Test

Egglia Rebirth

Von Deniz Üresin am 08.03.2022

Die beiden Grafikdesigner Shinichi Kameoka und Koji Tsuda haben eine lange gemeinsame Reise hinter sich. Sie arbeiteten in den 90ern nicht nur an diversen Squaresoft-RPGs wie Trials of Mana und Legend of Mana, sondern gründeten nach ihrem Ausstieg bei Square auch zusammen das Nintendo-Studio Brownie Brown. Auch dieses verließen sie nach einigen Jahren, als es in 1UP-Studio umbenannt und umstrukturiert wurde und gründeten schließlich ein Indielabel namens Brownies. Die vielen Erinnerungen an diverse Mana-Titel gehen ihnen aber wohl auch nach all den Jahren und Firmenwechseln und -Gründungen nicht aus dem Kopf, denn ihr “neuer” Geniestreich Egglia Rebirth ähnelt immer noch in vielen Aspekten der Mana-Reihe. Wie sich dieses skurrile Spiel auf der Switch macht, erfahrt ihr wie immer im NplusX-Test.

Legend of Mana 2

Die Überschrift sagt quasi alles. Egglia bedient sich stilistisch sehr stark bei Legend of Mana, was sofort bei der Einleitung ins Auge fällt: Die Welt ist nach einem schrecklichen Ork-Angriff von den Göttern fragmentiert und in Eier verpackt worden. Es liegt nun an euch, einem frisch aufgewachten, hornlosen “Redcap”, die Eier auszubrüten und die Bruchstücke der Welt wieder zusammenzufügen. Neben eurem neuen Heimatdorf, in dem ihr fortan für das Wohlergehen aller neuen Bewohner sorgen müsst, befinden sich auf den anderen Weltfragmenten von Monstern und skurrilen Charakteren besiedelte Areale, die ihr erkunden könnt. Anders als bei seinem geistigen Vorgänger hat die Platzierung der Fragmente auf der Oberwelt allerdings keinen Einfluss auf die verfügbaren Sidequests und Ereignisse, was in diesem Fall ein Pluspunkt ist, denn diese völlig unerklärte Mechanik in Legend of Mana hat eh niemand so richtig verstanden. 

Auch einen roten Faden oder einen tieferen Sinn hinter dieser Story sucht ihr in Egglia vergeblich. Das Spiel lebt wie auch sein großes Vorbild von den episodenhaften und teilweise schrägen Charakterstorys, die ihr mit eurem stummen Protagonisten meist unbeteiligt mitverfolgt. Nach Abschluss dieser Stories bekommt ihr meist neue Dorfbewohner oder Welt-Fragment-Eier, was euch Zugang zu neuen Leveln und Sidequests verschafft.

Ever Oasis: Das Brettspiel

Auch am 3DS-Titel Ever Oasis saßen einige Mana-Veteranen, weswegen ich das Spiel als Vergleich zum Dorfleben in Egglia heranziehe. Die Dorfbewohner in Egglia besitzen zwar keine Shops, aber ihr könnt ihnen auch Häuser bauen und diese aufwerten, sowie ihnen Geschenke machen oder kleinere Aufträge für sie erledigen, damit sie glücklicher werden, was euch letztendlich mit neuen Eiern oder Sidequests belohnt. Sidequests bestehen dabei zu 100% aus Besorgungsaufträgen oder Leveln, durch die ihr euch durchkämpfen müsst. Hier kommt der Brettspielaspekt zum Tragen: In den Leveln könnt ihr euch nämlich nicht frei bewegen, sondern seid an einen Würfel gebunden. Innerhalb einer vorgegebenen, maximalen Zugzahl müsst ihr euren Charakter auf dem Brett zum Ziel manövrieren, und dabei bestenfalls noch ein paar Schatztruhen öffnen, Bäume fällen und Gegner besiegen. Angreifen könnt ihr Gegner eines benachbarten Feldes und eure zuletzt gewürfelte Augenzahl hat einen Einfluss auf eure Angriffskraft. Auch wenn ihr euch allein über das Spielfeld bewegt, könnt ihr bis zu drei Spirits ausrüsten und bis zu zwei Dorfbewohner mit auf die Reise nehmen. Letztere beeinflussen aber lediglich die Drop- und Fundraten der Items, die ihr aufsammelt oder durch das Besiegen von Gegnern bekommt, während die Spirits euch Angriffs- und Heilzauber gewähren. 

Vom Handy auf die Switch

Wenn ihr vor dem Start eines Levels eure Begleiter auswählt, wird euch bei ihnen eine Ausdauerleiste ins Auge fallen, die sich pro Zug verringert und erst mit der Zeit wieder auffüllt. Ist die Leiste komplett leer, könnt ihr den Charakter nicht mit auf Beutezug nehmen und je niedriger sie ist, desto schlechter werden die entsprechenden Item-Dropraten. Das erinnert euch an Handyspiele? Könnte daran liegen, dass Egglia tatsächlich einst ein solches war. So erklären sich auch die anderen zeitabhängigen Features des Spiels: Neue Spirits bekommt ihr ähnlich wie in einem Gacha-Spiel durch Zufall, wenn ihr bestimmte Speisen zubereitet und an einem Altar darbietet. Außerdem könnt ihr Gemüse anpflanzen und Juwelen herstellen, was immer mit einer gewissen Wartezeit verbunden ist, die ihr mit entsprechenden Items verkürzen könnt. Leider haben die Entwickler es verpasst, die Touchscreen-Steuerung mit zu portieren, sodass ihr auch im Handheldmodus an die Knopfsteuerung gebunden seid - kein großer Wermutstropfen, aber manche Menüs ließen sich per Touch-Steuerung tatsächlich etwas einfacher navigieren. Abseits davon ist der Port gelungen, die Bildrate und Auflösung bleiben erwartungsgemäß konstant und der kultige Mana-Artstyle macht auch auf der schwachen Switch noch eine gute Figur, auch wenn die Grafik nicht ganz so märchenhaft ist wie bei Legend of Mana. 

Fazit:

Egglia ist ein kurioses kleines JRPG, das gut zwischendurch in kleinen Sessions genossen werden kann und daher perfekt auf die Switch passt. Trotz der schrägen Charaktere und des Brettspielaspekts kann der Titel aber in keinem Aspekt wirklich begeistern - wer also ein episches Abenteuer bestreiten oder sich in superkomplexe Gameplay-Mechaniken reinfuchsen will, sollte die Finger von Egglia lassen. Wer sich allerdings ein goldiges Brettspiel mit vielen RPG-Elementen gönnen möchte, kann mit dem Spiel für den kleinen Preis von 19,99 Euro nicht viel falsch machen. 

Vielen Dank an Brownies Inc. für die Bereitstellung des Testmusters.

Unsere Wertung:
5.5
Deniz Üresin meint: "Nettes Indie-RPG, welches nichts besonders gut oder besonders schlecht macht."
Egglia Rebirth von Brownies Inc. erscheint am 10.02.2022 für Android und Nintendo Switch. Wir haben die Version für Nintendo Switch getestet.
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1 Kommentar:
Pogo)
Pogo
Am 08.03.2022 um 22:59
Ich verstehe bis heute nicht, warum es nie einen richtigen Nachfolger zu Trials of Mana/SD3 gab. Anstelle dessen kamen und kommen noch immer solch Merkwürdigkeiten wie SD4, Egglia, Heroes, Childrenn etc. raus. Es ist so traurig.
Gebt mir dooch einfach einen simplen Nachfolger zu Trials mit hübschem Mana Stil und Hiroki Kikuta Musik und ich bin glücklich