste Schutz vor dem Chaos, einer grausamen Macht, die seit Urzeiten alle Lebewesen bedroht. In letzter Zeit ist das Chaos immer stärker geworden und fast alle Oasen sind ihm bereits zum Opfer gefallen. Eines Tages greift ein vom Chaos geformter Drache schließlich die Oase eures Bruders an. Mit seiner Windmagie fegt der Häuptling euch weit weg vom Ort des Geschehens und stellt sich allein dem finstren, scheinbar übermächtigen Wesen. Leider ohne Erfolg...

Ihr landet kurz darauf direkt neben einem kleinen Wasserloch, welches den einsamen Wassergeist Esna beherbergt. Sie spürt, dass sie nun die letzte ihrer Art ist und schwört, zusammen mit euch die größte und beste Oase der gesamten Wüste zu erschaffen, an der das Chaos sich die Zähne ausbeißen wird. Das Schicksal aller Wüstenbewohner liegt nunmehr in euren Händen!

So dramatisch die Story auch klingen mag, sie nimmt im eigentlichen Spiel tatsächlich nur wenig Raum ein und ist weder übermäßig komplex, noch besonders stark ausgeschmückt. Alle Gespräche, auch die in den seltenen Zwischensequenzen, laufen über Textboxen ab, meistens geben die Charaktere nicht einmal Laute von sich, während sie ihre Münder bewegen. Viel interessanter als die Story ist bei Ever Oasis aber das vielseitige und gleichzeitig etwas eintönige Gameplay.

Oasen Manager 2017: Boss und Laufbursche

Das Gameplay von Ever Oasis besteht im Wesentlichen aus zwei großen Komponenten, die sich abwechseln und ergänzen und sich so durch das ganze Spiel ziehen: Zum einen gilt es, die verschiedenen Gebiete der großen Wüste mitsamt ihren Höhlen und Dungeons zu erforschen und zum anderen gibt es da noch eure frisch gebackene Oase, die ihr managen, hegen und pflegen müsst.

Die Oase besteht aus eurem Haus, der Quelle mit dem Wassergeist Esna, einem Garten, einer „Shoppingstreet“ und dem als Eingang fungierenden Brunnenplatz. In eurem Haus könnt ihr euch aufs Ohr hauen, euer Equipment wechseln und Waffen und Gegenstände craften. Schade ist hier, dass man das Innenleben nicht selbst gestalten und möblieren kann, aber immerhin schläft man in einer coolen Hängematte. Wenn ihr mit Esna sprechen wollt, könnt ihr sie jederzeit an der Quelle antreffen, doch wenn sie etwas Wichtiges zu sagen hat, teilt sie das euch über ihren Hilfs-Skarabäus mit, der euch auf Schritt und Tritt verfolgt. Der Garten wartet mit Obstbäumen und Äckern auf, die ihr bepflanzen könnt. Die Einkaufsstraße ist zu Beginn des Spiels noch sehr überschaubar, verwandelt sich in kurzer Zeit jedoch in einen brummenden, lebendigen Basar, auf dem die durch die Wüste streifenden Touristen (die übrigens eine süße Kreuzung aus Pinguin und Uhu sind) gern ihre hart verdienten Taujuwelen (die Währung in Ever Oasis) ausgeben.

Jeder Sprössling, der sich im Laufe des Spiels in eure Oase gesellt, kann dabei einen eigenen Knospenladen eröffnen. Sobald ihr einen geeigneten Platz ausgewählt und die Baukosten bezahlt habt, kann es auch schon losgehen. Dabei ist es empfehlenswert, immer so viele Läden wie möglich geöffnet zu haben, denn die Abgaben der Ladenbesitzer an ihren Häuptling sind die einzige Geldquelle in Ever Oasis und spezifische Läden locken bestimmte Charaktere in eure Oase. Natürlich müsst ihr aber auch noch etwas mehr für einen blühenden Laden tun – für Nachschub sorgen! Denn die Materialien, die die Sprösslinge für ihre Waren benötigen, besorgen sich schließlich nicht von selbst. Das machen Expeditionsteams, die ihr für einen kleinen Obulus in bereits besuchte Gebiete schicken könnt, oder eben ihr selbst. Gelegentlich treten die Ladenbesitzer auch mit einer besonderen Bitte an euch heran. Erfüllt ihr diese, vergrößert der dankbare Sprössling seinen Shop und kann nun teurere Waren verkaufen, die allerdings seltenere Materialien benötigen.

