Zombie Rollerz: Pinball Heroes
Wenn es darum geht, einen Zombie endgültig ins Jenseits zu befördern, ist die Wahl der Waffe eine reine Frage der Verfügbarkeit und des Geschmacks. Die Medien haben uns in den letzten Jahren eine breite Palette von Werkzeugen für das blutige Handwerk präsentiert und neben den üblichen Schuss-, Hieb- und Stichwaffen gab es auch immer wieder Gegenstände, die für das Gemetzel kreativ zweckentfremdet wurden. Die Stahlkugeln und Hebel eines Flipperautomaten gehören aber (neben Rasenmähern und Klavieren) vermutlich zu den ungewöhnlicheren Waffen mit denen man im Ernstfall in den Kampf ziehen würde. Doch das Spielstudio Zing Games hat den Versuch trotzdem gewagt und sein Handyspiel Zombie Rollerz jetzt auch auf der Nintendo Switch herausgebracht. Wie sich der Titel auf Nintendos Handheld schlägt, verrät unser Test.
Eine Story wie sie im Buche steht
Bevor es mit der Rettung der Welt losgeht, gilt es, ganz im Rahmen der Handlung, zuerst einmal, ein wenig Verwirrung aufzulösen. Ritter Brennjamin, euer Anfangs einzig spielbarer Charakter, erwacht auf einer einsamen Lichtung und hat keine Ahnung, wer er ist und wie er dort hingekommen ist. Zu seinem (und eurem Glück) wird er direkt vom sprechenden Buch, Professor Omnipedia, begrüßt, das euch in einem kurzen Tutorial in die ersten Feinheiten des Kampfes einweist und die Lage ein wenig erklärt: Die Zombie-Seuche verbreitet sich im Königreich und es ist an euch und euren zunächst noch verschollenen Gefährten, das Problem wieder in den Griff und die Toten wieder unter die Erde zu bekommen. Auch die weitere Handlung erfindet das Rad nicht neu, was bei einem Titel wie Zombie Rollerz aber kein Drama ist. Als Motivator für das grundsätzliche Spiel reicht die Geschichte in jedem Fall und einige Kniffe in der Handlung, wie Brennjamins anfängliche Amnesie, lockern das Ganze gelegentlich sogar humorvoll auf.
Es rollt auch mit Ecken und Kanten
Das eigentliche Spiel ist in zwei Modi unterteilt, die sich regelmäßig abwechseln: Wenn ihr euch nicht gerade im Kampf befindet, wandert ihr durch eine aus Hexagonen zusammengekachelte Welt, erforscht Gebiete und sammelt Fähigkeiten und andere Verbesserungen. Die einzelnen Zonen werden bei jedem Spielstart, einem Roguelike entsprechend, vom System in einer neuen Variation erstellt, sodass laut den Entwicklern kein Spieldurchlauf dem anderen entspricht. Und auch die vielen Helden und Fähigkeiten, die sich in mehreren hundert Varianten kombinieren lassen, versprechen zumindest theoretisch viel Abwechslung, nachdem ihr sie in vorherigen Spielen nach und nach freigeschaltet habt. Leider untergräbt das Spiel seine Versuche, echte Spieltiefe zu gewinnen aber selber: Die prozedural generierten Gebiete sind vergleichsweise klein, sodass Veränderungen kaum auffallen und auch die Möglichkeit, die Karte zu erforschen, wurde durch Mechaniken, die vermutlich die Spieler der Handyversion zum Kauf von zusätzlichen Boosts motivieren sollen, ausgehebelt. So überzieht die euch verfolgende Zombieseuche das Land mit einem violetten Schleim, der euren Helden, wenn er sie durchquert, schnell das Leben kostet und immer wieder werden optionale Wege durch Hindernisse blockiert. Für die Beseitigung Letzterer müsst ihr seltene Schaufeln oder kostbare Lebenspunkte opfern oder die Gebiete einfach auslassen und auf fast direktem Weg zum nächsten Boss laufen.
