
Daemon X Machina: Titanic Scion
Im Jahr 2018 brachte Marvelous mit Daemon X Machina die Mech-Simulation erstmals auf die Nintendo Switch-Familie und konnte durchaus ordentliche Wertungen einfahren, ohne das ganz große Feuerwerk abzubrennen. Der neueste Ableger, Titanic Scion, soll dank der potenteren Hardware der Switch 2 noch eine Schippe drauflegen. Ob dies kurz nach Release der neuen Konsole gelungen ist, verrät unser Test.
Lahmer Einstieg – ordentliche Story
Wichtig für den Geschichtsunterricht: Ihr braucht den ersten Teil von Daemon X Machina nicht zuvor gespielt haben. Beide Spiele haben zwar den Namen und ein paar Bezeichnungen der Gerätschaften innerhalb des Spiels gemeinsam, das war es dann aber auch schon. Titanic Scion ist kein direkter Nachfolger, sondern ein eigenständiges Spiel.
Der Einstieg in das Spielgeschehen ist unabhängig davon ziemlich lahm und hätte definitiv anders gehandhabt werden können. Ihr befindet euch auf einer Raumstation und müsst von dieser fliehen. Dabei verliert ihr euren Gefährten. Wieso ihr auf der Station wart, ist scheinbar unwichtig. Auch, dass euer Charakter, den ihr in einem kleinen Editor erstellt, eigentlich gar keine Relevanz hat, da er die meiste Zeit in einem Mech - einem sogenannten Arsenal - sitzt, ist zweitrangig. Was ihr aber wissen solltet ist, dass euer Hauptcharakter ein Outer-Soldat des Axioms ist. Das Axiom ist ein Militärregime. Er flieht vor den Axiom, läuft zu einer menschlichen Kolonie über und baut mit dieser er einen Widerstand gegen seine alten „Freunde“ auf.
Die Anfangssequenz kann schon als mutig betitelt werden. Erstens sieht das Raumschiff einfach nur mies aus, zweitens spielt sich das Intro nicht besonders flott und hinzu kommt noch ein ziemlich harter Gegner, der für viel Frust sorgen kann. Als Tutorial ist dieser Abschnitt von 20 bis 30 minuten einfach unglücklich gewählt, denn der Titel nimmt erst Fahrt auf, wenn ihr auf der Erde seit. Dann kommen die tollen Charaktere ins Spiel und das Spielsystem zum Tragen.
Der Star des Spiels: euer Arsenal
Angekommen in der Kolonie der Menschen beginnt dann das Open-World-Spektaktel, welches nur so vor Aufgaben und Ideen strotzt. Zentraler Punkt ist der eigene Arsenal, der stets im Mittelpunkt des Geschehens steht. Es gilt das eigene Kampfgefährt, einen bewaffneten Mech, der mit modernsten Waffensystemen und Flugfertigkeit ausgestattet ist, möglichst auf das Optimum zu perfektionieren. Unterschiedliche optische Verschönerungen einmal außer Acht gelassen – diese sind natürlich auch möglich, euer Arsenal ist die Hauptattraktion im Spiel. Um hier an neue Waffen, Rüstungen, Materialen, etc. zu kommen, stehen viele Möglichkeiten zur Verfügung. Hauptsächlich durchstreift ihr als Outer zwei Missionstypen. Die Storymissionen bringen die Geschichte weiter voran und die vielen Nebenmissonen helfen euch hauptsächlich zu Geld und Material.
Je nach Rang, den es aufzusteigen gilt, stehen neue Missionen zur Verfügung und dementsprechend kämpft ihr eich so von Missionen zu Missionen. Diese reichen von einfachen Verteidigungsaufgaben, bis hin zu „hol mir dies“ und „bring mir das“ oder aber „rüste dies und das aus und kämpfe damit“. Die Nebenmissionen wiederholen sich zwar schnell, verlieren aber dank der unterschiedlichen Gebiete und Gegnertypen keinesfalls an Reiz. Dazu trägt die offene Spielwelt bei, welche viel Abwechslung bietet. Egal ob Höhlen, Täler, Berge oder Ruinen, dann wieder Wälder, Wüsten; Titanic Scion hat vieles zu bieten, jedoch keinesfalls eintönige Landschaften.
Die Storymissionen, welche euren Rang erhöhen und zugleich die Geschichte vorantreiben, sind meistens mit knackigen Boss-Kämpfen belegt. Hier geht es gegen andere Arsenals aus dem Feindeslager. Dies kann entweder nur ein Gegner oder es können auch schonmal mehrere gegnerische Mechs sein. Die Kämpfe unterscheiden sich dabei immer grundlegend, da jeder gegnerische Mech eine andere Fähigkeit besitzt, die euch das Leben schwer macht. Es gilt zunächst die Schwachstellen ausfindig zu machen, eine Taktik zurecht zu legen und dann den Widersacher zu besiegen. Erfolg und Misserfolg liegen aber nicht zuletzt an der richtigen Ausrüstung. Die richtige Waffe, die richtige Panzerung, die richtige Rüstung – all das kann entscheidend für den Sieg gegen einen Boss sein. Und genau da liegt der ganz große Reiz von Daemon X Machina. Ihr versagt bei einem Boss? Kein Problem. Zurück in den Hangar, neue Ausrüstung besorgen, etwas trainieren, optimieren, abstimmen und nächster Versuch. Aufgeben ist keine Option. Und der Sieg ist dann umso befriedigender, wenn es mit dem neuen Arsenal geklappt hat.
