Test

Zombie Army 4: Dead War

Von Robert Emrich am 24.04.2022

Auf jeden “Sniper Elite”-Titel folgt ein “Zombie Army”-Spiel. Diesen Vorsatz haben sich offenbar die Entwickler des Rebellion-Studios gemacht, die, beginnend mit dem zweiten Teil, jedes Abenteuer des Scharfschützen Karl Fairburne mit mindestens einem Abstecher in die Welt der Untoten quittierten. So folgte auch auf das 2017 erschienene Sniper Elite 4 konsequent das untote Gegenstück Zombie Army 4, genau in dem Jahr, in dem Rebellion damit begann, die jüngsten Teile seiner Serien auf die Nintendo Switch zu portieren. Den Anfang machte 2020 die sehr gute Version des vierten Teils der Sniper-Reihe. Die jüngste Fortsetzung des Kampfes gegen Hitlers Armeen der lebenden Toten hat es erst jetzt auf Nintendos tragbare Konsole geschafft. Wie sich das Gemetzel spielt und ob sich das Warten gelohnt hat, verrät unser Test.

Nazis, Zombies und andere Fieslinge

Ein kurzer Rückblick: Nachdem Hitler in der alternativen Realität der Rebellion-Spiele 1945 klar wurde, dass er den zweiten Weltkrieg nicht mehr gewinnen kann, dachte er gar nicht daran, sich in seinem Bunker das Leben zu nehmen. Stattdessen ließ er mit okkulten Ritualen alle gefallenen Soldaten der Wehrmacht wieder auferstehen und schuf sich auf diesem Weg eine eigene Zombie-Armee, die er im Anschluss auf Deutschland und Europa losließ. Der reguläre Weltkrieg endete mit dieser monströsen Tat und wurde direkt vom “Dead War” abgelöst, in dem der internationale Widerstand gemeinsam die Toten bekämpfte. Letztlich gelang es den Kämpfern am Ende des dritten Teils, Hitler buchstäblich in die Hölle zu verbannen und sein Hauptquartier zu zerstören. Doch die nun ihres Anführers beraubten Zombies treiben weiterhin ihr Unwesen in Europa und erste Berichte über intelligenter agierende Untote und einen im Untergrund operierenden Nazi-Kult zwingen Karl und seine Mitstreiter dazu, ein weiteres mal in den Kampf für die Menschheit zu ziehen.

Wie in so vielen Spielen des Genres, ist die Handlung auch in Zombie Army eher Mittel zum Zweck und hält das Niveau zwischen überzeichneten Charakteren und stellenweise makabrem Humor auf der Höhe eines B-Movies. Unterstützt wird dieser Eindruck durch den optischen Stil des Spiels, sodass die Freude am Plot letztlich eine Geschmacksfrage ist. Grundsätzlich ist die Geschichte, die in kurzen Zwischensequenzen und in den Dialogen der Charaktere während der Missionen erzählt wird, eure wenig geforderte Aufmerksamkeit aber meistens wert. Denn selbst wenn sie es nicht schaffen wird, euch emotional an einen eurer Charaktere zu binden, liefert sie zumindest nützliche Informationen und die Motivation für den weiteren Verlauf des Spiels. 

Solides Gameplay ohne besondere Überraschungen

Zombie Army 4 gehört zum Genre der (kooperativen) Survival-Shooter, zu denen auch Spiele wie Back 4 Blood oder die beiden Teile der “Left 4 Dead”-Reihe gehören: Alleine oder mit bis zu drei Mitstreitern kämpft ihr euch durch ein begrenztes Areal, erledigt Aufgaben und wehrt euch immer wieder gegen Wellen von Gegnern, die in großer Zahl hinter euch her sind. Die Level sind dabei mit einem festen Start- und Endpunkt schlauchförmig aufgebaut, vermitteln aber mit vielen kleinen Abzweigungen den Eindruck offene Gebiete zu sein. Für Freunde von sammelbaren Gegenständen lohnt sich ein prüfender Blick in offene Häuser auf jedem Fall, da ihr neben allerlei Ausrüstung auch diverse Collectibles finden könnt. Anders als in den meisten Vertretern des Genres, habt ihr für derartige Exkursionen auch fast immer Zeit. In vielen Gebieten ist die Zahl der Untoten, die euch angreifen, nämlich begrenzt und nur gelegentlich erschafft das Spiel im Rahmen einer offenen Aufgabe regelmäßig neue Gegner. Etwa wenn ihr Portale zerstören sollt, durch die die Zombies euren Standpunkt angreifen. Auf der Seite der Zombies bietet euch das Spiel eine reiche Auswahl an Bösewichten, die im weiteren Verlauf immer intelligenter werden und damit auch schwerer zu töten sind. Während die ersten hirnlosen Angreifer noch vergleichsweise gemächlich auf euch zu hinken und mit einem guten Kopf- oder Körpertreffer ausgeschaltet werden können, sind spätere Gegnerklassen mit Schutzwesten, Waffen oder anderen Fähigkeiten ausgestattet, die euch das Leben schwer machen können. Einige besonders knackige Gehirnfresser fungieren natürlich auch als Bosse und erfordern von euch den ständigen Positionswechsel zwischen gezielten Schüssen. Wer stur auf der Stelle stehen bleibt, wird früher oder später auch von den leichtesten Gegnern aufgrund ihrer Masse gnadenlos überrannt. 