Haben sich genügend Bewohner in eurer Oase eingefunden, kann diese von Esna erweitert werden, um zum Beispiel mehr Shops gleichzeitig aufstellen zu können oder mehr Felder zum Anpflanzen von Gemüse bereitzustellen.

Nun aber genug von eurer gemütlichen Oase! In der gibt es zwar genug zu tun, aber außerhalb wartet schließlich noch eine große Wüste darauf, erkundet zu werden.

In die Wüste geschickt

Die Wüste ist recht karg und eintönig, wie es sich für eine Wüste eben gehört. Damit euch nicht langweilig wird, halten euch die Chaosmonster auf Trab, die überall außerhalb eurer Oase oder anderer Siedlungen ihr Unwesen treiben. Der bösen Monster könnt ihr euch mit eurem Schwert oder anderen Waffe erwehren, außerdem könnt ihr bis zu zwei Kumpane aus eurer Oase mit auf die Reise nehmen und diese wahlweise auch steuern.

Die Monster sind dabei besonders zu Beginn noch relativ einfach zu besiegen, im späteren Verlauf haben sie allerdings einige fiese Tricks auf Lager und teilen heftig aus. Sowohl die Bewegungsmuster als auch die Schwäche gegenüber gewissen Waffentypen sollte bei den späteren Gegnern berücksichtigt werden, um die Oberhand zu behalten. Dabei ist es sehr hilfreich, dass ihr je nach allgemeiner Zufriedenheit eurer Oasen-Bewohner einen deftigen Gesundheits-Boost bekommt, da selbst die kleinsten Gegner sonst schon eine Bedrohung darstellen und euch mit einem Treffer auf die Bretter schicken würden. Game Over heißt es allerdings nur, wenn alle Charaktere eurer Party ins Gras gebissen haben, denn gefallene Kameraden können von euch wiederbelebt werden. 

Insgesamt ist Ever Oasis dank dieser und anderer Hilfsfunktionen, die nicht alle optional sind, aber nicht sehr schwer und wer ein klein wenig Action-RPG-Erfahrung hat, sollte ohne allzu große Probleme durchkommen. Wer sich wundert, warum er nach einigen Kämpfen noch kein Level-Up erhalten halt, der sollte kurz Rast machen und zu seiner Oase zurückkehren. Nur dort werden euch die gesammelten Erfahrungspunkte gutgeschrieben.

Das Kampfsystem ist übrigens dem aus Ocarina of Time und Majoras Mask sehr ähnlich. Mit der linken Schultertaste könnt ihr Gegner anvisieren und anschließend mit Kombinationen aus leichten und härteren Angriffen beharken. Selbst die Ausweichrolle eures Sprösslings erinnert sehr an Links Manöver.

In der großen Wüste lassen sich viele kleine Höhlen und die Siedlungen anderer Rassen wie der echsenartigen Uaret oder der plumben, verfressenen Serqa, die ein ganz klein wenig an die Goronen aus Zelda erinnern, auffinden. In den Höhlen gibt es den einen oder anderen Schatz zu finden und unterwegs getroffene Leute könnten möglicherweise überredet werden, sich eurer Oase anzuschließen. Diversität ist hier von Vorteil, denn nur die mächtigen Serqa können beispielsweise Felsen zerschmettern und somit so manchen Durchgang freimachen.

Eine Prise Zelda

Die volle „Zelda-Packung“ bekommt man in Ever Oasis jedoch in den Dungeons, in denen euer Häuptling nach den drei Lichtquarzen sucht, die Esna braucht, um eure Oase endgültig vor dem Chaos beschützen zu können. Rätsel, Kämpfe, Schatztruhen und ein obligatorischer Bossgegner, für dessen Raum man einen besonderen Schlüssel finden muss, stehen hier an der Tagesordnung. Zwar sind die Rätsel zugegebenermaßen meist nicht wirklich komplex, erfordern aber gelegentlich die speziellen Fähigkeiten und das Teamwork eurer Partymitglieder.