Wem das alles noch nicht ausreicht und die offene Spielwelt zu „klein“ ist, der kann sich auch an den Rangkämpfen versuchen, die innerhalb der Kolonie veranstaltet werden. Hier gilt es, der stärkste Mech der Menschheit zu werden. Es winkt Ruhm und Ehre und natürlich Geld. Letzteres ist immer gut zu gebrauchen, um dieses ist neue Ausrüstung zu investieren. Und dann dürft ihr die offene Spielwelt natürlich nicht nur alleine erkunden, sondern mit bis zu zwei weiteren Freunden im Online-Koop-Modus. Dabei helfen euch eure Unterstützer gerade bei den epischen Bosskämpfen unter Umständen enorm, wenn es alleine mal klemmen sollte. Gleich vorweg genommen jedoch; der Online-Koop konnte bisher nicht getestet werden, sodass wir zur Performance und Spielbarkeit nicht viel schreiben können.
Switch 2-Technik: jetzt schon von gestern?
Dafür können wir euch von sämtlichen anderen technischen Aspekten des Titels berichten. Daemon X Machina: Titanic Scion stellt dabei ein zweischneidiges Schwert dar. Die Spielwelt ist einfach gigantisch. Die Abschnitte kommen nahtlos daher, ihr könnt von einem in das andere Gebiet fliegen, sprinten oder auch zu Pferde reiten und das ohne nennenswerte Bildrateneinbrüche. Auch bei wilden Kämpfen stockt das Geschehen kaum und kommt nur ganz selten mal ins Stocken. Wenn überhaupt ein kurzes Zucken zu vermerken war, dann bei einem Gebietswechsel, was aber den Spielfluss nicht stört. Angesichts der Größe der Spielwelt absolut verschmerzbar. Die Steuerung läuft butterweich und der Mech gleitet wie aus einem Guss über den Bildschirm. Das wirkt einfach perfekt abgestimmt. Auch die musikalische Untermalung stimmt und in dramatischen Szenen passt die Stimmigkeit der Musik ebenso perfekt.
Jede Medaille hat allerdings zwei Seiten. Und so gilt es zu sagen: das Spiel sieht unter dem Strich einfach nicht nach einer neuen Hardwaregeneration aus. Die Effekte und die Mechs sind zwar noch ansprechend gestaltet, aber die Texturen der Spielwelt sind viel zu detailarm. Die Weitsicht kann zwar für vieles entschädigen, sieht man sich jedoch die matschigen Texturen aus der Nähe an, ist man wirklich nicht sicher, ob hier ein Switch 1- oder Switch 2-Spiel läuft. Es fühlt sich so an, als ob hier noch einiges an Nachholbedarf hinsichtlich Power und Optimierung vorliegt. Vielleicht fehlt auch gerade bei so einem Spiel die Option zwischen 120fps und Grafik-Modus wählen zu können; beides ist übrigens nicht mit an Bord. Den Vogel schießen allerdings die Ladezeiten zwischen den Missionen ab. Verlassen wir unser Quartier, können wir fast 30 bis 60 Sekunden warten, ehe das Spielgeschehen vollständig geladen ist und das Spektakel weiter geht. Das ist wirklich störend, nicht mehr zeitgemäß und muss eigentlich dringend behoben werden. Auch bei der Rückkehr in die Basis vergehen gefühlt Minuten. Sehr ärgerlich!
FAZIT:
Daemon X Machina: Titanic Scion bringt eine ordentliche Mech-Simulation auf Nintendos Switch 2 und den PC. Marvolous hat es geschafft, vor allem den eigenen Charakter, den Arsenal, zum Mittelpunkt des Spiels zu machen. Der Mech ist der Star und die Aufwertung und Aufrüstung des eigenen Arsenals stellt das Highlight des Spielgeschehens dar. Die offene Spielwelt, die abwechslungsreich und groß daherkommt, bietet einen ordentlichen Rahmen und die Geschichte kann trotz eines eher miesen Einstiegs gut unterhalten und liefert einen würdigen Rahmen. Dank genügend Abwechslung und der Motivation, den Mech ans Optimum zu bringen, werdet ihr zudem lange bei der Stange gehalten. Leider kann die Technik in der von uns getesteten Switch 2-Version das Niveau nicht annähernd halten. Die Weitsicht mag noch grandios sein, die matschigen Texturen sind es aber beileibe nicht mehr. Leichte Ruckler und gelegentliche Bildrateneinbrüche sind noch verzeihbar, die teils eklatanten Ladezeiten hingegen nicht. Hier muss definitiv nachgebessert werden, um ein ordentliches Spielerlebnis abzuliefern. Denn viele solcher „Kleinigkeiten“ halten ein solches Spiel von einer höheren Wertung ab.