Doch auch auf der Seite der Helden steht für euch zum Glück einiges zur Auswahl, angefangen mit den acht verfügbaren Charakteren. Diese besitzen zwar alle dieselben Fertigkeiten, beherrschen aber jeder für sich eine einzelne Fähigkeit minimal besser als die Teamkollegen. Dementsprechend ist die Wahl des Charakters weitestgehend eine Frage des persönlichen Geschmacks. Habt ihr euch für einen der Protagonisten entschieden, geht es weiter mit der Wahl der Waffen. Aus dem Arsenal, das aus Schießeisen für weite Strecken, mittlere Strecken und Pistolen besteht, könnt ihr je ein Exemplar ausrüsten und diese im Verlauf des Spiels auch noch weiter aufwerten, um schwere Gegner einfacher besiegen zu können. Verschiedene passive Sonderfertigkeiten, eine veränderbare Nahkampffertigkeit sowie modifizierbare Ausrüstungsgegenstände runden die Möglichkeiten der Charakteranpassung ab und ermöglichen es euch, verschiedene Spielstile auszuprobieren, die sich zwischen den Kapiteln auch jederzeit ändern lassen. An der Seite von Mitspielern könnt ihr so unterschiedliche Aufgaben und Rollen innerhalb des Teams erschaffen, was dem Spiel im Multiplayer ein wenig zusätzliche, wenn auch oft nur theoretische Tiefe verleiht. Ohne Mitspieler stellt euch das Spiel nämlich keine K.I.-Kameraden zur Seite, sodass ihr im Singleplayer-Modus tapfer alleine den Kampf aufnehmen müsst. Netterweise passt das Spiel den Schwierigkeitsgrad aber immer an die Zahl der Mitspieler an. Unfair wird es also nie.

So schießt und hackt ihr euch durch die 32 Kapitel der neun Missionen des Grundspiels für die ihr euch mindestens zwölf Stunden Zeit nehmen solltet. Danach erwarten euch noch zwölf weitere Kapitel in den drei Missionen des ersten DLCs, der dem Spiel netterweise kostenlos beiliegt, sodass zügige Zombie-Jäger nach 16 Stunden alles gesehen haben sollten. Freunde von sammelbaren Gegenständen und erledigten Erfolgen können die benötigte Zeit aber lässig verdreifachen und wer dann noch nicht genug hat, kann gesondert noch zwei weitere DLCs mit weiteren Missionen erwerben oder an den Online-Events teilnehmen, die Rebellion regelmäßig startet. Zu tun ist also einiges, während ihr euch durch Italien, Kroatien, Transsylvanien, Deutschland und die Hölle kämpft. Alle Bereiche wurden mit viel Liebe gestaltet und die Atmosphäre des Spiels hat auch durch die Anpassungen an die grafischen Möglichkeiten keinen Schaden genommen. 

Einziger Wermutstropfen sind einige Längen im Gameplay, die sich in der Mitte des Spiels besonders im Singleplayer-Modus einstellen können, wenn sich beim steten Wechsel zwischen der Erkundung der Karte und dem Abwehren der Untoten ein leichtes Gefühl der Wiederholung einstellt. Diese Abschnitte im Spiel sind zwar per se nicht schlecht, hätten aber mit ein wenig mehr Abwechslung beim Missionsdesign deutlichen Mehrwert erhalten können. Zum Glück könnt ihr aber mit einigen Mitspielern relativ einfach selber für ein wenig zusätzliche Aufregung sorgen. 