Auch die Möglichkeit, mit unterschiedlichen Charakteren und besonderen Fertigkeiten zu spielen, ist zwar ganz nett, bringt auf dem Papier aber mehr Spielwert, als im tatsächlichen Abenteuer. Beginnt ihr nämlich einen Kampf mit einer Gruppe Zombies, wechselt das Spiel in den Kampfmodus, in dem ihr die Bösewichte auf einem zum Flipperautomaten geformten Schlachtfeld mit Stahlkugeln und Flipper-Hebeln vernichten müsst. Das läuft ebenso geradlinig und spaßig ab, wie ihr es euch vielleicht vorstellt. Ob der Ball dabei aber brennt, Eiswände erschafft oder Blitze wirft, ist in vielen Fällen ziemlich egal. Viel wichtiger ist es, die Zombies mit der Stahlkugel überhaupt zu treffen, bevor sie eure Flipper-Hebel erreichen und zerstören können, was immer auch direkt das Ableben eures Helden bedeutet. Dank einer kleinen Zielhilfe im Spiel, ist das Abschießen der Untoten grundsätzlich kein Problem. Doch den Freunden authentischer Flipper-Simulationen wird schnell auffallen, dass sich ein echtes Flipper-Gefühl nicht so richtig einstellt. Grund dafür ist, neben dem gerade in frühen Leveln schlichten Aufbau der Felder die Physik der Kugel mit der viele klassische Flipper-Tricks nicht simuliert werden können. Das nimmt dem Spiel für alle, die gerne Zombies mit einer großen Kugel überrollen wollen nicht den Spaß, macht den Titel aber für Spieler, die auf eine realistische Simulation der Ballphysik gehofft haben aber zu einer Enttäuschung. Ob ihr zu dieser Spielergruppe gehört, müsst ihr selber wissen. Was man dem Titel so oder so aber nicht absprechen kann, ist die kurzweilige Unterhaltung, die er mit sich bringt und ihn gerade auf kurzen Reisen zu einem guten Spiel zwischendurch werden lässt. Der stetig steigende Schwierigkeitsgrad sorgt dafür, dass Partien gerade anfangs nach 15 bis 30 Minuten vorbei sind und die Charaktere, die mit den Punkten am Spielende in überschaubaren Abständen freigeschaltet werden, werden Freunde des Genres immer wieder zu noch einer Runde motiviert.
Handy gut, alles gut?
Wenn ihr euch schon einmal an einem der unzähligen vermeintlich kostenlosen Handyspiele versucht habt mit denen die Appstores überflutet sind, seid ihr vermutlich schon der einen oder anderen Mechanik begegnet, die euch dazu motivieren soll, etwas Geld in das jeweilige Spiel zu investieren. Weniger Werbung, hübschere Charaktere oder auch tolle Extras, die das weitere Abenteuer erleichtern, gehören heute zum Standard mit dem Entwickler das Geld für ihre Arbeit gerne wieder reinholen möchten. Und während solche Paywalls oft zumindest irritierend wirken, ist ihr Nutzen doch nachvollziehbar, sodass die meisten Spieler sich an ihr Auftreten auf dem Free-2-Play-Markt gewöhnt haben. Umso merkwürdiger kann es dann aber wirken, wenn ein derartiges Spiel in Form einer Bezahlversion auf einer anderen Plattform erscheint und auch Zombie Rollerz: Pinball Heroes ist die Transformation nur zum Teil gut bekommen. Zwar wurden alle Mikrotransaktionen aus dem Spiel entfernt, sodass ihr mit dem Kauf des Spiels den vollen Umfang des Titels erhaltet. Die Mechaniken, die auf dem Mobiltelefon zum Kauf motivieren sollen, sind allerdings immer noch da und wirken zuweilen verloren und deplatziert. Bestes Beispiel hierfür sind die Spaten, die jeweils einmalig Wege von Schutt befreien können und die ihr irgendwann immer wieder in Schatztruhen findet. Und auch die uns durchgehend verfolgende Zombieseuche, die uns unermüdlich vorantreibt, wirkt eher wie ein Mittel zur Unterbindung endlos langer Spielrunden, als wie ein nötiges Gameplay-Element. Zwar wird das Spiel durch keines dieser Überbleibsel störend beeinflusst und in gewisser Hinsicht, machen sie den Titel im positiven Sinn sogar ein wenig geradliniger. Vermissen würde sie aber vermutlich trotzdem niemand.
Deutlich vorteilhafter an einer Portierung vom Appstore auf die Switch sind die geringen Hardware-Anforderungen, die solche Titel in der Regel mit sich bringen und die der Switch natürlich auch in diesem Fall sehr gelegen kommen. Grafik und Sound werden, wie es bei solchen Spielen oft die Regel ist, kaum jemanden vom sprichwörtlichen Hocker reißen, laufen aber in jeder Lage einwandfrei und flüssig. Das Gleiche gilt für die Steuerung und Ladezeiten, die, von einem kleinen Fehler beim Abschießen der Kugel einmal abgesehen, ebenfalls keine Wünsche offen lassen.
Fazit:
Auf dem Papier ist Zombie Rollerz: Pinball Heroes ein interessantes Spiel, das mit seinen Roguelike-Elementen und den hunderten freispielbaren Kombinationen aus Charakteren und Fertigkeiten unbegrenzt lange gut unterhalten kann. In der Realität sieht es leider ein wenig anders aus und mehr als einmal stolpert das Spiel über Designelemente, die es in dieser Version des Spiels eigentlich gar nicht mehr benötigen würde. Was übrig bleibt, ist ein kurzweiliges und unterhaltsames Arcade-Spiel, das dem Flipper-Genre mit ein paar lustigen Ideen ein wenig frischen Wind verleiht, ohne sich dabei übermäßig mit der Physik realistischer Flipperautomaten (oder deren Simulationen) zu befassen. Wer auf der nächsten Reise einen kleinen Zeitfresser sucht, Flipper-Spiele mag und nicht von Mikrotransaktionen belästigt werden möchte, kann dem Titel gerne eine Chance geben.