Paper Bad
Ich habe mir den Booster-Streckenpass für Mario Kart 8 gegönnt, um mit Freunden eine noch größere Streckenauswahl zu haben. Aber Moment! Hier geht es gar nicht um Nintendos allbekannten Fun-Racer. Die Sache ist allerdings die: Für den Kaufpreis von 24,99 Euro habe ich nicht nur den Streckenpass bekommen, sondern auch digitale Goldmünzen im Wert von sagenhaften 1,25€. Mit diesem Reichtum habe ich mich anschließend natürlich gleich in die endlosen Weiten des eShops gestürzt, um nach qualitativ hochwertiger Software in eben diesem Preissegment zu suchen. Tatsächlich gibt es für nur einen Euro überraschend viele Spiele zu erwerben: Im Moment wäre zum Beispiel der 2D-Platformer ET Varginha für 99 Cent im Angebot. Für denselben Preis sind auch das Rasenmäher-Spektakel LawnMower: Mortal Race, das Actionspiel Wampir Dungeon, der 3D-Raum Room, die Hühner-Einsammel-Simulation Chickens on the Road oder gar das Extreme Speed Bundle Go!, bestehend aus den legendären Klassikern Fish Go!, Adrenaline Rush und Jet Ski Rush, zu haben. Nach gründlicher, nahezu minutenlanger Recherche habe ich mich aber für einen anderen Titel entschieden: Paper Bad.
Paper Bad beschreibt sich selbst mit „Throw papers and smash stuff“. Tatsächlich ist das Gameplay in all seiner Herrlichkeit mit diesen Worten schon ziemlich gut beschrieben, aber würden wir es dabei belassen, wäre unser Test an dieser Stelle bereits zu Ende. Wir fügen der Beschreibung des Herstellers also noch hinzu: In Paper Bad geht es darum, mit dem Fahrrad durch verschiedene Level zu fahren, um Zeitungen auszuliefern. Mit besagten Zeitungen dürfen wir Fensterscheiben zerschmettern, Passanten abwerfen oder TNT-Fässer in die Luft jagen. Für jeden zerstörten Gegenstand bekommen wir Punkte beziehungsweise Dollar gutgeschrieben, und das sind meist ganz schön viele, denn unser Paper Boy wirft mit der Präzision und Geschwindigkeit eines Maschinengewehrs.
Weil wir uns mit den Amokfahrten in der Nachbarschaft nicht sonderlich beliebt machen, gibt es einige zusätzliche Level, in denen wir vor einer aufgebrachten Meute flüchten müssen - während wir den werten Herrschaften selbstredend weitere Zeitungen an die Köpfe knallen. Die Level sind in verschiedene Welten beziehungsweise Gebiete aufgeteilt: da wären beispielsweise eine ganz normale Nachbarschaft in irgendeiner Vorstadt, eine Militärkaserne oder auch eine Mondbasis.
Am Ende eines jeden Levels wächst ein Turm aus farbigen Blöcken aus dem Boden und wir dürfen eine letzte Zeitschrift werfen, um einen Multiplikator für unsere bis dahin erreichte Punktzahl zu erhalten. Mit den so verdienten Punkten schalten wir neue Skins für unseren wurfwütigen Protagonisten, neue Fahrzeuge oder Wurfgeschosse frei. Ob wir mit Zeitungen oder aber mit Gegenständen wie Bananen, Damenschuhen oder Fischen werfen, macht keinen großen Unterschied, Dynamitstangen sorgen aber für eine Prise extra Explosivität, die wir nur empfehlen können - und werden am besten im Clownskostüm geworfen.
Apropos werfen: Geworfen wird, indem wir während der Fahrt einfach an die passende Stelle des Switch-Bildschirms tippen, weshalb Paper Bad nur auf der Switch und anderen mobilen Geräten erhältlich ist. Zwar lässt sich auch mit dem linken Analogstick zielen, das ist aber eher mühsam.
Präsentiert wird uns die gesamte Action in einer stilisierten, comichaften Grafik, die, bedingt auch durch die ziemlich blockhafte Anatomie der Charaktere, ein wenig an alte Versoftungen von Serien wie The Simpsons oder Family Guy erinnert. Dazu kommen eine Handvoll mehr oder minder gelungener Soundeffekte für die Schreie der Nachbarn oder die dröhnenden Explosionen der TNT-Fässer im Zeitungshagel.
Fazit
Ich muss gestehen, dass ich mich mit äußerst niedrigen Erwartungen an meine erste Session mit Paper Bad gewagt habe. Ein Spiel, das ganz regulär für nur einen Euro (und für iOS gar kostenlos) zu haben ist, kann doch eigentlich gar nicht gut sein, oder? Und klar, mit großen Produktionen oder den meisten eShop-Titeln von bekannteren Indie-Entwicklern brauchen wir Paper Bad nicht zu vergleichen. Grafik und Gameplay sind simpel, ein Schwierigkeitsgrad praktisch nicht vorhanden. Aber als Low-low-low-Budget-Spiel (hängt ruhig noch ein paar weitere Male das Wort "low" ran) macht Paper Bad seine Sache erstaunlich gut. Mit anderen Worten: Das Spiel ist in kurzen Intervallen überraschend spaßig. Wenn ich hin und wieder ein paar Minuten Zeit habe, werde ich mich sicher wieder auf mein virtuelles Fahrrad schwingen, um die Nachbarschaft unsicher zu machen.