Mit Freunden wird alles besser

Es wäre wohl ziemlich albern, Zombie Army mit bekannten kooperativen Survival-Shootern zu vergleichen, wenn das Spiel nicht selber auch eine Möglichkeit bieten würde, den Kampf gegen die Untoten an der Seite von anderen Mitspielern zu bestreiten. Und so wird es wohl kaum jemanden überraschen, dass der Titel euch einige Möglichkeiten gibt, um die anstehenden Schlachten nicht alleine austragen zu müssen, die wir uns im folgenden einmal genauer ansehen. Die schnellste und einfachste Methode ist wie so oft das Quick Match, bei dem ihr vom System mit anderen Spielern in eine Gruppe gepackt werdet und eine zufällige oder vorher ausgewählte Mission erledigen müsst. Alternativ, wenn ihr die Mission oder eure Mitspieler lieber selber bestimmen wollt, könnt ihr natürlich auch ein eigenes Spiel eröffnen und je nach Belieben Fremde oder Bekannte beitreten lassen - Eine Möglichkeit, die ihr auch lokal mit euren Freunden nutzen könnt, um mit ihnen gemeinsam im WLAN zu spielen. Dabei gilt es aber zu beachten, dass jeder Mitspieler nicht nur über eine eigene Switch Konsole, sondern auch über eine Kopie des Spiels verfügen muss. Splitscreens für eine gepflegte Runde im Couch-Koop bietet Zombie Army leider nicht an und auch das Crossplay mit Spielern auf anderen Konsolen ist aktuell nicht möglich. Besonders Letzteres ist schade, da die Switch als Plattform für Online-Survival-Shooter bisher nur in einigen wenigen Fällen von sich Reden machen konnte und die Zahl der potentiellen Mitspieler damit vermutlich überschaubar bleiben dürfte. Möglich ist das Spiel zu mehrt aber in jedem Fall und sollte von euch auch unbedingt einmal ausprobiert werden, sofern ihr die Kooperation mit anderen Spielern nicht grundsätzlich ablehnt. Wie schon Left 4 Dead und Back 4 Blood lässt sich auch Zombie Army ohne Probleme alleine spielen, gewinnt aber durch Mitkämpfer deutlich an Spieltiefe und Spaß, wenn ihr euch immer wieder gegenseitig helfen müsst, gleichzeitig aber um die Wette auf die untoten Massen schießt, um den Highscore für die aktuelle Runde aufzustellen. 

Blut, Hakenkreuze und noch mehr Blut

Dass es, wann immer Zombies in einer Geschichte auftauchen, nicht sonderlich feinfühlig auf dem Bildschirm zugeht, ist bereits seit George Romeros Zombie-Filmen aus den 80er Jahren bekannt. Und auch Zombie Army macht an dieser Stelle keine Ausnahme, wodurch sich der Titel seine Freigabe ab 18 redlich verdient hat. Wie schon die “Sniper Elite”-Spiele verfügt auch dieser Rebellion-Titel über die Kill Cam, die bei besonders gelungenen Schüssen der Flugbahn eurer Kugel folgt und den Schaden an den Organen des Gegners in der Röntgenansicht darstellt. Das liest sich an dieser Stelle vermutlich ziemlich extrem, sieht im laufenden Spiel aber oft beeindruckend aus und erreicht dabei eine vergleichbare Intensität, wie die Glory-Kills in den Doom-Spielen. Wer das aber nicht mag, kann die Kamera teilweise oder auch ganz abschalten. Leider gibt es keine entsprechende Option, wenn es um die im Spiel gezeigten Bluteffekte geht, die euch immer wieder um die virtuellen Ohren spritzen. Auch die vereinzelt dargestellten Hakenkreuze lassen sich nicht abschalten. Stilistisch passt das im Rahmen der Handlung aber alles gut zusammen. Spieler mit schwächerem Magen sollten sich der dargestellten Gewalt aber bewusst sein.

