
Spieleentwickler unter dem Druck des amerikanischen Faschismus?
Am 10. September wurde der politische Redner Charlie Kirk ermordet, jetzt wird er von Trump und seinen Anhängern als Märtyrer gefeiert. Das Attentat wird in den USA medienwirksam eingesetzt, um Demokraten und andere Gruppen zu verteufeln – obwohl der Mörder selbst Trump-Anhänger war.
Ein Mord ist nie eine schöne Sache, aber es lässt sich kaum bestreiten, dass Kirk mit seinen erzkonservativen, teilweise extremen Aussagen und Meinungen Hass schürte. Kirk argumentierte unter anderem, dass transsexuelle Menschen “böse” und für die Inflation verantwortlich seien. Den Civil Rights Act (ein Gesetz, das schwarzen Amerikanern 1964 erstmals eine Wahlberechtigung einräumte) nannte er einen “Fehler”. Der Bürgerrechtler Dr. Martin Luther King sei zudem ein “furchtbarer” Mensch gewesen. Auch über den Klimawandel verbreitete Kirk Lügen. Der SWR3 konstatiert: "In Deutschland wäre Kirk womöglich ein Fall für den Verfassungsschutz gewesen".
All dies führte dazu, dass sich viele Menschen nicht sonderlich traurig über Kirks Tod zeigten. So schrieb der Community Manager von VOID Interactive (den Machern von Ready or Not) etwa “Nothing of value was lost” – frei übersetzt: “nichts Wertvolles ging verloren”. Er wurde dafür fristlos entlassen.
Auch Drew Harrison von Sucker Punch (Infamous-Serie, Ghost of Tsushima, Ghost of Yotei) verlor ihren Job, weil sie auf X schrieb: “I hope the shooter’s name is Mario so that Luigi knows his bro got his back” – eine Anspielung auf Luigi Mangione, der in New York für seinen Mord am mehrfach verklagten und als korrupt geltenden milliardenschweren US-Versicherungschef von United Healthcare genauso kritisiert wie gefeiert wurde. Ihr Tweet erschien auf einer Liste, die von Republikanern auf X erstellt wurde, um Kirk- und Trump-Kritiker öffentlich an den Pranger zu stellen. Später sagte Harrison, ihr Kampf gegen Faschismus hätte sie ihren Traumjob gekostet.
Brian Fleming, Gründer von Sucker Punch erklärte die Situation mit den Worten: "Ich denke, wir sind uns als Studio einig, dass es für uns ein Deal-Breaker ist, den Mord an jemandem zu feiern oder zu verharmlosen, und wir verurteilen das aufs Schärfste. Das ist sozusagen unser Studio, und so stehen wir da.“ (Quelle). Ironischer Weise veröffentlicht Sucker Punch mit Ghost of Yotei in nur wenigen Tagen ein Spiel, von dem man durchaus behaupten könnte, dass es Mord feiert oder zumindest verharmlost.
Auch außerhalb der Gaming-Branche lassen die US-Regierung und deren Anhänger immer weniger Meinungs- und Redefreiheit zu. Trump geht dabei nicht direkt, aber sehr wohl indirekt gegen Kritiker vor. Über soziale Medien lästerte Trump regelmäßig gegen seine „talentfreien“ Kritiker und fordert Firmen auf, gegen sie vorzugehen. Er nutzt zudem seine Macht aus, um immensen finanziellen Druck auszuüben: Weil Paramount etwa mit der Produktionsfirma Skydance fusionieren will und dazu die Erlaubnis der Trump-gesteuerten Medienbehörde FCC braucht, wurde der Trump-kritische Late-Night-Host Stephen Colbert trotz bester Zuschauerzahlen abgesetzt (die Sendung läuft nur noch bis Anfang 2026). Auch die Show von Late-Night-Star Jimmy Kimmel wurde vom Sender ABC jetzt für unbestimmte Zeit auf Eis gelegt, weil dieser sagte die "MAGA-Bande [versuche] verzweifelt, diesen Jungen, der Charlie Kirk ermordet hat, als etwas anderes darzustellen als einen von ihnen, und tue alles, um daraus politisches Kapital zu schlagen“. In den USA wurde wegen der Entlassung Kimmels nun von verschiedenen Hollywood-Stars zum Boycott von Disney (dem ABC-Mutterkonzern) aufgerufen. Sie fürchten, dass die USA unter Donald Trump auf dem Weg zum Faschismus ist.
Ungeachtet dessen gehe ich so weit, die These aufzustellen, dass es längst zu spät für die Befürchtung ist, dass sich die USA unter Trump auf dem Weg zum Faschismus befinden. (Teil-)Bedingungen der Definition erfüllt das System schon heute.