
EA Sports FC 24
Es ist ein historischer Moment für die Fußballspielwelt: Nach fast 30 Jahren Tradition hat sich Electronic Arts von der FIFA-Lizenz getrennt und veröffentlicht den ersten Teil seiner neu benannten Serie: EA Sports FC 24. Der Name ist neu, die Skepsis zunächst groß – doch im Kern steht die Frage im Raum: Handelt es sich nur um ein umbenanntes FIFA 23 mit kosmetischen Anpassungen oder tatsächlich um einen echten Neuanfang?
Und wie hat EA diese neue Ära eingeläutet? Wir haben uns die PS5-Version genauer angesehen und verraten euch, ob EA Sports FC 24 tatsächlich als würdiger Neustart durchgeht.
HyperMotionV und PlayStyles – das Herzstück des Gameplays
Im Mittelpunkt des diesjährigen Ablegers steht die neue HyperMotionV-Technologie. EA hat nach eigenen Angaben Millionen realer Spielsituationen aus den höchsten europäischen Ligen analysiert und direkt ins Spiel übertragen. Das Ergebnis: Über 1.200 neue Animationen, die Bewegungen und Zweikämpfe spürbar natürlicher wirken lassen. Besonders bei Ballannahmen und beim Körperkontakt zeigt sich die neue Technik – endlich wirken Zweikämpfe nicht mehr so „geskriptet“ wie in den Vorgängern.
Eine zweite große Neuerung sind die PlayStyles. Jeder Spieler verfügt nun über bestimmte spieltypische Eigenschaften, die sein Verhalten auf dem Platz prägen. Kylian Mbappé sprintet explosiver, Kevin De Bruyne verteilt seine Pässe noch präziser, und Virgil van Dijk dominiert in der Luft. Das verleiht den Partien mehr Individualität und sorgt dafür, dass Stars sich stärker von Durchschnittskickern unterscheiden. Allerdings ist die Balance nicht perfekt – manche PlayStyles wirken fast übermächtig, sodass sich bestimmte Spieler gerade in Ultimate Team schnell als Pflichtkarten herauskristallisieren.
KI, Ballphysik und Torhüter
Die KI agiert in FC 24 insgesamt klüger, vor allem offensiv. Eure Mitspieler suchen häufiger die Tiefe und bieten bessere Anspielstationen. Gleichzeitig sind Defensivreihen aggressiver und lassen sich nicht mehr so leicht mit simplen Steilpässen aushebeln. Dadurch entstehen abwechslungsreichere Spielsituationen – zumindest, wenn die Torhüter nicht wieder für Chaos sorgen. Denn wie so oft sind die Keeper ein zweischneidiges Schwert: Einerseits sehen viele Paraden spektakulär aus, andererseits patzen sie regelmäßig bei Distanzschüssen oder kuriosen Abprallern. Besonders angeschnittene Schüsse aus 20 Metern sind in der Release-Version fast schon ein Garant für ein Tor. Hier musste EA mit Patches nachjustieren.
Die Ballphysik gehört dagegen zu den größten Fortschritten. Flanken, Schüsse und Pässe wirken schwerer berechenbar und dadurch lebendiger. Der Ball springt realistischer ab, wodurch Situationen entstehen, die sich weniger „einstudiert“ anfühlen als in FIFA 23.
Die Spielmodi
Im Karrieremodus hat EA kleinere, aber feine Anpassungen vorgenommen. Neu ist das System der Spielerrollen für Trainerstäbe, das euch erlaubt, Taktik-Experten oder Fitness-Coaches einzusetzen, die eure Mannschaft individuell verbessern. Außerdem gibt es mehr Zwischensequenzen bei Transfers und Vertragsverhandlungen, was für etwas mehr Flair sorgt – auch wenn die Animationen immer noch recht hölzern wirken. Die Spielerkarriere profitiert von einem überarbeiteten Fortschrittssystem. PlayStyles können hier nach und nach freigeschaltet werden, was für einen spürbaren Entwicklungsbogen sorgt. Trotzdem bleibt der Modus eher eine nette Dreingabe, als dass er die Spieler langfristig fesseln würde.
Der Straßenfußball-Modus VOLTA setzt seinen Arcade-Kurs fort. Neue Minispiele und die Integration des Pro-Clubs-Modus (jetzt „Clubs“ genannt) sorgen für Abwechslung. Vor allem online macht VOLTA mit Freunden Spaß, verliert aber schnell an Reiz, wenn man allein spielt.
Herzstück bleibt natürlich Ultimate Team. Die größte Änderung: Frauenfußballerinnen sind nun vollständig integriert und lassen sich problemlos neben männlichen Spielern einsetzen. Das bringt frischen Wind ins Meta, wirft aber auch Balancing-Fragen auf. Ansonsten bleibt FUT das, was es immer war: ein Suchtfaktor für viele, aber auch ein Paradebeispiel für Pay-to-Win-Mechaniken. Wer viel Zeit oder Geld investiert, hat klar die Nase vorn.
Präsentation und Lizenzen
Optisch liefert FC 24 ein rundes Bild ab: verbesserte Beleuchtung, detaillierte Stadien und lebhaftere Zuschaueranimationen sorgen für Atmosphäre. Neue Kameraperspektiven verstärken den TV-Flair, auch wenn nicht jeder Spieler mit den Standard-Einstellungen glücklich wird. In Sachen Lizenzen kann EA seine Marktmacht erneut ausspielen: Premier League, Bundesliga, La Liga, Champions League, Europa League – alles ist dabei.
Kleinere Abstriche gibt es bei einigen Nationalteams, die nicht mehr verfügbar sind. Insgesamt bleibt das Lizenzpaket aber das stärkste im Genre.
FAZIT:
Mit EA Sports FC 24 wagt Electronic Arts keinen radikalen Neustart, sondern setzt auf vorsichtige Evolution. Dank HyperMotionV, PlayStyles und besserer Ballphysik spielt sich der Fußball realistischer und abwechslungsreicher als in FIFA 23. Lizenzen, Präsentation und Atmosphäre bleiben auf Topniveau. Doch gleichzeitig kämpft das Spiel mit altbekannten Problemen: Torhüter, Balancing und ein stagnierender Karrieremodus verhindern, dass der Sprung so groß wirkt, wie es ein Markenwechsel eigentlich erwarten ließ. Für Serienfans ist FC 24 ein gutes Gesamtpaket, das den Übergang von FIFA zu FC solide meistert – aber die große Revolution bleibt aus.