Jeder Schuss ein Treffer

Wie schon bei Sniper Elite 4 beweist Rebellion auch mit Zombie Army 4 wieder, dass die Switch mehr leisten kann, als uns viele schlechter optimierte Spiele weismachen möchten. Dass die Konsole dabei natürlich trotzdem nicht an die technischen Leistungen der Konkurrenz heranreicht, ist selbstredend. Und doch müssen wir Zombie Army 4 zugestehen, dass die Entwickler alle Register gezogen haben, um uns das Gemetzel mit stellenweise dutzenden auf uns zu wankenden Untoten so sauber und flüssig wie irgend möglich zu präsentieren. Sprich: Der Titel gehört in Sachen Optik klar zu den besseren Spielen für die Plattform. Dabei kommt ihm das im Vergleich zu Spielen wie Doom Eternal reduzierte Spieltempo klar zugute und liefert im Vergleich zu ID Softwares pfeilschnellem Schlachtfest schärfere Bilder bei identischer Bildrate. 

Sound und Sprachausgabe des Spiels sind ebenfalls gut und bieten klar verständliche Sprecher, sofern ihr mit der englischen Synchronisation keine Probleme habt. Deutsche Untertitel werden euch aber natürlich ebenfalls angeboten. Der Soundtrack untermalt das Geschehen auf dem Bildschirm mit atmosphärischen Melodien, ist aber nichts für das man das Spiel pausiert, um besser zuhören zu können. 

Die Steuerung, die schon in Sniper Elite dank der zuschaltbaren Bewegungssteuerung den Vertretern auf den anderen Konsolen leicht überlegen war, funktioniert auch in diesem Spiele wieder ausgezeichnet und lässt euch mit allen fähigen Controllern und auch der Switch Lite punktgenau auf eure Gegner anlegen. Besser und schneller zielt ihr auf anderen Plattformen höchstens per zuschaltbarer Zielhilfe oder mit Mouse und Tastatur am PC. Die angenehm schnellen Ladezeiten runden den durchweg positiven Eindruck der Technik hinter dem Spiel ab.

Unser Test der Mehrspieler-Funktion war, aufgrund der wenigen Spieler, die vor dem Release auf den Servern unterwegs waren, ein wenig eingeschränkt. In der einen Runde, in der wir Mitspieler fanden, lief aber alles flüssig und verzögerungsfrei. 

Fazit:

Zombie Army 4 ist eines dieser Spiele, dessen Wertung wir eigentlich von der Zahl der Mitspieler abhängig machen müssten. Im Singleplayer bietet euch der Titel ein solides und unterhaltsames Gemetzel, das Spaß machen kann, mit seinem Gameplay und der durchschnittlichen Handlung aber nicht über das gute Mittelmaß hinauskommt.

Im Koop mit Freunden, die das Spiel ebenfalls auf der Switch besitzen, sieht die Sache direkt ganz anders aus. Seite an Seite, im Kampf gegen Hitlers Legionen vereint, nimmt das Spielerlebnis deutlich an Fahrt auf und bietet euch ein Abenteuer, das den Vergleich mit Genregrößen wie Left 4 Dead und Back 4 Blood nicht scheuen muss. Doch diese Bedingung kann wohl nur von den wenigsten Spielern erfüllt werden und das Online-Matchmaking-System des Spiels bietet zwar einen guten, aber nicht vollwertigen Ersatz für das Erlebnis, mit den eigenen Freunden auf die Jagd zu gehen.

Was bleibt ist ein technisch sehr guter Shooter mit kleineren Schwächen, der Freunden des Genres auf jeden Fall einen Blick wert sein sollte, zumal nennenswerte Alternativen auf der Switch rar gesät sind. Nur wer mit dem Genre oder (un)toten Nazis wenig anfangen kann, sollte sich die Mühe sparen, um sich vielleicht von einem zukünftigen Teil der Reihe überzeugen zu lassen. Immerhin erscheint Sniper Elite 5 schon in einem Monat. 

Unsere Wertung:
7.5
Robert Emrich meint: "Alleine gut, zu mehrt besser und technisch in jedem Fall super. Rebellion zeigt ein weiteres mal, wo das Hirrrrn hängt."
Zombie Army 4: Dead War von Rebellion erscheint am 26.04.2022 für PC und PlayStation 4 und Nintendo Switch und XBox One und XBox Series. Wir haben die Version für Nintendo Switch getestet. Für diesen Test wurde uns ein Rezensionsexemplar von Rebellion zur Verfügung gestellt.
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