Was leider nicht ganz so spaßig an der Geschichte ist, ist die Tatsache, dass ihr häufig vor ein Hindernis treten werdet, welches ihr nur mit einem bestimmten Charakter oder zumindest einer gewissen Waffe aus dem Weg räumen könnt. Befindet sich dieser gerade nicht in eurer Party, müsst ihr zurück zu eurer Oase und eure Gruppe ändern. Dies geht dank eines sehr benutzerfreundlichen Schnellreisesystems inklusive Rücksetzpunkt glücklicherweise recht schnell vonstatten, allerdings reißt es einen kurz aus der Dungeon-Atmosphäre heraus. Immerhin werden an den Speicherstationen innerhalb der Höhlen und Dungeons, die auch als Warp-Portale benutzt werden können, angezeigt, welche Fähigkeiten in der Umgebung am häufigsten gebraucht werden.

Der typische Nintendo-Style

Die Screenshots von Ever Oasis verraten schon, dass das Spiel in einem bunten Comiclook ähnlich der meisten Nintendo-Spiele gehalten ist. Es gibt zwar hübschere 3DS-Spiele, aber der Style ist niedlich, detailreich und farbenfroh. Das an das antike Ägypten angelehnte Charakter- und Dungeondesign ist zudem recht unverbraucht im RPG-Genre. Dazu passend gibt es ägyptisch und orientalisch angehauchte Musik, die zwar sorgfältig komponiert ist, aber etwas darunter leidet, dass sich die einzelnen Stücke thematisch nicht zu weit voneinander entfernen konnten. Der 3D-Effekt ist, wie bei den meisten neueren 3DS-Spielen, recht seicht und trägt nicht wirklich zur Atmosphäre bei, sodass 2DS-Zocker hier nicht wirklich etwas verpassen. New 3DS-Besitzer können die Kamera über den C-Stick frei in der Ebene bewegen, Besitzer des Original-3DS müssen auf die L-Taste zurückgreifen, die die Kamera hinter eurem Charakter zentriert, was aber ebenfalls gut funktioniert.

Fazit:

Ever Oasis hat eine nicht allzu epische und auch nicht allzu lange Story und artet gelegentlich in Arbeit aus, wenn man seine Oase im Top-Zustand halten und neben seinen täglichen Arbeiten als Bürgermeister und Laufbursche noch Dungeons erkunden, grinden und Materialien sammeln will.

Die eigentlichen Stars des Spiels sind jedoch die knuffigen Charaktere mit ihren eigenen Persönlichkeiten und die tollen Dungeons, die zwar nicht ganz an das große Zelda-Vorbild herankommen, aber nichtsdestotrotz gut designt sind und den Erkundungsdrang im Zocker wecken. Haufenweise Sidequests zeigen mehr vom Charakter eurer Bewohner und geben euch mehr als genug zu tun. Wer sich auf die Probe stellen will, kann zudem optionale zufallsgenerierte Dungeons mit verschiedenen Schwierigkeitsgraden angehen, in denen nach Lust und Laune gelootet und gelevelt werden kann.

Ever Oasis ist weder Fantasy Life, noch Animal Crossing, noch Harvest Moon, noch Zelda. Es hat von allen etwas und ist doch etwas anderes. Wem die aufgezählten Spiele Spaß machen oder wer sich generell nach einem Action-RPG auf dem 3DS sehnt, der kann sich die kostenlose Demo im eShop herunterladen und selbst sehen, welchen ganz eigenen Charme der Titel versprüht.

Unsere Wertung:
7.5
Deniz Üresin meint: "Ever Oasis ist ein knuffiges Abenteuer mit tollen Dungeons in einer leider recht eintönigen Welt mit vielen repetitiven Aufgaben."
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1 Kommentar:
the_Metroid_one)
the_Metroid_one
Am 23.06.2017 um 13:25
Klingt für mich recht gut. Freue mich schon darauf, es bald zu spielen. Die Musik gefällt mir recht gut. Mal schauen, wie mir die sonderbare Genre- Kombination gefällt.