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Nintendo patentiert Beschwörungen

Von Andreas Held am 11.09.2025

Nintendo hat sich in den USA das Konzept von Beschwörungszaubern patentieren lassen. Obwohl das Patent für Videospiel-erfahrene äußerst unsinnig klingt, da es sich um eine weit verbreitete und nicht von Nintendo erfundene Spielmechanik handelt, wurde es vom US-Patentamt bereits genehmigt.

Das Dokument beschreibt eine Spielmechanik, mit der ein vom Spiel gesteuerter "Sub-Charakter" durch eine Eingabe, beispielsweise auf einem Gamepad, beschworen werden kann. Erscheint dieser Charakter direkt neben einem Gegner, startet sofort ein Kampf, in dem durch weitere Eingaben Befehle an die von der Software gesteuerte Figur erteilt werden können. Ist kein Gegner in der Nähe, folgt der Begleiter stattdessen eigenständig der Hauptfigur, wobei automatisch ein Kampf gestartet wird, sobald ein Gegner in der Nähe ist.

Dass sich Nintendo nachträglich verschiedenste Spielsysteme aus Pokémon-Spielen patentieren lässt, um den Palworld-Entwickler Pocket Pair rechtlich unter Druck zu setzen, ist nichts Neues. Nintendo hat das japanische Studio bereits im September '24 verklagt, weil es gegen Patente verstoßen hat, die Nintendo erst nach dem Release von Palworld angemeldet hat. Rechtsexperten rechnen dem japanischen Großkonzern wenig Chancen auf ein erfolgreiches Gerichtsverfahren aus, weshalb es nun Nintendos Strategie sei, immer neue Patente anzumelden, um den Prozess möglichst in die Länge zu ziehen - damit dem Indie-Studio irgendwann das Geld ausgeht, um sich auf dem Rechtsweg verteidigen zu können. Ziele sind ein weltweiter Verkaufsstopp und eine Abschaltung aller Server des Online-Titels.

Das neue Patent sorgt jedoch für besonderes Aufsehen, da nun auch hunderte weitere Spiele betroffen sein könnten, die jetzt ins Kreuzfeuer geraten. Theoretisch könnten nämlich auch Mechaniken wie die Beschwörungszauber aus Final Fantasy, die Hexe aus Path of Exile 2 oder Beat aus Mega Man V rückwirkend gegen dieses Patent verstoßen. Dass dies im Einzelfall von Gerichten entschieden werden müsste, die vermutlich nicht zugunsten Nintendos urteilen würden, ist dabei zweitrangig - allein die Angst vor einem unbezahlbaren Gerichtsverfahren dürfte viele Indie-Entwickler dazu bringen, ihre aktuellen Projekte zu canceln oder massiv zu überarbeiten, falls sie gegen das Patent verstoßen könnten.

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